Hamburg/Norderstedt. Die HSG Nord HU wollte mit dem HSV zusammengehen. Am Sonntag sind die beiden Mannschaften Gegner.

Wie eine Auswärtspartie wird es sich schon nicht anfühlen, Olaf Knüppel hat sich da vergewissert. Etwa 70 Prozent der Kartenbestellungen für das Handballspitzenspiel der Dritten Liga Nord am Sonntag um 17 Uhr kämen postalisch aus dem Einzugsgebiet der HSG Norderstedt Henstedt-Ulzburg. Und selbst wenn die Anhänger des HSV Hamburg sich unter den 1600 Zuschauern lautstark bemerkbar machen sollten: „Solche Spiele tun der Liga doch gut“, sagt der Geschäftsführer des Tabellenführers. Die Moorbekhalle ist ausverkauft, das haben letztmals die Volleyballer des 1. SC Norderstedt in den 80er-Jahren geschafft.

Wenn es allerdings nach Knüppel gegangen wäre, dann gäbe es dieses Derby gar nicht. Nachdem der HSV im Januar seine Profimannschaft im Zuge des Lizenzverlusts und der Insolvenz aus der Bundesliga abgemeldet hatte, schlug der SV Henstedt-Ulzburg eine Spielgemeinschaft vor. Denn auch der damalige Zweitligist war wirtschaftlich an seine Grenzen gestoßen. Doch die Hamburger, deren erster Geschäftsführer Knüppel einst war, wollten den Neuanfang lieber allein bewältigen.

„Das ärgert mich nach wie vor“, sagt Knüppel, „weil ich glaube, dass wir zusammen mehr Power gehabt hätten, um den Neuanfang für den Handball in Hamburg zu gestalten.“ Den Plan, näher an Hamburg heranzurücken, haben sie am Nordrand deshalb aber nicht aufgegeben. Mit den Oberligisten HG Hamburg-Barmbek, am Sonnabend (18 Uhr, Langenfort) Gastgeber für die zweite Mannschaft des THW Kiel, der SG Hamburg-Nord – sie empfängt zeitgleich am Tegelsbarg den FC St. Pauli –, dem TuS Esingen und dem fünftklassigen TSV Ellerbek laufen Gespräche über eine Kooperation.

HSG Nord HU profitiert vom großen Nachbarn

„Ziel bleibt, dass wir als HSV Norderstedt in der nächsten Saison eine Spielgemeinschaft unter dem Namen Hamburg Metropolitans bilden“, sagt Knüppel. Zu dem Thema ist auch beim Derby ein Sponsorentermin geplant.

Trotz des Grolls bescheinigt Knüppel seinem früheren Club HSV Hamburg „einen guten Job. Dass sie mehr als 3000 Zuschauer bei ihren Heimspielen haben, spricht für ihre Vermarktung“. Auch habe sich der große Nachbar an sein Versprechen gehalten, nicht mit einem Millionenetat und zahlreichen Profis den Wettbewerb zu verzerren.

Indirekt immerhin hat auch die HSG Nord HU, wie sie sich selbst abkürzt, vom großen Nachbarn profitiert. Drei Spieler kommen aus der HSV-Jugend, Kreisläufer Robert Schulze spielte sogar für Hamburg in der Champions League. Im Kader des Tabellendritten HSV wiederum stehen drei Spieler, die einmal auf der Gegenseite in der Zweiten Bundesliga aktiv waren.

Sportdeutschland.tv überträgt wegen der großen Nachfrage die Partie per Livestream mit Kommentar.