New York . Deutsche Nummer zwei hat die Chance auf den Titel im Mixed. Serena Williams im Halbfinale, böse Überraschung für Andy Murray.

Eher durch Zufall ist Laura Siegemund bei den US Open im Mixed-Wettbewerb gelandet - und jetzt steht die 28-Jährige aus Metzingen plötzlich im Endspiel. „Des isch eigentlich eine witzige Schdory“, sagte die Schwäbin vor dem Finale am Freitag (18 Uhr MESZ) mit dem Kroaten Mate Pavic gegen Coco Vandeweghe und Rajeev Ram aus den USA. Weil sie von den Olympischen Spielen eine schwere Erkältung mitgeschleppt hatte nach New York, wusste sie zunächst nicht, ob sie sich überhaupt für das Mixed einschreiben sollte.

Dann erkundigte sie sich, wer noch eine Tennis-Partnerin suchte. „Mit Singles-Ranking 27 bist du natürlich most wanted“, erzählte die redefreudige Siegemund. Da sie aber wegen ihrer Erkrankung bis zum Schluss unentschlossen war, ob sie würde antreten können, hielt sich das Interesse vieler Herren in Grenzen. „Mate war der einzige, der total tiefenentspannt war. Er sagte, wir schreiben uns einfach erst mal ein, und wenn es nicht geht, dann lassen wir es halt.“

Es ging - und zwar ziemlich gut. Und es passt zu Siegemunds verrücktem Jahr, in dem sie in Australien erstmals die dritte Runde eines Grand-Slam-Turniers erreichte und als Weltranglisten-27. jetzt zweitbeste Deutsche hinter Angelique Kerber ist. Nun will sie aber noch mehr. „Ein Titel wäre natürlich gigantisch“, sagte Siegemund.

Serena Williams folgt Angelique Kerber

Derweil lässt Serena Williams im Fernduell mit Kerber um die Führung in der Weltrangliste nicht locker. Die 22-malige Grand-Slam-Siegerin aus den USA kämpfte sich durch das 6:2, 4:6, 6:3 gegen Simona Halep (Rumänien) ins Halbfinale der US Open. Dort trifft sie am Donnerstag (19 Uhr OZ/1 Uhr MESZ) auf die Tschechin Karolina Pliskova.

Im Anschluss spielt Kerber (Kiel) gegen die zweimalige Finalistin Caroline Wozniacki aus Dänemark um ihr drittes Grand-Slam-Endspiel in dieser Saison. Gewinnen Williams und Kerber weiter, kommt es im Finale am Sonnabend (16 Uhr OZ/22 Uhr MESZ) zum direkten Duell um Platz eins.

Die sechsmalige Turniersiegerin Williams geriet im Viertelfinale gegen die Weltranglistenfünfte Halep erstmals in Bedrängnis. Nachdem die 34-Jährige in den ersten vier Partien kein einziges Break kassiert hatte, gab sie nun zweimal ihren Aufschlag und auch den ersten Satz im Turnierverlauf ab. 25 vermeidbare Fehler leistete sich Williams im zweiten Durchgang, erst im entscheidenden Satz steigerte sie sich wieder und feierte nach 2:15 Stunden ihren achten Sieg im neunten Duell mit Halep.

"Ich wusste, ich kann besser spielen, ich habe im zweiten Satz meinen Rhythmus ein wenig verloren und Simona hat klasse gespielt", sagte Williams: "Ich bin glücklich, wieder im Halbfinale zu sein. Das ist eine große Möglichkeit für mich."

Gegen Halbfinaldebütantin Pliskova (24) gilt Williams trotz der Schwächephase als klare Favoritin. Die Weltranglistenelfte, die beim Vorbereitungsturnier in Cincinnati/Ohio mit dem Finalsieg über Kerber deren Sprung auf Platz eins zumindest vorerst verhindert hatte, zog durch das souveräne 6:2, 6:2 gegen Ana Konjuh (Kroatien) in die Vorschlussrunde ein.

Murray von Nishikori düpiert

Bei den Herren ist unterdessen Olympiasieger Andy Murray überraschend im Viertelfinale ausgeschieden. Der Weltranglistenzweite aus Großbritannien unterlag dem Japaner Kei Nishikori nach einem Krimi über 3:58 Stunden 6:1, 4:6, 6:4, 1:6, 5:7. "Ich wäre liebend gerne weitergekommen, doch es sollte heute einfach nicht sein", sagte Murray.

Nishikori, der 2014 in New York das Endspiel erreicht hatte, trifft im Halbfinale am Freitag auf Stan Wawrinka (Schweiz/Nr. 3), der den Olympiazweiten Juan Martin del Potro 7:6 (7:5), 4:6, 6:3, 6:2 bezwang. Der Argentinier war nach drei Operationen am linken Handgelenk erstmals seit drei Jahren in Flushing Meadows am Start. In der Partie gegen Wawrinka ließ sich del Potro an der rechten Schulter behandeln.

Murray kassierte seine zweite Niederlage in den vergangenen 28 Matches. Der 29-Jährige hatte in diesem Sommer neben der Goldmedaille in Rio auch den Titel in Wimbledon und das Vorbereitungsturnier im Londoner Queen's Club gewonnen. Bei den Australian und den French Open hatte er zuvor im Finale gegen Novak Djokovic verloren. Der Titelverteidiger aus Serbien spielt am Freitag gegen den Franzosen Gael Monfils um den Einzug ins Endspiel.

Nishikori, der bei den Olympischen Spielen in Rio nach der Niederlage im Halbfinale gegen Murray Bronze gewonnen hatte, feierte seinen zweiten Sieg im neunten Duell mit dem Schotten. Für den 26-Jährigen ist es das erste Grand-Slam-Halbfinale nach seinem Lauf bei den US Open vor zwei Jahren.

Murray ließ sich während der Partie zweimal aus dem Konzept bringen, von der Regenpause im zweiten Satz, als das Dach über dem Arthur-Ashe-Stadium geschlossen wurde, und von der Diskussion nach einem lauten Gong, der beide Spieler zu Beginn des vierten Durchgangs mitten im Ballwechsel störte. Im entscheidenden Satz holte Murray erst einen 2:4-Rückstand auf, gab jedoch bei 5:5 zum insgesamt neunten Mal in der Partie seinen Aufschlag ab. Wenig später verwandelte Nishikori seinen ersten Matchball zum Sieg.