Zehn Tage lang werden wir mit einer Mischung aus Erstaunen und Bewunderung vor dem Fernseher sitzen und uns fragen, wie die das schaffen: so beeinträchtigten Körpern so beeindruckende Leistungen abzuringen, dem Schicksal zu trotzen und das Beste daraus zu machen? Und wie alle zwei Jahre wieder werden uns die Paralympics den Spiegel vorhalten: Wie weit sind wir gekommen bei der Inklusion, der vollständigen Teilhabe Behinderter an der Gesellschaft?

Wir sind, das ist klar, noch lange nicht am Ziel, aber wohl einen großen Schritt weiter als das Gastgeberland. 80 Prozent der schätzungsweise 12,5 Millionen behinderten Brasilianer beklagen, dass ihre Rechte nicht respektiert würden. In Rio gab es bislang kaum behindertengerechte Gebäude, geschweige denn Sportanlagen. Selbst das olympische Dorf hält nicht immer die versprochene Barrierefreiheit ein, wie Athleten bei ihrer Ankunft feststellen mussten. Zwischenzeitlich stand sogar die Finanzierung der Paralympics infrage. Und die Kartennachfrage verlief zumindest bis vor Kurzem schleppend.

Ein wenig hat es den Anschein, dass die Paralympics in ein Entwicklungsstadium zurückgefallen sind, das man überwunden glaubte, spätestens seit London 2012. Damals waren die Arenen ausverkauft, die Stimmung großartig, die Inszenierung perfekt. Rio wird das unmöglich übertreffen können. Aber wenn die Paralympics etwas dazu beitragen können, im Gastgeberland das Bewusstsein für die Bedürfnisse behinderter Menschen zu schärfen, hätten sie diese Welt schon ein kleines bisschen besser gemacht. Olympia hat das nicht geschafft.