Hamburg. Kosovas Trainer wird von Torschütze Farahi umgerannt, MSV Hamburgs Trainer Dassow geht, Teutonia spielt international.

Mit hängenden Mundwinkeln wurde Visar Galica von Trainer Thorsten Beyer ausgewechselt. Kurz nach seinem wichtigen 1:0 (48.) für Klub Kosova gegen den FC Türkiye musste der Stürmer das Feld verlassen – und freute sich wenig später über seine Auswechslung. Es ging sogar noch weiter: Galica lobte seinen Trainer ausdrücklich dafür, denn für ihn kam Abdul Farahi ins Spiel. Der erzielte das spielentscheidende 2:0 (72.) für Kosova und stellte somit den ersten Dreier in der Oberligageschichte sicher. „Uns ist ein ganz großer Brocken vom Herzen gefallen“, freute sich Galica über den Sieg im ersten Wilhelmsburger Duell in der Oberliga seit 1958.

„An damals kann sich keiner mehr erinnern“, fand Thorsten Beyer, der das Spiel vom Sonntag hingegen vermutlich sehr gut in Erinnerung behalten wird. Er wurde von Farahi nach dem 2:0 umgesprungen und unter einer Traube von jubelnden Spielern begraben. „Ein bisschen Angst hatte ich schon um meinen Rücken, als dieser 1,92 Meter große Spieler auf mich zugerannt kam. So etwas ist mir in 30 Jahren noch nicht passiert. Aber dann hab ich mich darauf eingelassen und es war ein schönes Gefühl. Zwei Wochen mit Rückenschmerzen zu schlafen hätte ich dafür heute aber auch in Kauf genommen.“

Neue Abendblatt-Amateurfußball-Offensive

Daouri berappelt sich. Diese Szene wird in keinem Saisonrückblick fehlen. Adel Daouri vergab im Regionalligaspiel des HSV II gegen Lupo Martini Wolfsburg (1:0) eine tausendprozentige Chance. Seinen von Lupos Torwart Marius Sauß parierten Elfmeter hätte Daouri aus fünf Metern im zweiten Anlauf nur noch ins leere Tor schieben müssen. Die HSV-Fans jubelten schon, aber Daouri traf den Pfosten. „Ich weiß nicht, was er sich da gedacht hat. Vielleicht war er zu locker. Das war Wahnsinn“, sagte HSV II-Trainer Dirk Kunert. „Ich war zu relaxed, dachte, der Ball ist schon drin. So ist das passiert“, erklärte Daouri. Positiv: Der Mittelfeldspieler rappelte sich wieder auf und wurde schließlich doch noch zum Helden des Tages. Auf Vorlage von Torles Knöll erzielte er in der 62. Minute das Tor des Tages zum ersten Saisonsieg für die Rothosen. „Es ist mir schwergefallen und nach meinem Treffer habe ich Angst gehabt, dass noch der Ausgleich fällt. Aber im Leben muss man immer weitermachen“, sagte ein erleichterter Daouri.

Dassow schmeißt hin. Der Trainer des Ost-Bezirksligisten MSV Hamburg, Ulf Dassow, ist überraschend zurückgetreten. Am Freitag beim 2:3 im Heimspiel gegen TuS Hamburg saß bereits Teammanager Christian Busse auf der Bank. Noch zwei Tage zuvor hatte Dassow den MSV vor dem Sportgericht des Hamburger Fußball-Verbandes im Fall des vielbeachteten Spielabbruchs vom 5. August vertreten. Die MSV-Akteure hatten den Platz beim Stand von 0:3 verlassen, nachdem Schiedsrichter Tobias Tewes (Germania Schnelsen) angeblich die Aussprache des aus Burkina Faso stammenden MSV-Akteurs Amdao Nana nachgeäfft hatte. Tewes gab seinerseits im Spielbericht an, er sei von MSV-Akteur Björn Feuerlein beleidigt worden. Keine der Behauptungen konnte bewiesen werden. Feuerlein wurde vom Sportgericht für acht Spiele gesperrt, das Spiel mit 3:0 für Glinde gewertet, der MSV muss 200 Euro wegen mangelnden Ordnungsdienstes zahlen (Abendblatt berichtete).

„Ich habe den Vorstand des MSV um eine sofortige Aufhebung meines Vertrages gebeten. Auf die Gründe möchte ich nicht näher eingehen. Nur insoweit, dass es sich um meine alleinige Entscheidung handelt. Ich danke dem MSV und der Mannschaft für die Zusammenarbeit der letzten Wochen und drücke ihnen für die weitere Saison die Daumen“, lautete Dassows Erklärung. Gegen das Urteil des Sportgerichts kann der MSV Protest einlegen. Die Einspruchsfrist läuft bis Mittwoch.

Untypische Engländer. Unvergessliche Erfahrungen sammelte die Landesligamannschaft der Alten Herren von Teutonia 05 im Testspiel gegen den FC Athletic Crayford aus dem Süden Englands. Die Gäste von der Insel hatten sich überraschend auf die Suchanzeige der Teutonen nach einem Testspielgegener gemeldet. „Ich dachte erst, das wäre ein Witz“, sagte Teammanager Hüseyin Gülcemal. Es war keiner. Das Team aus der „Sunday Legaue“ (vergleichbar mit der deutschen Bezirksliga) kam am Sonnabend wirklich an die Kreuzkirche – als erster englischer Gegner der Vereinsgeschichte. Er bot den Teutonen einen packenden Schlagabtausch. Nach 90 Minuten stand es 2:2.

Es folgte zur Verwunderung der begeisterten 150 Fans ein Elfmeterschießen. „Sie meinten, das sei bei ihnen so üblich, wenn ein Spiel Remis ausgehe“, sagte Gülcemal. Die aufgrund der Strafstoß-Historie der Engländer arg gewagte Bitte führte sogar zum Erfolg. Die Gäste siegten mit 7:6. Danach wurde gemeinsam gefeiert. „Das war eine unglaubliche Erfahrung für uns. Wir werden sie nie vergessen“, so Gülcemal.


Neuer Chef in Curslack. Michael Hering wird sein Amt als Präsident des SV Curslack-Neuengamme abgeben. Er kandidiert im Februar 2017 nicht für die Wiederwahl. Nachfolger soll Martin Füllenbach werden. Einmal gut ohne ihren Chef aus kamen die Curslacker Oberligafußballer in Niendorf. Trainer Torsten Henke weilte mit seinen Kindern im Urlaub auf Mallorca und verpasste zum ersten Mal in seiner 14-jährigen Tätigkeit am Gramkowweg ein Spiel seiner Jungs. Co-Trainer Matthias Figge vertrat ihn stark. Curslack siegte durch die Tore von Witalij Wilhelm (71.) und Christoph Hammel (77.) mit 2:0 – und bekommt als Prämie von Henke nach seiner Rückkehr ein Essen spendiert.