Hamburg. Der Barmer-GEK-Alsterlauf in Hamburg wird bei seiner 27. Auflage erstmals Schauplatz deutscher Meisterschaften.

Spät am kommenden Donnerstagabend bricht Wolfgang Timm zu einer nächtlichen Tour durch Hamburg auf. Es gilt, die Strecke des Alsterlaufs zu vermessen. Die Linienführung hat sich zwar nicht groß geändert seit der Premiere im Jahr 1990: Gestartet wird in zwei Blöcken an Mönckeberg- und Steinstraße, von dort geht es gegen den Uhrzeigersinn einmal um die Außenalster, bevor das Ziel am Ballindamm erreicht ist. Macht zehn Kilometer. „Aber wir wollen es noch einmal ganz genau wissen“, sagt Timm, einer von nur einer Handvoll lizenzierten deutschen Vermessern.

Grund für die Akribie: Bei seiner 27. Austragung am 11. September ist der Barmer-GEK-Alsterlauf, wie er mit vollem Namen heißt, erstmals Schauplatz deutscher Straßenlaufmeisterschaften. „Das war schon lange ein Wunsch von uns“, sagte Veranstalter Karsten Schölermann von der Agentur BMS. Er sieht den Zuschlag auch als Anerkennung, „dass wir den deutschen Spitzensport schon immer hochgehalten haben“. Dadurch habe man auch jene Skeptiker im Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) überzeugt, die eine eigenständige Meisterschaft ohne Hobby- und ausländische Eliteläufer bevorzugt hätten.

Insgesamt 22 deutsche Meistertitel bis hin zur Altersklasse 80 sind nun zu vergeben – zusätzlich zu den Hamburger Meisterschaften, die weiterhin Bestandteil des Laufs sind. Die erwarteten 300 bis 500 zusätzlichen Starter könnten helfen, den Teilnehmerschwund aus dem Vorjahr wieder wettzumachen. Damals war der Alsterlauf mit 3568 Finishern um fast 17 Prozent hinter dem Jubiläumsjahr 2014 (4197 Finisher) zurückgeblieben und in der inoffiziellen Rangliste der größten deutschen Zehnkilometerläufe vom fünften auf den siebten Platz zurückgefallen.

„Wir wollen damit aber auch ein Zeichen setzen, dass der Leistungssport in Hamburg nach dem verlorenen Referendum noch eine Perspektive hat“, sagte Klaus Jakobs, Geschäftsführer des Hamburger Leichtathletik-Verbands. Zum zweiten Mal bereits in diesem Jahr wird die Stadt Austragungsort deutscher Leichtathletikmeisterschaften, nach denen in der Halle im Mehrkampf im Januar, und zum ersten Mal in einer Straßenlaufdisziplin seit 2011. Damals wurden beim Haspa-Marathon die Titel über die 42,195 Kilometer vergeben. Der entsprechende Vertrag mit dem DLV, ursprünglich für zwei weitere Jahre gültig, wurde allerdings vorzeitig gekündigt: Die besten Läufer des Landes zogen damals auf Anraten des Trainerstabs einen Start in Düsseldorf vor.

Die Gefahr sollte diesmal nicht bestehen. Veranstalter Schölermann hofft noch Olympiateilnehmer Arne Gabius vom Lauf-Team Haspa-Marathon von einem Start in seiner Heimatstadt überzeugen zu können. Eine Topathletin hat bereits zugesagt: Heike Drechsler (51), zweimalige Olympiasiegerin im Weitsprung, wird wie im Vorjahr den Startschuss geben und sich dann selbst auf die Strecke begeben.