Hamburg. Traditionsverein fordert vom Turnverband Maßnahmen zur Förderung des Leistungssports. Schadhafte Geräte müssten repariert werden.

Die letzten Autogramme wurden noch geschrieben, als in der Sporthalle Hamburg am Sonntagabend die Lichter ausgingen. Ein 30-minütiger Stromausfall brachte die Aufräumarbeiten ins Stocken, und wer wollte, konnte darin ein böses Vorzeichen sehen: Kaum ist der Glanz der deutschen Meisterschaften verflogen, da kehrt das Gerätturnen in Hamburg auch schon wieder in sein Schattendasein zurück.

Beim Studium der Ergebnislisten war nicht zu übersehen, dass dieser olympische Traditionssport im äußersten Norden des Landes offenbar keine große Rolle spielt. Baden-Württemberg, Bayern und die Ostverbände dominieren. Hamburg dagegen stellte von 58 DM-Teilnehmerinnen und -Teilnehmern nur einen (zugewanderten). Wer nach den Gründen dafür sucht, sollte im Leistungszentrum des Verbands für Turnen und Freizeit (VTF) in der Angerstraße anfangen. Die Geräte sind veraltet, Flächen und Trainingszeiten knapp.

Die Hamburger Turnerschaft von 1816 – zu ihrem Jubiläum waren die Meisterschaften überhaupt in die Stadt geholt worden – hat deshalb den VTF aufgefordert, Verbesserungsmaßnahmen einzuleiten. „Nach aktuellem Stand und Zustand der Geräte und Matten ist eine Ausrichtung eines Wettkampfes des Deutschen Turner-Bundes in dieser Halle nicht möglich“, heißt es in einem Antrag an den VTF-Verbandstag am kommenden Donnerstag.

So seien Matten und Böden in der großen Dreifeldhalle „durchgetreten“, bedürften die Schwebebalken neuer Bezüge, seien Verankerungen an Sprungtisch und Stufenbarren nicht mehr voll funktionsfähig. Auch genüge die Unterkonstruktion der Bodenfläche, die 1998 aus dem Bestand der Männer-EM in Bremen gebraucht angeschafft worden war, nicht mehr den internationalen Standards. „In der Konsequenz bedeutet das, dass kein leistungsorientiertes Training in vollem Umfang und nach den vom DTB geforderten Bedingungen möglich ist“, heißt es weiter. Gefordert wird deshalb, dass schadhafte Geräte repariert oder ausgetauscht werden und regelmäßig eine Wartung durch eine Fachfirma erfolgt.

In einem weiteren Antrag der HT 16 werden transparente Kriterien bei der Vergabe der Trainingszeiten angemahnt. „Geltender Grundsatz für ein Leistungszentrum sollte sein, dass hier ausschließlich die besten und talentiertesten Athletinnen und Athleten trainieren dürfen.“ Dies sei derzeit nur bei den Gerätturnerinnen sichergestellt, nicht aber im männlichen Bereich und in der rhythmischen Sportgymnastik.

DTB-Präsident Rainer Brechtken äußerte am Sonntag die Hoffnung, „dass diese Meisterschaften einen Impuls zur Entwicklung des Leistungssports in Hamburg geben können. Es wird darauf ankommen, dass man begreift, dass es dafür eines soliden Unterbaus im Sinne der Talententwicklung bedarf.“