Die Chancenverwertung wird bei den Eidgenossen zum Problem. Bundesliga-Profi Mehmedi verhindert immerhin Schlimmeres.

Granit Xhaka stemmte grimmigen Blickes die Hände in die Hüften, die Auszeichnung zum „Mann des Spiels“ nahm er ohne jeglichen Anflug eines Lächelns hin. Der Anführer der Schweiz war nach dem 1:1 (0:1) gegen widerspenstige Rumänen enttäuscht - denn mit einem Sieg wären die Eidgenossen als erste Mannschaft ins EM-Achtelfinale eingezogen. HSV-Profi Johan Djouou spielte souverän und stand in der Defensive seinen Mann.

Daraus wurde nichts, doch gefeiert wurden die mit sechs Bundesliga-Profis angetretenen Schweizer auf dem Weg zu ihrer Fankurve dennoch. Wer nachrechnet, stellt fest: Sie haben ihren Matchball zwar vergeben, sind aber fast am Ziel. Ihre vier Punkte dürften genügen, um am Ende zumindest einer der vier besten EM-Gruppendritten zu sein. Das würde zum erstmaligen Einzug in die K.o.-Runde einer EURO reichen. „Wir sind fast sicher weiter“, sagte Trainer Vladimir Petkovic.

Verlassen wollen sich die Schweizer darauf freilich nicht. „Jetzt werden wir eben im dritten Gruppenspiel alles klarmachen“, sagte Admir Mehmedi, der mit seinem Tor (57.) zumindest einen Punkt gerettet hatte. Der Edelreservist von Bayer Leverkusen klagte: „Wir machen sehr, sehr viel richtig, es war eine Superleistung. Es fehlt aber momentan das Glück.“ Zum Abschluss geht es in der Gruppe A gegen Gastgeber Frankreich.

Rumänien erkämpfte sich das Remis

Rumänien hatte sich das Unentschieden und damit seinen ersten Punkt redlich verdient. Technisch versiert, kampfstark, gut organisiert - mit einem Sieg gegen Albanien kann die Mannschaft von Anghel Iordanescu sogar noch Tabellenzweiter werden. Die Rumänen hatten das EM-Eröffnungsspiel 1:2 gegen Frankreich verloren.

Mit seinem zweiten verwandelten Foulelfmeter dieser EM brachte Bogdan Stancu seine Mannschaft in Führung (18.), ehe Mehmedi mit einem strammen Schuss aus zehn Metern traf (54.). Stancu, der im türkischen Erstliga-Mittelmaß bei Genclerbirligi ein eher unauffälliges Dasein fristet, stieg zum ersten zweifachen Torschützen der EM 2016 auf.

Zum Anpfiff vor 43.576 Zuschauern schien die Sonne über dem Pariser Prinzenpark, und ein Bundesliga-Sextett machte sich auf, die Schweiz erstmals in die K.o.-Runde einer EM zu führen. Doch nach einer flotten Anfangsphase und ersten Großchancen für Haris Seferovic (6./16.) kam der Schock für die Eidgenossen - Schiedsrichter Sergej Karassew (Russland) verhängte den zweiten Elfmeter des Turniers, den zweiten für Rumänien.

Wieder traf Stancu sicher, Torhüter Yann Sommer von Borussia Mönchengladbach sprang in die falsche Ecke. Kapitän Stephan Lichtsteiner von Juventus Turin hatte im Strafraum ziemlich dumm sekundenlang die Belastbarkeit des Trikots von Alexandru Chipciu geprüft.

Seferovic bleibt der Chancentod

Bitter entwickelte sich das Turnier für Seferovic, der vor drei Wochen noch Eintracht Frankfurt vor dem Bundesliga-Abstieg gerettet hatte. Er war gegen Albanien viermal allein vor dem Torhüter gescheitert, nun kamen gegen den guten Ciprian Tatarusanu zwei weitere Male hinzu.

Die Schweizer schüttelten den Schrecken allerdings schnell ab. Xhaka organisierte das etwas zähe Angriffsspiel gegen fortan tiefstehende Rumänen, die Abwehr aber wackelte weiter: Cristian Sapunaru traf den Außenpfosten (28.).

Bei ihren Kontern waren die Rumänen brandgefährlich, zudem fing sich die Defensive nach den anfänglichen Problemen. Das sollte sich aber ändern. Angetrieben von Xhaka, der nach einem Frustfoul Gelb sah, investierten die Schweizer mehr. In der hektischen Schlussphase waren sie dem Siegtreffer nahe.

Die Statistik

Rumänien: Tatarusanu/AC Florenz (30 Jahre/39 Länderspiele) - Sapunaru/Pandurii Targu Jiu (32/15), Chiriches/SSC Neapel (26/43), Grigore/Al-Sailiya Sport Club (29/22), Rat/Rayo Vallecano (35/113) ab 62. Filip/Dinamo Bukarest (22/5) - Prepelita/Steaua Bukarest (30/11), Pintilii/Steaua Bukarest (31/34) ab 46. Hoban/Hapoel Beer Sheva (33/22) - Torje/Osmanlispor (26/53), Stancu/Genclerbirligi Ankara (28/43) ab 84. Andone/FC Cordoba (23/8), Chipciu/Steaua Bukarest (26/24) - Keseru/Ludogorets Razgrad (29/14). - Trainer: Iordanescu

Schweiz: Sommer/Borussia Mönchengladbach (27 Jahre/20 Länderspiele) - Lichtsteiner/Juventus Turin (32/83), Schär/1899 Hoffenheim (24/22), Djourou/Hamburger SV (29/62), Rodriguez/ VfL Wolfsburg (23/39) - Behrami/FC Watford (31/68), Granit Xhaka/Borussia Mönchengladbach (23/45) - Shaqiri/Stoke City (24/55) ab 90.+1 Tarashaj/Grashopper Zürich (21/5), Dzemaili/FC Genua (30/50) ab 83. Lang/FC Basel (25/19), Mehmedi/Bayer Leverkusen (25/44) - Seferovic/Eintracht Frankfurt (24/32) ab 64. Embolo/FC Basel (19/12). - Trainer: Petkovic

Schiedsrichter: Sergei Karasev (Russland)

Tore: 1:0 Stancu (18., Foulelfmeter), 1:1 Mehmedi (57.)

Zuschauer: 43.576

Gelbe Karten: Prepelita, Chipciu, Keseru, Grigore - Xhaka, Embolo

Torschüsse: 13:18

Ecken: 5:7

Ballbesitz: 37:63 %