Hamburg. Die Beachvolleyball-Europameisterinnen Ludwig/Walkenhorst schlagen am Mittwoch erstmals beim Major auf.

Dass es am Rothenbaum regnet, ist man von den dortigen Tennisturnieren ja gewohnt. Beim Beachvolleyball aber, das ist der feine Unterschied, gehen die Ballwechsel munter weiter – bis es blitzt und donnert. Und so konnte am Dienstag die Qualifikation für das Major-Turnier trotz mancher Wetterkapriole vollständig abgewickelt werden. Das freute besonders den 19 Jahre alten Hamburger Julius Thole vom ETV. Mit seinem Kieler Partner Lorenz Schümann, 24, schlug er sich erstmals ins Hauptfeld eines mit 800.000 Dollar am höchsten dotierten Weltserienturniers.

Im entscheidenden Match setzten sich die beiden Talente in 42 Minuten mit 2:1 Sätzen gegen Tim Holler/David Poniewaz (Fellbach/Kiel) durch. „Vor so vielen Freunden, Fans und der Familie zu spielen hat uns natürlich auch sehr geholfen“, sagte der ehemalige Jugendeuropameister Thole. Zur Belohnung darf das Duo heute im ersten Gruppenspiel um 11.20 Uhr auf Court drei gegen die Vizeweltmeister Reinder Nummerdor/Christiaan Varenhorst aus den Niederlanden ran. „Das ist riesig“, freute sich der 2,05 Meter große Thole über seinen bisher größten Erfolg im Erwachsenenbereich.

Laura Ludwig/Kira Walkenhorst hatten zu diesem Zeitpunkt die Anlage in Harvestehude längst verlassen. Alle Fotos waren geschossen, alle Interviews gegeben, das HSV-Duo freute sich auf seine ersten Heimspiele am Mittwoch in Gruppe A: um 12.10 Uhr gegen Irina Tsimbalowa/Tatjana Maschkowa aus Kasachstan, um 18 Uhr gegen die starken Argentinierinnen Ana Gally/Georgina Klug – beide Matches finden auf Court zwei vor dem Tennisstadion statt. Dritter Vorrundengegner sind am Donnerstag die Spanierinnen Liliana Fernández Steiner/Elsa Baquerizo McMillan.

„Wir wollen ins Halbfinale und dann auch aufs Treppchen“, sagte Ludwig. Auf dem standen sie am Sonntag in Biel (Schweiz) ganz oben, nachdem sie ihren Europameistertitel verteidigt hatten: „Wir konnten sogar etwas feiern, weil unser Trainer Jürgen Wagner schnell wegmusste.“ Sofort nach der Rückkehr nach Hamburg ging es aber wieder in den Sand. Rio ruft, die Olympischen Spiele. „Alle Planungen sind diesem Ereignis untergeordnet“, sagt Walkenhorst. Das heißt: Ergebnisse sind im Moment zweitrangig, die langfristige Vorbereitung steht über allem. „Das auch beides möglich ist, hart zu trainieren, Kraft zu machen und gut zu spielen, hat die EM gezeigt. Zum Schluss des Turniers sah das bei uns schon richtig nach Beachvolleyball aus“, meinte Ludwig. Der Auftritt in Biel überraschte selbst den strengen Trainer: „Wir sind zwei Monate vor den Spielen weiter, als ich gedacht habe.“ Wagner hatte 2012 in London die Kölner Julius Brink und Jonas Reckermann zu olympischem Gold geführt.

Deutschlands erfolgreichste Beachvolleyballerinnen sind auch eine Zierde ihres Vereins, für den sie seit nun drei Jahren baggern. HSV-Präsident Jens Meier überreichte am Rothenbaum Blumen, zwei Trikots mit der Nummer eins und kündigte an, dass der Club sein finanzielles Engagement für die Weltranglistenvierten aufstocken werde. Zudem hofft er, weitere Werbepartner für das Vorzeige-Duo zu finden – was dem Verein bislang nicht gelang. Eine öffentliche Ehrung bei einem Fußball-Bundesligaspiel des HSV ist für die neue Saison angedacht. „Laura und Kira sind weltweit großartige Botschafter der Raute“, sagte Meier.

Deren härteste Rivalen sind am Rothenbaum die Weltmeisterinnen Agatha Bednarczuk/Barbara Seixas de Freitas aus Brasilien sowie die US-Amerikanerinnen Kerri Walsh/April Ross. „Die wollen wir in den nächsten Tagen schon ein bisschen ärgern“, kündigte Ludwig an. Bis zum Auftakt des olympischen Turniers Anfang August werden die beiden Hamburgerinnen noch bei den Major-Turnieren in Porec (Kroatien), Gstaad (Schweiz) und Klagenfurt (Österreich) an Netz gehen. „Wir müssen jetzt unseren Spielrhythmus finden“, weiß Walkenhorst.

Markus Böckermann/Lars Flüggen (Club an der Alster), die heute um 14 Uhr auf Court drei beginnen, sollten ihn am besten schon gefunden haben. Für sie und die Berliner Jonathan Erdmann/Kay Matysik stehen in Hamburg die Olympiatickets auf dem Spiel, die sie bislang als 16. und 17. der Weltrangliste in der Tasche haben. Beide Teams müssen sich des Angriffs der Mexikaner Juan Virgen/Lombardo Ontiveros und der Kanadier Josh Binstock/Sam Schachter erwehren, die als 18. und 19. bei günstigem Turnierverlauf die deutschen Duos noch abfangen können.

Die Spiele des Hauptfeldes beginnen Mittwoch und Donnerstag um acht Uhr auf den Nebenplätzen. Auf dem Centre-Court, der noch hergerichtet wird, kann erstmals Donnerstagmittag aufgeschlagen werden. Bei Regen das mobile Dach zuzuziehen ist nicht geplant. „Beachvolleyball ist ein Freiluftsport, und das Dach ist so dreckig, dass nicht genügend Licht durchkäme“, sagt Organisator Frank Mackerodt.