Hamburg. Schillerwein/Tillmann sind das Erfolgsduo der deutschen Beachvolleyball-Serie. Am Wochenende spielen sie in Hamburg.

    Es war ein Schock für Cinja Tillmann, als sie vor zwei Jahren im April, kurz vor Saisonbeginn, ohne Partnerin dastand. Die Vorbereitung hatte sie noch mit Christine Aulenbrock absolviert, dann entschied sich ihre Blockspielerin aus heiterem Himmel für eine Auszeit vom Leistungssport. Wie sollte es weitergehen? „Die erste und einzige Alternative, die mir einfiel, war Katharina Schillerwein“, sagt die 24 Jahre alte Münsteranerin. Es war ein guter Einfall. Die beiden sind mit acht Turniersiegen inzwischen das erfolgreichste Paar auf der deutschen Tour und an diesem Wochenende beim Smart Supercup im Tennisstadion am Hamburger Rothenbaum einmal mehr die Favoritinnen.

    Als Tillmann sich meldete, befand sich Schillerwein am Scheideweg ihrer Beachvolleyballkarriere. Nachdem sie sich gleich zweimal das Kreuzband gerissen hatte, war die gebürtige Hamburgerin fest entschlossen, ihre sportliche Laufbahn zu beenden. „Doch dann hat Cinja angerufen. Und die Chance, mit solch einer Partnerin zusammenzuspielen, konnte ich mir nicht entgehen lassen“, erzählt die 29-Jährige.

    Beim ersten Probetraining haben „Schilli“ und „Tilli“, wie sie liebevoll genannt werden, von Anfang an harmoniert. Eigentlich wollte Schillerwein nur ein Jahr weiterspielen und sich auf ihr Physiotherapiestudium konzentrieren. „Cinja hätte dann in Ruhe nach einer neuen Partnerin Ausschau halten können“, sagt sie. Dass alles anders kam und das Duo noch in diesem Jahr international angreifen will, ist vor allem ihren Erfolgen geschuldet.

    Verpflichtung von Trainerkoryphäe Hans Voigt

    Im vergangenen Jahr gewannen Schillerwein/Tillmann fünf der acht Smart Supercups der deutschen Serie und stellten den Rekord der Olympiateilnehmerinnen Maike Friedrichsen/Danja Müsch aus dem Jahr 2001 ein. Bei den deutschen Meisterschaften am Timmendorfer Strand belegten sie einen guten fünften Platz. Teams wie das HSV-Siegerduo Laura Ludwig, 30, und Kira Walkenhorst, 25, waren bisher aber noch eine Nummer zu groß.

    Das soll sich nun so schnell wie möglich ändern. Mit der Verpflichtung der Trainerkoryphäe Hans Voigt im vergangenen Dezember machte das Duo einen weiteren Sprung nach vorn. „Die Erfahrung, die er mit ins Team bringt, ist unglaublich“, schwärmt Schillerwein. Voigt gilt in der Beachvolleyballszene als ausgewiesener Fachmann, begleitete als Athletikcoach Julius Brink/Jonas Reckermann 2009 zum Weltmeistertitel und 2012 in London zur olympischen Goldmedaille.

    In Bochum trainieren die beiden drei- bis viermal in der Woche am Ball, zweimal stehen Kraft- und Athletiktraining auf dem Programm. „Das ist harte Arbeit. Aber die Athletik hebt uns von anderen Teams ab“, sagt Schillerwein, die im Gegensatz zu Tillmann auch in Bochum wohnt.

    Das Pensum neben dem Studium zu bewältigen, fällt ihr schwerer als Tillmann, die ihren Master in Wirtschaftsmathematik in Dortmund macht. „Ich habe leider Anwesenheitspflicht. Aber noch in diesem Jahr schließe ich mein Studium mit Staatsexamen ab“, erzählt die Physiotherapiestudentin, die schon einen Bachelor in Chemie und Sport auf Lehramt hat. „Nach dem Studium liegt der Fokus nur noch auf dem Sport.“ In Hamburg, wo Schillerweins Eltern wieder auf der Tribüne sitzen werden, schlägt das Duo als Titelverteidiger auf. Während „Schilli“ Drucksituationen liebt, sie diese als Ansporn empfindet, hält die sonst so extrovertierte Tillmann Erwartungsdruck lieber von sich fern. „Es wäre super, wenn wir es mindestens bis ins Halbfinale schaffen“, sagt Schillerwein – betont vorsichtig, um ihrer Partnerin keinen Stress zu machen.

    Was die beiden auszeichnet, ist ihr unbändiger Kampfgeist, ihre Willensstärke. Ein großer Vorteil ist zudem, dass sie sich nicht nur beim Baggern und Pritschen gut verstehen, auch privat. Es scheint definitiv die richtige Entscheidung von Katharina Schillerwein gewesen zu sein, ihre Karriere noch nicht zu beenden. Wenn es einmal so weit sein sollte, dann will sie in ihre Heimatstadt Hamburg zurückkehren.

    Das Hauptfeld bei Frauen und Männern schlägt beim Smart Supercup am Sonnabend und Sonntag von 9 Uhr an auf. Das Endspiel der Frauen (Sonntag, 15.15 Uhr) und anschließend das der Männer (16.30 Uhr) überträgt Sky Sport HD 1 live. Das Preisgeld beträgt insgesamt 40.000 Euro. Gespielt wird im Tennisstadion am Hamburger Rothenbaum, Hallerstraße 89. Der Eintritt ist frei.