Biel. Laura Ludwig und Kira Walkenhorst verteidigen in Biel ihren Titel. Von Mittwoch an schlagen sie in Hamburg auf

    Laura Ludwig stand am Sandstrand des Bieler Sees (Schweiz) und rang nach Worten. „Ich bin gerade sprachlos und ziemlich emotional“, sagte die 30 Jahre alte Nationalspielerin, die mit Partnerin Kira Walkenhorst, 25, ihren Titel bei der Beachvolleyball-Europameisterschaft bravourös verteidigt hatte. Das HSV-Duo gewann das Endspiel gegen die bereits in der Vorrunde bezwungenen Tschechinnen Marketa Slukova und Barbora Hermannová nach 33 Minuten mit 2:0 (21:14, 21:15)-Sätzen. „Wir haben ein ziemlich perfektes Finale gespielt. Das hat großen Spaß gemacht“, sagte Ludwig. Und auch ihr Trainer Jürgen Wagner klang erstmals voll zufrieden: „Einige Spiele in dieser Woche sahen schon sehr gut aus. Wir sind auf dem richtigen Weg.“

    Die Stuttgarterinnen Karla Borger und Britta Büthe, 2013 Vizeweltmeisterinnen, belegten in Biel Rang drei und dürften damit das zweite deutsche Frauenticket für die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro (5. bis 21. August) sicher haben. Entscheidend dafür war ihr 2:1-Sieg im Viertelfinale gegen ihre direkten Konkurrentinnen Katrin Holtwick/Ilka Semmler aus Essen.

    Ludwig/Walkenhorst, die als Weltranglistenvierte seit drei Wochen für Rio qualifiziert sind, starteten mit Wettkampfrückstand ins Turnier. In den vergangenen Monaten hatten sie vor allem Wert auf die langfristige Olympiavorbereitung gelegt, viel im Kraftraum gearbeitet, Ausdauer, Schnelligkeit trainiert und an der Technik gefeilt. Darunter hatte zuletzt ihr Spielfluss gelitten, beim Grand-Slam-Turnier in Moskau schieden sie ungewohnt früh im Achtelfinale aus. Doch nach der 1:2-Niederlage im zweiten Gruppenspiel am Mittwoch gegen die Griechinnen Vasiliki Arvaniti/Panagiota Karagkouni fanden die Hamburgerinnen besser ins Turnier, steigerten sich von Spiel zu Spiel und gaben bis zum Ende keinen Satz mehr ab.

    Mit ihrer Athletik und Übersicht spielten sie in Biel eine Ebene höher als ihre europäische Konkurrenz. Im Halbfinale besiegten sie die Russinen Jewgenia Ukolowa und Jekaterina Birlowa in der Neuauflage des EM-Finals von 2015 in Klagenfurt (Österreich) deutlich mit 21:15, 21:16. Damit machten Abwehrspezialistin Ludwig und Blockerin Walkenhorst die 31. EM-Medaille für Deutschland bei einer Beachvolleyball-EM perfekt, Borger/Büthe holten dann die 32. Nach zweimal Bronze in den Jahren 2013 und 2014 feierten Ludwig/Walkenhorst, die seit Herbst 2012 zusammenspielen, den zweiten gemeinsamen EM-Titel. Ludwig brach mit ihrem insgesamt vierten EM-Gewinn – zuvor zweimal mit ihrer langjährigen Partnerin Sara Goller (heute Sky-Reporterin) – ihren eigenen Rekord, den sie sich vorher mit drei Spielerinnen teilen musste. Die gebürtige Essenerin Walkenhorst holte ihren zweiten EM-Titel bei den Profis.

    Anders als die starken Damen konnten die deutschen Männer in Biel nicht punkten. Keines der vier Teams griff in den Kampf um die Medaillen ein, die Hamburger Markus Böckermann/Lars Flüggen und Sebastian Fuchs/Stefan Windscheif (Berlin/Essen waren als Neunte noch die Besten.

    In Hamburg werden weitereOlympiatickets für Rio vergeben

    Für Böckermann/Flüggen steht von Mittwoch an mit dem Major in Hamburg (Preisgeld: 800.000 Dollar) das wichtigste Turnier des Jahres auf ihrem Spielplan. Nach den Endspielen am nächsten Wochenende steht fest, welche 17 Teams bei Männern und Frauen bei Olympia aufschlagen dürfen. Die Hamburger und ihre Berliner Konkurrenten Jonathan Erdmann/Kay Matysik, die in Biel in der ersten K.-o.-Runde scheiterten, rangieren in der Olympiarangliste punktgleich auf den letzten Qualifikationsplätzen 16 und 17. Die Mexikaner Juan Virgen/Lombardo Ontiveros (18.) haben 180 Punkte Rückstand, die Kanadier Josh Binstock/Sam Schachter als 19. schon 360. Das heißt: Binstock/Schachter müssten das Finale erreichen, die Mexikaner wiederum zwei Runden mehr überstehen als die beiden deutschen Paare. Beide Szenarien sind unwahrscheinlich. Die nicht direkt über die Weltrangliste qualifizierten Teams haben bei Kontinentalturnieren im Juli in Sotschi (Russland) eine letzte Chance, sich das Rio-Ticket zu erbaggern.

    Ludwig/Walkenhorst können dagegen ihr Heimturnier genießen. Sie wollen ihren vorderen Platz in der Weltrangliste behaupten, um bei Olympia zu den sechs gesetzten Duos zu gehören. Das Ziel ist klar: eine Medaille soll her. Nach Platz neun 2008 in Peking, Rang fünf 2012 in London wäre der Sprung aufs Treppchen für Ludwig die Konsequenz. Hamburg-Organisator Frank Mackerodt traut den beiden das zu: „Laura und Kira haben sich enorm weiterentwickelt. Sie sind in der absoluten Weltspitze angekommen.“ (HA)