Berlin. Möglich wird das durch die Suspendierung von 14 europäischen Verbänden. Qualifikationsturnier in Deutschland möglich.

Dirk Nowitzki trat bereits zurück, die deutschen Basketballer hatten ihre Hoffnungen auf einen Start in Rio de Janeiro längst begraben - doch plötzlich winkt überraschend eine neue Olympiachance. Im Rahmen der Suspendierung von 14 europäischen Verbänden hat die FIBA Europe beim Deutschen Basketball Bund (DBB) angefragt, ob Interesse an der Teilnahme oder an der Ausrichtung eines Qualifikationsturniers für die Sommerspiele bestehe.

„Der DBB hat ein Schreiben von der FIBA bekommen. Das finden wir gut“, sagte DBB-Präsident Ingo Weiss. Allerdings zeigte sich der 52-Jährige nur verhalten optimistisch: Die Chancen auf den Zuschlag stünden „Fifty-Fifty. Man muss schauen, was da passiert. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Nationen sich das wegnehmen lassen.“ Die DBB-Auswahl um Superstar Nowitzki hatte die sportliche Qualifikation klar verpasst, die Bewerbung um die Ausrichtung eines Qualifikationsturniers war erfolglos.

Der 37 Jahre alte Nowitzki gab ohne Aussicht auf den Start bei einem Großereignis bereits seinen Rückzug aus der Nationalmannschaft bekannt. Ein zweiter Olympiastart nach 2008 in Peking war der große Traum des Power Forwards der Dallas Mavericks. Ob der Würzburger sich bei der Aussicht auf die Reise nach Rio doch noch einmal umentscheiden würde, ist unklar.

Radikaler Schnitt der FIBA

Möglich ist dieses Szenario nur durch einen radikalen Schritt der FIBA Europe. Der Kontinentalverband suspendierte 14 Nationen für europäische Wettbewerbe der Männer-Nationalteams. Darunter befinden sich Europameister Spanien, Italien als Ausrichter oder die Türkei als Teilnehmer an einem olympischen Qualifikationsturnier.

Alle Verbände dürften nach heutigem Stand nicht starten, ihre Plätze müssten anderweitig besetzt werden - zum Beispiel von Deutschland. „Für den Fall, dass eine dieser Varianten eintritt, hat man uns gefragt, würdet ihr dann einsteigen. Natürlich werden wir sagen: Na klar steigen wir dann ein“, so Weiss: „Wenn Italien ausfällt, hätten wir eine Chance, das auszurichten.“

Die FIBA Europe informierte die betroffenen Verbände am Freitag schriftlich über die Sperren, bis zum 20. April können sie sich zu den Vorgängen äußern. Nach jetzigem Stand der Dinge ist auch ein Start bei der EM 2017 unmöglich, eine Entscheidung fällt aber erst am Mittwoch. Am kommenden Wochenende könnte der Weltverband die Nationen dann endgültig sperren - auch für die Olympischen Spiele.

Sanktion mit Champions League zu tun

Die französische Sporttageszeitung L’Equipe hatte am Sonnabend einen Brief an den slowenischen Verband veröffentlicht, im dem die Sanktion erklärt wird. Die Verbände werden demnach bestraft, da sie ihren Clubs trotz einer Drohung der FIBA Europe nicht untersagt hätten, im zweitklassigen Eurocup zu spielen.

Die FIBA führt zur kommenden Saison die Champions League ein und tritt damit in Konkurrenz zur Königsklasse Euroleague. Seit dieser Entscheidung streiten sich beide Parteien um die Klubs und haben bei der Europäischen Kommission jeweils Beschwerde gegen das Verhalten des Konkurrenten eingelegt. Die 14 betroffenen Verbände sollen Spanien, Serbien, Kroatien, Russland, Litauen, Griechenland, Italien, Israel, Montenegro, Mazedonien, Bosnien, Slowenien, Polen und die Türkei sein.

Deutschland ist nicht betroffen. „Weil wir mit der Bundesliga eine gute und vernünftige Art der Kommunikation betrieben haben und die Bundesliga sich noch nirgendwo geoutet und erst mal abgewartet hat“, sagte Weiss.

Finanzschwächere Klubs werden laut FIBA von der Euroleague diskriminiert, dazu sei der neue Vertrag mit den elf Inhabern der A-Lizenz, die zur ständigen Teilnahme am Wettbewerb berechtigt, der eines „Syndikats“. Die Klubs hatten sich im November für weitere zehn Jahre an die Euroleague gebunden. Kein Bundesligist verfügt über eine A-Lizenz.

Ende März hatte die FIBA ihren Mitgliedsverbänden mit dem Ausschluss der Nationalmannschaften für ihre Wettbewerbe gedroht, sollten Klubs der Euroleague Zusagen geben. Nun ist es so weit.