Hamburg. Die Hockey-Nationalspieler Moritz Fürste und Florian Fuchs wollen mit ihrem UHC Selbstvertrauen für Olympia sammeln.

Ihr erster Weg nach dem 3:3 im Bundesliga-Topspiel gegen Rot-Weiß Köln am vergangenen Sonntag führte sie zum Physiotherapeuten. Florian Fuchs zwickt es in Rücken und Oberschenkel, Moritz Fürste plagt sich mit einer Reizung der Beugersehne im rechten Arm, die nur mithilfe schmerzstillender Spritzen erträglich ist. Geklagt aber wird nicht, dazu haben die beiden Hockey-Nationalspieler in Diensten des Uhlenhorster HC keine Zeit. Sie werden ja an drei Fronten benötigt, in der Bundesliga, im Europapokal und im Auswahlteam. Und dank der medizinischen Betreuung und einer zwischen Clubcoach Kais al Saadi und Bundestrainer Valentin Altenburg abgestimmten Belastungssteuerung sind ausreichend Regenerationsphasen vorgesehen, um die Mühen einer olympischen Saison verkraften zu können.

Dass für Torjäger Fuchs, 24, und Spielmacher Fürste, 31, die Sommerspiele in Rio de Janeiro (5. bis 21. August) und die mögliche dritte Goldmedaille für die deutschen Herren in Serie im Fokus stehen, will ihnen im UHC niemand verdenken. Dennoch ist Brasilien in diesen Tagen auch gedanklich weit weg, geht es doch am Osterwochenende in dem Wettbewerb rund, der für die „Uhlen“ so etwas wie ihr Jungbrunnen ist. Im niederländischen Amstelveen stehen Achtel- und Viertelfinale der Euro Hockey League (EHL) an. In der Premierensaison 2008, 2010 und 2012 triumphierte der UHC in der Königsklasse des Vereinshockeys, stand 2009 und im vergangenen Jahr zudem im Endspiel.

Die Finalniederlage 2015 hat das junge Team angespornt

„Die EHL war immer unser Turnier, international können wir uns ganz besonders pushen“, sagt Fürste. Die bittere Finalniederlage im Penaltyschießen gegen Oranje Zwart Eindhoven im April 2015 hat das junge Team, in dem nur noch eine Handvoll Akteure stehen, die den letzten EHL-Triumph miterlebt haben, noch mehr angespornt. „Man spürt die besondere Stimmung, die dieser Wettbewerb in der Mannschaft auslöst“, sagt Fuchs.

Dass auf dem Weg zum Final-Four-Turnier über Pfingsten in Barcelona als erste Hürde im Achtelfinale an Karfreitag (15 Uhr) der deutsche Meister Rot-Weiß Köln wartet, findet zwar niemand richtig gut, da deutsche Duelle im Europapokal grundsätzlich weniger reizvoll sind als internationale Vergleiche. Zusätzliche Motivation ziehen die Hamburger allerdings aus dem Aufeinandertreffen vom vergangenen Sonntag, als die Rheinländer durch unsportliches Verhalten – sie hatten vor ihrem 3:2-Führungstor weitergespielt, während der UHC auf einen verletzten Kölner Spieler wartete – negativ aufgefallen waren. „Wir sehen das Achtelfinale schon als Revanche an, wollen das wiedergutmachen, was wir am Sonntag versäumt haben“, sagt Fuchs. Fürste sieht den Meister aufgrund seiner individuellen Klasse zwar in der Favoritenrolle, „doch wir haben am Sonntag gezeigt, dass wir auf jeden Fall die Qualität haben, sie zu schlagen.“

Ob das gelingt, hängt maßgeblich daran, ob die Führungsspieler ihre Leistungsgrenzen erreichen können. Sieht man von den Schmerzen im rechten Arm einmal ab, so hinterließ besonders Fürste zum Rückrundenstart in der Bundesliga am vergangenen Wochenende einen starken Eindruck, was angesichts des Programms, das der Spielführer in den ersten Monaten des Jahres 2016 hinter sich gebracht hat, nicht selbstverständlich ist. Von Mitte Januar an spielte er fünf Wochen lang in der indischen Profiliga HIL für die Kalinga Lancers, mit denen er Vizemeister wurde. Anschließend ging es direkt zum Nationalmannschaftslehrgang nach Südafrika.

Die Erfahrung, in Indien zu spielen, hat Florian Fuchs reifer werden lassen

„Mental war die Zeit vor allem deshalb eine Belastung, weil ich zum ersten Mal für mehrere Wochen von meiner Tochter Emma getrennt war“, sagt Fürste. Körperlich dagegen habe ihm die Spielpraxis immens gutgetan, auch die Trainingsbedingungen seien im Vergleich zu den Saisons 2013 und 2014, die er für die Ranchi Rhinos gespielt hatte, perfekt gewesen. Vier Kilogramm habe er in Muskelmasse umgewandelt. Tatsächlich wirkt der Abwehrchef drahtiger als im Herbst.

Fuchs dagegen, dem dasselbe Programm in den Knochen steckt, hatte mit den Eindrücken seiner Premierensaison in Indien mehr zu kämpfen. Grundsätzlich seien die Erfahrungen aber sehr positiv gewesen. „Für mich war es sehr wichtig, als Führungsspieler noch mehr Verantwortung zu übernehmen, als ich sie im UHC habe. Persönlich bin ich gereift“, sagt der BWL-Student. Die Zeit in Indien sei eine gute Vorbereitung gewesen für den neuen Lebensabschnitt, der für das UHC-Urgestein nach Olympia mit dem Wechsel zum niederländischen Topclub Bloemendaal beginnt.

Weil er mit Dabang Mumbai die Play-offs verpasste, hatte der Angreifer eine Woche mehr Erholung als Fürste, die er für einen Kurzurlaub in Südafrika nutzte. „Das war wichtig, um in diesem Jahr mit so viel Hockey auch mal den Kopf freizubekommen“, sagt er. Nun jedoch ist die Lust groß, mit dem UHC die Jagd auf Titel anzugehen. „In der Bundesliga und der EHL holt man sich das Selbstvertrauen für das große Ziel Olympia“, sagt Moritz Fürste. Schmerzen im Arm oder im Rücken können diese Lust nicht überlagern.

Die Herren des Harvestehuder THC greifen erst am Ostersonnabend in das EHL-Geschehen ein. Dann trifft der EHL-Champion des Jahres 2014 im Achtelfinale um 10.30 Uhr auf den russischen Meister Dinamo Kasan. Gegner im Viertelfinale wäre am Ostermontag der Gewinner des Duells zwischen Oranje Zwart Eindhoven und Royal Leopold Brüssel. Der UHC träfe am Ostersonntag auf den Sieger der Partie Kampong Utrecht gegen Racing Club de France. Alle Spiele sind im Liveticker auf der Internetseite der EHL (ehlhockey.tv) zu verfolgen.