München. Über Nacht ist der deutsche Clásico zwischen Dortmund und Bayern wieder zu einem richtig heißen Titelduell geworden.

Der Rummel um Uli Hoeneß geriet schlagartig zur Nebensache. Die Fußballwelt des FC Bayern drehte sich nach dem 1:2 gegen die in Champions-League-Dimensionen aufsteigenden Mainzer Höhenflieger nicht mehr um das Stadion-Comeback des frisch aus der Haft entlassenen Ex-Präsidenten, sondern nur noch um die plötzlich reale Gefahr für ein historisches Titelprojekt. Pep Guardiola nahm den Warnschuss vor dem deutschen Fußball-Clásico in Dortmund jedenfalls sehr ernst. „Der BVB ist dieses Jahr komplett ein anderer als die letzten drei Jahre“, warnte der spanische Starcoach.

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Mainz, wie es singt und lacht: Die 05er feierten einen sensationellen Auswärtssieg in München und sind nun ernsthafter Champions-League-Anwärter
Mainz, wie es singt und lacht: Die 05er feierten einen sensationellen Auswärtssieg in München und sind nun ernsthafter Champions-League-Anwärter © Bongarts/Getty Images | Alexander Hassenstein
Lange Gesichter sah man dagegen bei den Bayern nach dem Schlusspfiff
Lange Gesichter sah man dagegen bei den Bayern nach dem Schlusspfiff © Bongarts/Getty Images | Alexander Hassenstein
Der am Montag aus der Haft entlassene Uli Hoeneß gab nach 662 Tagen sein Stadion-Comeback. Einen Sieg wollten ihm die Bayern aber nicht schenken
Der am Montag aus der Haft entlassene Uli Hoeneß gab nach 662 Tagen sein Stadion-Comeback. Einen Sieg wollten ihm die Bayern aber nicht schenken © Bongarts/Getty Images | Alexander Hassenstein
Manuel Neuer kann nach dem Schuss von Jairo (nicht im Bild) nur noch hinter sich greifen
Manuel Neuer kann nach dem Schuss von Jairo (nicht im Bild) nur noch hinter sich greifen © Reuters
Als Nutznießer des Bayern-Patzers ging Borussia Dortmund hervor. Der BVB verkürzte den Abstand zu den Münchnern auf fünf Punkte durch den 2:0-Sieg in Darmstadt
Als Nutznießer des Bayern-Patzers ging Borussia Dortmund hervor. Der BVB verkürzte den Abstand zu den Münchnern auf fünf Punkte durch den 2:0-Sieg in Darmstadt © Bongarts/Getty Images | Matthias Hangst
In der Luft ist er fast nicht zu verteidigen: Adrian Ramos erzielte das 1:0
In der Luft ist er fast nicht zu verteidigen: Adrian Ramos erzielte das 1:0 © Bongarts/Getty Images | Matthias Hangst
Die Dortmunder leisteten sich sogar den Luxus, Henrikh Mkhitaryan zunächst auf der Bank zu lassen
Die Dortmunder leisteten sich sogar den Luxus, Henrikh Mkhitaryan zunächst auf der Bank zu lassen © Bongarts/Getty Images | Matthias Hangst
Claudio Pizarro kann es auch mit 37 Jahren noch. Mit seinem Dreierpack war er Mann des Spiels beim 4:1-Sieg der Bremer in Leverkusen
Claudio Pizarro kann es auch mit 37 Jahren noch. Mit seinem Dreierpack war er Mann des Spiels beim 4:1-Sieg der Bremer in Leverkusen © Bongarts/Getty Images
Pizzaro ließ Bayer-Keeper Bernd Leno nicht nur in dieser Szene keine Abwehrchance
Pizzaro ließ Bayer-Keeper Bernd Leno nicht nur in dieser Szene keine Abwehrchance
Fin Bartels (3. v.r., verdeckt) gab den Startschuss für den Bremer Torreigen
Fin Bartels (3. v.r., verdeckt) gab den Startschuss für den Bremer Torreigen © Bongarts/Getty Images
Hertha und Champions League? So langsam muss man sich an diesen gedanken gewöhnen. Mitchell Weiser schoss die Berliner gegen Frankfurt in Führung
Hertha und Champions League? So langsam muss man sich an diesen gedanken gewöhnen. Mitchell Weiser schoss die Berliner gegen Frankfurt in Führung © dpa | Soeren Stache
Salomon Kalou machte dann den Deckel drauf und besorgte den 2:0-Endstand
Salomon Kalou machte dann den Deckel drauf und besorgte den 2:0-Endstand © Bongarts/Getty Images | Boris Streubel
Die Partie begann schmutzig, aber Hertha ließ sich nicht aus der Ruhe bringen und wartete geduldig auf ihre Chancen
Die Partie begann schmutzig, aber Hertha ließ sich nicht aus der Ruhe bringen und wartete geduldig auf ihre Chancen © Bongarts/Getty Images | Boris Streubel
Borussia Mönchengladbach stellte beim 4:0 gegen Stuttgart einmal mehr seine Heimstärke unter Beweis
Borussia Mönchengladbach stellte beim 4:0 gegen Stuttgart einmal mehr seine Heimstärke unter Beweis © dpa | Maja Hitij
Die schönste Geschichte des Spiels schrieb Patrick Herrmann, der nur wenige Sekunden nach seiner Einwechslung traf
Die schönste Geschichte des Spiels schrieb Patrick Herrmann, der nur wenige Sekunden nach seiner Einwechslung traf © Bongarts/Getty Images | Mika Volkmann
Der sich seit Wochen in bestechender Form befindende Raffael steuerte ebenfalls einen Treffer bei
Der sich seit Wochen in bestechender Form befindende Raffael steuerte ebenfalls einen Treffer bei © dpa | Maja Hitij
Zu allem Überfluss für die schwachen Stuttgarter erzielte Kevin Großkreutz auch noch ein Eigentor
Zu allem Überfluss für die schwachen Stuttgarter erzielte Kevin Großkreutz auch noch ein Eigentor © Bongarts/Getty Images | Mika Volkmann
Hoffenheim bestätigte seine aufstrebende Form und bezwang Augsburg im Abstiegskrimi 2:1. Kevin Volland (l.) erzielte die Führung
Hoffenheim bestätigte seine aufstrebende Form und bezwang Augsburg im Abstiegskrimi 2:1. Kevin Volland (l.) erzielte die Führung © Bongarts/Getty Images | Andreas Schlichter
Für Trainer Julian Nagelsmann ist es damit der zweite Sieg im dritten Spiel
Für Trainer Julian Nagelsmann ist es damit der zweite Sieg im dritten Spiel © dpa | Uwe Anspach
Torhüter Marwin Hitz und der FC Augsburg verpassten hingegen den Befreiungsschlag im Abstiegskampf
Torhüter Marwin Hitz und der FC Augsburg verpassten hingegen den Befreiungsschlag im Abstiegskampf © dpa | Uwe Anspach
Ein Küsschen für die Fans von Pavel Kaderabek
Ein Küsschen für die Fans von Pavel Kaderabek © Bongarts/Getty Images | Andreas Schlichter
Hannovers Kenan Karaman (l.) und der Wolfsburger Maximilian Arnold kämpfen um den Ball
Hannovers Kenan Karaman (l.) und der Wolfsburger Maximilian Arnold kämpfen um den Ball © dpa | Peter Steffen
Wolfsburgs Andre Schürrle bejubelt seinen Treffer zum 1:0 gegen Hannover 96
Wolfsburgs Andre Schürrle bejubelt seinen Treffer zum 1:0 gegen Hannover 96 © dpa | Peter Steffen
Die Wolfsburer Fans zünden Feuerwerk und Raketen
Die Wolfsburer Fans zünden Feuerwerk und Raketen © dpa | Peter Steffen
Einige landeten sogar nahe der Spieler
Einige landeten sogar nahe der Spieler © Bongarts/Getty Images | Stuart Franklin
Almog Cohen (r.) im Duell mit Dominic Maroh
Almog Cohen (r.) im Duell mit Dominic Maroh © Bongarts/Getty Images | Alexander Hassenstein
Lukas Hinterseer (r.) von Ingolstadt trifft zum 1:0 ins Tor von Torwart Timo Horn von Köln
Lukas Hinterseer (r.) von Ingolstadt trifft zum 1:0 ins Tor von Torwart Timo Horn von Köln © dpa | Armin Weigel
Mathew Leckie hat sich wehgetan
Mathew Leckie hat sich wehgetan © Bongarts/Getty Images | Alexander Hassenstein
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Borussia Dortmund ist dank bemerkenswerter Mainzer Schützenhilfe zehn Spieltage vor Saisonschluss wieder in Schlagdistanz zum lange entrückten Spitzenreiter gerückt. Von acht auf fünf Punkte schmolz der Bayern-Vorsprung. Bei einem BVB-Sieg im Topspiel am Sonnabend wären es sogar nur noch zwei. „Wir konnten den Kampf wieder ein bisschen spannend machen“, bemerkte der bestens gelaunter Mainzer Trainer Martin Schmidt bei der Pressekonferenz am Mittwochabend in der Münchner Arena und ergänzte zu Kollege Guardiola blickend: „Ich weiß, ihr wollt das nicht hören, aber das ist gut für die Bundesliga.“

„Bis zur letzten Sekunde kämpfen“

Guardiola lauschte gefasst. Zumal er, der Fußball-Weise, die Wahrheit doch schon immer gewusst und auch immer wieder verkündet hatte. „Im November haben die Leute gesagt, Bayern ist schon deutscher Meister“, erinnerte Guardiola: „Ich habe immer gesagt, dass wir bis zur letzten Sekunde kämpfen müssen.“ Für eines seiner Münchner Abschiedsgeschenke könnte es in der Tat noch mal eng werden, mahnte Guardiola: „Keine Mannschaft in der deutschen Geschichte hat die Bundesliga viermal nacheinander gewonnen. Heute konnten wir merken, dass wir noch viel arbeiten müssen, um unseren Titel zu verteidigen.“

Nicht nur Ober-Fan Hoeneß wurde bei der ersten Heimniederlage der Saison aufgeschreckt. Der eingewechselte Jhon Cordoba versetzte den Bayern in der 86. Minute den K.o. Zuvor hatte Arjen Robben (64.) die erste Mainzer Führung durch Jairo Samperio (26.) ausgeglichen. Nur ein Ausrutscher? Oder doch ein Wirkungstreffer? „Wenn du viele Spiele hintereinander gewinnst, dann kommt irgendwann der Moment, in dem du verlierst“, sagte Torschütze Robben ärgerlich, aber nicht besorgt.

Uli Hoeneß' Stadion-Comeback

Uli Hoeneß' Stadion-Comeback nach 662 Tagen

Enttäuschung nach dem Abpfiff: Uli Hoeneß' Stadion-Comeback endete mit einer Niederlage seines FC Bayern München
Enttäuschung nach dem Abpfiff: Uli Hoeneß' Stadion-Comeback endete mit einer Niederlage seines FC Bayern München © Imago/Ulmer
Zuvor war der Ex-Präsident unter anderem von seinem Nachfolger Karl Hopfner freudig begrüßt worden
Zuvor war der Ex-Präsident unter anderem von seinem Nachfolger Karl Hopfner freudig begrüßt worden © Imago/ActionPictures
Jubeln konnte Hoeneß in der Folge aber nur einmal - beim zwischenzeitlichen Ausgleich durch Arjen Robben
Jubeln konnte Hoeneß in der Folge aber nur einmal - beim zwischenzeitlichen Ausgleich durch Arjen Robben © Imago/ActionPictures
Hoeneß kam in Begleitung seiner Frau Susi in die Allianz Arena
Hoeneß kam in Begleitung seiner Frau Susi in die Allianz Arena © Imago/ActionPictures
Das Spiel gegen Mainz (1:2) verfolgte er auch an der Seite von Hopfner (l.) und Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge (2.v.l.)
Das Spiel gegen Mainz (1:2) verfolgte er auch an der Seite von Hopfner (l.) und Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge (2.v.l.) © Imago/ActionPictures
Seinen Schal ließ Hoeneß nicht mehr los
Seinen Schal ließ Hoeneß nicht mehr los © Imago/ActionPictures
Der 64-Jährige hatte 662 Tage auf seinen erneuten Gang in die Bayern-Arena warten müssen
Der 64-Jährige hatte 662 Tage auf seinen erneuten Gang in die Bayern-Arena warten müssen © Imago/ActionPictures
Von den Fans wurde der Macher euphorisch empfangen
Von den Fans wurde der Macher euphorisch empfangen © Imago/Jan Hübner
Endlich wieder fachsimpeln: Uli Hoeneß in den Katakomben der Allianz Arena
Endlich wieder fachsimpeln: Uli Hoeneß in den Katakomben der Allianz Arena © Imago/Eibner
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Klopp lacht über Bayern-Pleite

Amüsiert hat Jürgen Klopp die unerwartete 1:2-Niederlage des FC Bayern München in der Fußball-Bundesliga gegen Mainz 05 zur Kenntnis genommen. „Ich habe gehört, Bayern hat verloren...“, sagte der deutsche Trainer des FC Liverpool am Mittwochabend in einem BBC-Interview, ehe er lauthals loslachte. Klopp hatte einst die Mainzer trainiert, danach war er sieben Jahre lang für Borussia Dortmund tätig.

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Der BVB ist durch den Ausrutscher der Bayern nun bis auf fünf Punkte an den Tabellenführer herangerückt - und könnte seinen Rückstand mit einem Sieg im direkten Duell am Sonnabend weiter verkürzen. Klopps Liverpoolern war am Mittwoch in der Premier League ein 3:0-Erfolg gegen Manchester City gelungen.

Titelprüfung

Jetzt ist halt etwas mehr Feuer drin in der Kraftprobe mit den Dortmundern, die in der Hinrunde in München mit 1:5 untergegangen waren. Es ist nun eine richtige Titelprüfung - für beide Teams. „Wenn wir mit acht Punkten Vorsprung nach Dortmund gefahren wären, wären wir etwas entspannter gewesen mit Blick auf die Tabelle“, verkündete der verstimmte Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge. „Das wird jetzt natürlich ein Spiel, wo wir sicherlich nicht verlieren dürfen.“

Das werde man, versicherte der ehemalige BVB-Torjäger Robert Lewandowski. Er sei sicher, dass man am Samstag „viel besser und effektiver spielen“ werde, versprach der Pole. „Wir haben immer noch mehr Punkte“, betonte Lewandowski mit Blick auf die Ausgangsposition: „Aber das ist ein sehr wichtige Spiel für die Zukunft.“

„Dezimierte Abwehr ist selbst national extrem verwundbar“

In der Gegenwart fehlt den Bayern ihre roboterhafte Präzision, mit der sie unter Guardiola gewöhnlich Siege am Fließband produzieren. Die Souveränität ging dem Starensemble schon beim unnötigen 2:2 bei Juventus Turin in der Champions League ab. Die dezimierte Abwehr ist selbst national extrem verwundbar. Einige Topspieler wie Thiago oder der in der Hinrunde herausragende Brasilianer Douglas Costa schwächeln unübersehbar. „Sechs, sieben Spieler haben gut gespielt“, erklärte auch Guardiola, der für Weltmeister Mario Götze wieder keine Verwendung hatte. Guardiola wechselte nur zweimal, nicht dreimal!

„Da ist einiges schiefgelaufen heute“, sagte Rummenigge zur Gesamtperformance. Er sprach sogar von einer „verdienten Niederlage“. Die Begründung lieferte 05-Coach Schmidt: „Die Effizienz vorne war entscheidend.“ Mainz genügten fünf Torschüsse und 22 Prozent Ballbesitz. Robben wusste dennoch sofort, was sich beim FC Bayern in Dortmund hinten und vorne ändern muss: „Wir müssen rigoroser sein!“