Berlin. Die deutschen Handballer lösen bei ihrer Rückkehr in Berlin Begeisterungsstürme aus – und zeigen noch einmal, was sie auszeichnet.

Es gab einen Moment, da wurde es plötzlich mucksmäuschenstill in der Max-Schmeling-Halle. Es war der Moment, in dem die Stimme von Carsten Lichtlein brach. „Was dieses Team hier geleistet hat“, sagte der Nationaltorhüter, schaute in die Runde und musste kurz absetzen. „Ich bin so unglaublich stolz auf jeden in dieser Mannschaft.“

Wenige Minuten zuvor hatte der 35-Jährige noch im Mannschaftsbus mit der Aufschrift „Europameister“ gesessen, nicht ahnend, was für ein Empfang ihn in Berlin erwarten würde. Mehr als 8000 Handballbegeisterte hatten sich am Montagnachmittag in der Max-Schmeling-Halle eingefunden, um ihre neuen Helden zu feiern. Schon Stunden vor ihrer Ankunft hatten sie sich am Falkplatz gesammelt, die Schlange zog sich bis in den Mauerpark. Die Halle bot dann ein buntes Bild an Handballbegeisterten, die das junge Team auf dem Weg durch die Europameisterschaft in Polen in seinen Bann gezogen hat. Fans vom THW Kiel saßen neben Anhängern des SC-Magdeburg und der Füchse Berlin. „So etwas kenne ich sonst nur vom Fußball“, sagte Erik Schmidt und fügte verwundert an: „Die kommen alle nur, um uns zu empfangen?“

Internationale Pressestimmen zum Handball-Sieg

Bundestrainer Dagur Sigurdsson war sichtlich ergriffen, als er durch die Menge auf die Bühne gelangt war. „Das ist meine Heimhalle“, sagte er und die Fans wollte gar nicht mehr aufhören zu klatschen, um dem ehemaligen Berliner Trainer ihre Anerkennung zu zollen. Hier hatte Sigurdsson noch im Mai 2015 mit den Füchsen den Titel im EHF-Pokal geholt, im Finale gegen den HSV. Am Montag kehrte er als Europameister zurück. „Danke, dass ihr alle gekommen seid“, rief er.

Aus den Boxen ertönt der Hit „Bad Boys“

Plötzlich erklang aus den Lautsprechern „Bad Boys“ von Inner Circle, und der Lautstärkepegel in der Halle erreichte eine neue Dimension, denn jetzt liefen die Spieler, angeführt von Linksaußen Rune Dahmke, in die Halle ein. Keinen Zuschauer hielt es mehr auf dem Sitz, Fahnen wurden geschwenkt, Mobiltelefone gezückt. „Das wird schwer zu toppen“, sagte Jannik Kohlbacher, der seine Stimme in Krakau gelassen haben musste – genau wie Christian Dissinger und Julius Kühn, die nacheinander ins Mikrofon krächzten: „Das ist unglaublich, unfassbar.“

Der tosende Applaus wurde später noch vom Einlauf des Füchse-Spielers Fabian Wiedes getoppt, der dazu überging, den Fans zu applaudieren. „Es ist unglaublich, im eigenen Wohnzimmer hier mit euch zu feiern“, sagte der 21-Jährige, der sowohl mit den Füchsen als auch mit der Nationalmannschaft noch nie ein Endspiel verloren hat.

Lemke wiederholt Motivationsrede

Warum die deutschen Handballer das Endspiel in Krakau eigentlich nur gewinnen konnten, lag mit Sicherheit auch an der Motivationsrede, die Abwehrchef Finn Lemke vor dem Finale in der Kabine gehalten hatte und die er den begeisterten Fans in der Halle noch einmal präsentierte: „Heute nicht! Heute ist unser Tag! Heute kann uns niemand schlagen!“, brüllte er.

Es ist dieser Siegeswille, der diese Mannschaft ausmacht, und auch der Zusammenhalt, der auch bei der Fan-Feier noch einmal deutlich wurde. So spazierten die Torhüter Carsten Lichtlein und Andreas Wolff Arm in Arm in die Halle. Die Meisterschale brachte Kapitän Uwe Gensheimer, der verletzungsbedingt nicht mitspielen konnte. „Was die Mannschaft für den deutschen Handball geleistet hat, sieht man heute hier“, sagte er.

Am Ende war es wieder der erfahrene Lichtlein, der das Wort ergriff: „Der eingeschlagene Weg, der jetzt schon Früchte getragen hat, ist auf jeden Fall der richtige. Ich hoffe, dass es so weitergeht und wir euch Fans weiterhin viel Spaß bereiten können.“ Davon ist auszugehen.