Valencia. Nach seinem schweren Trainingsunfall soll John Degenkolb zur weiteren Behandlung ins Hamburger Unfallkrankenhaus Boberg verlegt werden.

Radprofi John Degenkolb wird nach Ansicht des spanischen Mediziners Pedro Cavadas nach seinem schweren Trainingsunfall in Ostspanien voraussichtlich erst in drei Monaten wieder Rennen bestreiten können. Der Chirurg, der den Deutschen in Valencia operiert hatte, sagte der spanischen Nachrichtenagentur Efe: „Die Heilung dauert ein wenig länger, weil Degenkolb nicht nur ein normales Leben führen will, sondern auch Leistungssport auf einem sehr hohen Niveau betreiben möchte.“ Damit würde der 27-Jährige für die Frühjahrsklassiker ausfallen.

Degenkolb und fünf weitere Fahrer vom deutschen Radrennstall Giant-Alpecin waren am Sonnabend frontal von einem auf der falschen Seite fahrenden Auto einer Britin erfasst worden. Der Deutsche hatte sich bei dem Unfall den Zeigefinger fast abgerissen, außerdem erlitt er einen Unterarmbruch und mehrere Schnittwunden.

Der Mediziner, ein international anerkannter Experte auf seinem Gebiet, berichtete, Degenkolb sei in einer dreistündigen Operation der Zeigefinger wieder angepflanzt worden. Außerdem seien der offene Unterarmbruch und die übrigen Verletzungen behandelt worden.

Nach der OP wartet Degenkolb nun auf die Rückfluggenehmigung nach Deutschland. Dort soll er wahrscheinlich im Hamburger Unfallkrankenhaus Boberg weiterbehandelt werden. Dort war im vergangenen Juli bereits Tony Martin nach seinem Ausscheiden bei der Tour de France erfolgreich behandelt worden.

Verletzter Haga reagiert mit Humor

Neben Degenkolb befindet sich auch der Amerikaner Chad Haga in Spanien im Krankenhaus, wo er wegen einer Augenhöhlenfraktur noch operiert werden soll. Max Walscheid aus Neuwied (Schienbein- und Daumenbruch), der Franzose Warren Barguil (Kahnbeinbruch), der Schwede Fredrik Ludvigsson (Prellungen am ganzen Körper) und der Niederländer Ramon Sinkeldam (Schnitt- und Schürfwunden) haben bereits die Heimreise angetreten.

Leidensgenosse Haga hatte seinen Humor schnell wiedergefunden. „Technik zum Gewichtsverlust für die schlecht Beratenden: Schlage dein Gesicht auf ein Auto und du wirst tagelang nicht essen“, schrieb der Amerikaner auf Twitter. Neben der Augenhöhlenfraktur hatte Haga auch zahlreiche Prellungen und Schnittwunden erlitten. „Wer sagt 'Gehe mit dem Gesicht voran', ist ein Idiot“, twitterte Haga weiter und hatte auch eine Nachricht für die Dopingkontrolleure parat: „Ich sollte meine Whereabouts aktualisieren, aber ich bezweifele, dass der Raum mit den blauen Wänden ihnen weiterhilft. Ich kenne auch ihre Politik bei Kathetern nicht.“

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Quintana appelliert an Autofahrer

Der Tour-Zweite Nairo Quintana rief die Autofahrer derweil zu mehr Vorsicht gegenüber den Radfahrern auf. „Leider ist es so, dass immer wieder Autofahrer uns Radprofis beim Training nicht beachten. Umso mehr möchte ich auch der Polizei unseren Dank aussprechen, die uns zu Hause bei unserem Training begleitet und Unfälle solcher Art verhindert hat“, sagte der Kolumbianer.

Der Kletterspezialist vom spanischen Movistar-Team hatte auch in der eigenen Mannschaft mit Adrian Malori ein Sturzopfer zu beklagen. Die schlimmen Verletzungen des Italiener (Schädelfrakturen und einen Schlüsselbeinbruch) resultierten aber aus einem Rennunfall bei Tempo 65 bei der Tour de San Luis in Argentinien.

Inzwischen befindet sich Malori auf dem Weg der Besserung. „Ich bin sehr glücklich über die Entwicklung. Wir müssen immer vorsichtig sein, aber ich bin optimistisch“, sagte Teamarzt Jesus Hoyos von der spanischen Movistar-Mannschaft. Der Italiener Malori, der nach seinem schlimmen Sturz während der Tour de San Luis am Freitag ins künstliche Koma versetzt worden war, reagiere auf Reize und sei in der Lage zu kommunizieren. Möglicherweise kann der 28-Jährige Mitte der Woche in eine Spezialklinik nach Buenos Aires verlegt werden.