Hamburg. Karine Muijlwijk, Kapitänin des Volleyballteams Aurubis, spricht vor dem Rückrundenstart über die Erkenntnisse der Hinrunde.

24 Tage Spielpause in der Bundesliga haben den Frauen des Volleyballteams Aurubis Hamburg gereicht, um die Lust an ihrem Beruf wiederzufinden. Die war kurzzeitig abhanden gekommen, nachdem die Auswahl von Cheftrainer Dirk Sauermann vier Tage vor Heiligabend beim 0:3 gegen den Abstiegskonkurrenten Köpenicker SC Berlin einen herben Dämpfer hatte hinnehmen müssen. Vor dem Start der Rückrunde, der an diesem Mittwoch (20 Uhr, CU-Arena) mit einem Heimspiel gegen die vier Punkte hinter Hamburg auf dem Abstiegsrang platzierten VolleyStars Thüringen aus Suhl ansteht, spricht Kapitänin Karine Muijlwijk, 27, über die Lehren aus dem Köpenick-Spiel und die Perspektiven für die Zukunft.

Hamburger Abendblatt: Frau Muijlwijk, wie hat die Mannschaft den bitteren Rückschlag gegen Köpenick vor Weihnachten verkraftet?

Karine Muijlwijk: Mein Eindruck ist, dass wir es gut verkraftet haben. Wir hatten danach über Weihnachten eine Woche frei, bevor am 29. Dezember das Training wieder anfing. Diese Woche haben wir alle dringend gebraucht und gut genutzt. Man spürt, dass alle wieder Spaß am Volleyball haben, und den brauchen wir, um unsere Leistung zu bringen.

Was sind die Lehren aus dem Köpenick-Spiel? Einige sagten danach, das Team habe gegen Gegner, gegen die es favorisiert ist, zu viel Druck, mit dem es nicht umgehen kann. Das macht ein wenig Sorge vor dem Spiel gegen Suhl...

Muijlwijk : Ich denke, dass drei Dinge zusammenkamen. Es stimmt, dass der Druck für unsere junge Mannschaft groß ist, wenn wir gewinnen müssen. Aber so etwas darf nie ein ganzes Spiel beeinträchtigen, das muss man nach einem Satz abgehakt haben. Ich glaube, dass uns einerseits Köpenick einfach nicht liegt, das haben wir schon mehrfach gespürt. Und dazu kam andererseits, dass sich unsere Mittelblockerin Litara Keil beim Aufwärmen verletzte und unsere Außenangreiferin Taylor Milton sich bei einem Rettungsversuch das Knie an einer Werbebande aufschnitt. Das hat unseren Rhythmus sehr gestört, und das konnten wir in der Gesamtwirkung nicht verkraften, weil unser Kader so schmal ist.

Nachdem auch Außenangreiferin Saskia Radzuweit nach ihrer Fingerverletzung wieder voll trainiert, kann der Trainer gegen Suhl wohl aus dem Vollen schöpfen. Also müssen Sie gewinnen. Der Druck ist wieder da.

Muijlwijk : Wir sind überzeugt davon, dass wir gute Chancen haben, die drei Punkte zu holen. Wir wissen, dass wir Suhl schlagen können und sind bereit für die Herausforderung.

Die Mannschaft war bis zum Köpenick-Spiel auf einem sehr guten Weg, vor allem scheint sich ein echter Teamgeist entwickelt zu haben. Vor der Saison, als zehn neue Spielerinnen zu integrieren waren, waren Sie nicht sicher, was Sie erwartet. Wie schätzen Sie die Situation nach der ersten Saisonhälfte nun ein?

Muijlwijk : Das Wichtigste ist tatsächlich, dass wir zu einem echten Team zusammengewachsen sind. Man merkt, dass jetzt alle wissen, was die anderen können. Jede kennt die Stärken und Schwächen der Mannschaft und weiß, wie sie sich einbringen muss. Wir gewöhnen uns immer mehr aneinander, das ist schön zu sehen und wird uns dabei helfen, die Fehlerquote zu minimieren. Natürlich sind die Ergebnisse noch nicht so, dass wir zufrieden sein können, niemand ist stolz über Platz elf. Aber es geht in die richtige Richtung, und ich bin sehr guter Dinge, dass wir uns in der Rückrunde noch verbessern werden.

Das ist auch nötig, schließlich müssen Sie mit guten sportlichen Leistungen helfen, damit Bundesliga-Volleyball nach dem lange angekündigten Ausstieg von Hauptsponsor Aurubis in diesem Frühjahr eine Zukunft hat. Wie sehr belastet die Unsicherheit die Mannschaft?

Muijlwijk : Es gibt schon immer wieder Gespräche darüber, natürlich beschäftigt es uns. Aber wir werden uns damit abfinden müssen, dass es bis zum Saisonende darauf keine Antwort gibt. Und es ist unser Job, damit professionell umzugehen. Wir müssen Spiele gewinnen, um zu helfen.

Glauben Sie nicht, dass es einige Spielerinnen gibt, die schon bei anderen Vereinen zugesagt haben, um die Zukunftssorgen loszuwerden?

Muijlwijk : Nein, das glaube ich nicht. Dafür ist jetzt einerseits noch nicht die Zeit, und andererseits suchen die anderen Clubs derzeit auch noch nicht. Ich kann garantieren, dass alle Spielerinnen in unserem Team die Saison zum bestmöglichen Ende bringen wollen und dafür alles geben werden.

Und was ist mit Ihnen? Sie werden doch sicherlich Angebote haben angesichts Ihrer Leistungen.

Muijlwijk : Damit belaste ich mich wirklich überhaupt nicht. Natürlich denke ich darüber nach, was passieren könnte, wenn es hier nicht weitergeht, aber ich plage mich nicht ständig damit herum. Ich bin im Sommer hierher gekommen, weil mich die Herausforderung gereizt hat. Ich kam ohne große Erwartungen. Nun bin ich Kapitänin, darf das Team anführen, was mir sehr großen Spaß macht und eine große Ehre für mich ist. Ich kann mein Leben in einer tollen Stadt und in einer wirklich guten Mannschaft genießen. Wenn es nach mir ginge, dann würde ich gern auch in der nächsten Saison hier spielen.