Hamburg. Beim 0:3 gegen Stuttgart waren die Hamburgerinnen vor der enttäuschenden Kulisse von nur 791 Besuchern über weite Strecken ohne Chance.

Wie eine Mannschaft, die nach drei deutlichen Niederlagen ohne einen einzigen Punkt das Tabellenende ziert, sahen sie wahrlich nicht aus, die Bundesligafrauen des Volleyballteams Aurubis, als sie sich am Sonnabendabend in der CU-Arena für die Unterstützung des Publikums bedankten. Die meisten Spielerinnen hatten sogar ein Lächeln auf dem Gesicht, fast wirkte es, als seien sie ein Stück weit erleichtert, dass es vorbei war, das harte Auftaktprogramm, mit dem sie in die Saison 2015/16 hatten starten müssen.

Nach der 0:3-Niederlage gegen Tabellenführer Schweriner SC vom vergangenen Mittwoch hatte die auf zehn Positionen umformierte Auswahl von Cheftrainer Dirk Sauermann gegen den amtierenden Vizemeister und Pokalsieger Allianz MTV Stuttgart mit dem gleichen Ergebnis verloren. Beim nach 74 Spielminuten feststehenden 18:25, 17:25, 20:25 hatten die Hamburgerinnen vor der enttäuschenden Kulisse von nur 791 Besuchern zwar über weite Strecken chancenlos, dafür aber nie wehrlos agiert. Deshalb weigerte sich der Coach auch, zu schwarz zu sehen. „Natürlich hat Stuttgart verdient gewonnen, aber wir haben bis zum Ende einen guten Kampf geliefert. Die Mädels zeigen großen Willen, deshalb gibt es für mich keinen Grund, nun über die Maßen enttäuscht zu sein“, sagte er.

Man kann diese Ansicht uneingeschränkt teilen, dennoch gilt es, die Schwachpunkte nicht aus den Augen zu verlieren. Dass der schwäbische Champions-League-Teilnehmer aufgrund seiner individuellen Klasse als klarer Favorit ins Spiel ging, war keine Überraschung. Dennoch war die Annahmeleistung der Hamburgerinnen kaum bundesligawürdig und hätte auch gegen schwächere Konkurrenz zu Problemen führen können. Den 61 Prozent gelungenen Stuttgarter Annahmen konnte Aurubis nur 36 Prozent entgegensetzen. Auch im Angriff (47 zu 36) waren die Gäste deutlich effektiver, obwohl die zur wertvollsten Hamburger Spielerin gewählte Außenangreiferin Jana-Franziska Poll immerhin 13 Zähler beisteuerte.

Dafür zeigten sich Sauermanns Spielerinnen immerhin in der Blockarbeit verbessert. Dass im Umfeld des Vorstandes der Mittelblock nach dem Schwerin-Spiel als Schwachstelle nicht nur erkannt, sondern auch offen thematisiert worden war, schmeckte dem Trainer indes überhaupt nicht. „Öffentlich über Verstärkungen zu reden trägt nicht gerade dazu bei, dass das Team Selbstvertrauen schöpft. Wenn jetzt schon Zweifel an der Stärke der Mannschaft bestehen, ist das schlecht. Man sollte den Spielerinnen, die hier sind, die Chance geben, sich zu beweisen“, sagte er.

Dass zum Beweisen leider nicht mehr allzu viel Zeit bleibt, ist allerdings auch dem Trainerteam bewusst. Immerhin fehlen dem Verein nach dem angekündigten Rückzug von Hauptsponsor und Namensgeber Aurubis zum Saisonende gut 500.000 Euro. Geld, das ein Nachfolger nur in eine sportlich erfolgreiche Mannschaft zu investieren bereit sein dürfte. Sauermann appellierte dennoch an die Geduld der Sympathisanten. „Das Team hat gezeigt, dass es auch mit den Topteams über weite Strecken mithalten kann. Es sind individuelle Fehler, die uns die Punkte kosten, aber mit mehr Erfahrung wird auch das besser werden“, sagte er. Von einem verpatzten Saisonstart zu reden sei angesichts der Voraussetzungen vermessen. „Die Topteams haben den dreifachen Etat zur Verfügung. Für unsere Mittel haben wir die optimale Besetzung. Dass die Leistung noch nicht optimal ist, wissen wir, und daran arbeiten wir. Die Gegner, die wir schlagen müssen, kommen aber erst noch.“

Und das ziemlich schnell. Bereits am Mittwoch (18.30 Uhr) muss Aurubis bei VCO Berlin, dem außer Konkurrenz in der Bundesliga spielenden Juniorinnen-Nationalteam, antreten. „Das ist das Spiel, in dem man nichts gewinnen kann, weil alles andere als ein klarer Sieg als Niederlage angesehen wird. Aber ich bin mir sicher, dass wir dort gewinnen werden“, sagte Sauermann, der hofft, in der Hauptstadt wieder auf eine frische Denise Imoudu zurückgreifen zu können. Gegen Stuttgart konnte die Stammzuspielerin wegen Rückenproblemen und einem Abszess am Finger nur sporadisch eingesetzt werden, Maria Kirsten vertrat sie aber passabel.

Kapitänin Karine Muijlwijk war es am Ende eines Abends, an dem niemand so recht wusste, ob Negatives oder Positives überwiegen sollte, vorbehalten, den Blick nach vorn zu richten. „Wir sind in schwierigen Situationen noch zu unruhig und haben heute zu viele Chancen liegen lassen. Aber wir werden es schaffen, unsere Fehler zu minimieren. Und dass noch viel Potenzial in dieser Mannschaft steckt, hat auch jeder gesehen.“ Sprach's und verschwand in der Kabine – mit einem Lächeln im Gesicht.