Hamburg. Der 4. HanseWerk-AlsterCup war trotz Schwächen ein Erfolg. Im Zeichen Olympias soll die Veranstaltung weiter wachsen.

Die Gischt der Alsterfontäne war nun auch auf dem Neuen Jungfernstieg zu spüren – oder war es bereits der einsetzende Regen? –, von mehreren Tausend Zuschauern waren nur noch mehrere Hundert verblieben, um den Sieg des Portugiesen Fernando Pimenta im letzten „Rennen der Giganten“ mitzuerleben, da schweifte Matthias Neumann mit seinen Gedanken weit ab. „In ein paar Jahren“, sagte der Organisator des HanseWerk-AlsterCups, „werden wir uns an diesen Moment erinnern und kaum glauben können, wie klein alles angefangen hat.“ So sei es auch mit den anderen Veranstaltungen gewesen, die Neumann mit seiner Agentur Act groß gemacht hat: dem Windsurf-Weltcup auf Sylt, dem Kitesurf-Weltcup in St. Peter-Ording.

Wobei der AlsterCup natürlich nicht ganz am Anfang steht. Zum vierten Mal bereits ging der Ruder- und Kanuwettkampf über die große Wassersportbühne auf der Binnenalster. Insgesamt 70.000 Zuschauer sollen bei bestem Spätsommerwetter dabei gewesen sein. Es hätten vielleicht noch mehr sein können, wäre die Innenstadt am Wochenende nicht auch als Schauplatz politischer Auseinandersetzungen in Erscheinung getreten.

Wenn man trotzdem noch nicht von einem etablierten Format sprechen kann, dann hat das zwei Gründe: erstens, dass der sportliche Stellenwert teilweise einer Klärung bedarf; und zweitens, dass ebenjenes Format wieder entscheidend modifiziert wurde.

Diesmal war es die Premiere des Kanu-City-Sprint-Weltcups. Thomas Konietzko, der Präsident des Deutschen Kanu-Verbands, hatte den Titel dem Weltverband ICF abgerungen und war fürs erste Mal „zufrieden. Es bedurfte einiger Überzeugungsarbeit und war ein Risiko, aber die ICF ist sehr zufrieden.“ Das galt auch für die Athleten: Sie waren durchweg dankbar für die Gelegenheit, ihre Randsportart ins Zentrum einer Großstadt zu rücken.

Noch ist unklar, ob das Format auf Welttournee geht. Interessenten aus den USA und Japan waren zugegen. Ihnen werden allerdings auch die Schwächen nicht entgangen sein: Auf dem achtförmigen Kurs beim 1000-Meter-Rennen waren die Zwischenstände kaum begreifbar zu machen. Und das Aufeinandertreffen der Kurz- und Langstreckensieger im „Rennen der Giganten“ am Sonntagabend, eigentlich als krönender Abschluss gedacht, fand fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt – was nicht nur daran gelegen haben dürfte, dass sich keine deutschen Kanuten qualifiziert hatten.

„Die Veranstaltung hätte um 16 Uhr zu Ende sein müssen“, gestand Neumann, „das sind Erfahrungswerte, die wir hieraus mitnehmen.“ Dass es eine Fortsetzung gibt, ist ja sehr wahrscheinlich, wenngleich der Energieversorger HanseWerk sein Sponsoring noch nicht verlängert hat. An Ideen, wie der AlsterCup weiterzuentwickeln wäre, mangelt es nicht. Neumann kann sich vorstellen, weitere Wassersportarten ins Programm aufzunehmen: einen hochkarätigen Wettbewerb im Stand-up-Paddling bis hin zur Weltmeisterschaft, ein Segel-Event auf der Außenalster. Auch soll dem paralympischen Sport mehr Raum eingeräumt werden.

„Der AlsterCup ist ein Rohdiamant“, sagte Neumann, „unsere Vision ist, dass sich Hamburg auf dem Weg zu Olympia hier als Weltmetropole des Wassersports präsentiert.“ Dabei würde es helfen, die internationalen Rudersprints sportlich aufzuwerten. Zwar konnte sich der Deutschlandachter am Sonnabend mit dem Finalsieg gegen Großbritannien für die sechs Tage zuvor erlittene WM-Niederlage revanchieren. Doch für die Aktiven wie auch Bundestrainer Ralf Holtmeyer war das wenig mehr als ein Schaulaufen vor der Marathonregatta um den SH-Netz-Cup auf dem Nord-Ostsee-Kanal – bei der am Sonntag wiederum die Briten die Bugspitze weit vorn hatten.

Ein Weltcupstatus wie bei den Kanuten könnte den Bedeutungsrückstand verkürzen – und wäre ein kleiner Trost dafür, dass der Weltverband Fisa Hamburg am vergangenen Montag bei der Vergabe der WM 2019 übergangen hat. Einen neuen Anlauf für 2022 wird es wohl nur geben, wenn die Stadt die Spiele 2024 nicht bekommt.

Als Olympia-Gastgeber hingegen erhielte Hamburg gleichsam automatisch die Junioren-WM 2023 als Testwettbewerb zugesprochen, dann wäre zusätzlich nur ein Weltcup oder eine EM vorstellbar. Dass die 2000-Meter-Regattastrecke in Allermöhe prinzipiell WM-tauglich ist, hat die Fisa den Hamburger Organisatoren noch einmal schriftlich versichert.

Bei den Kanuten gilt es, die Wogen noch zu glätten. Dass auch nur in Erwägung gezogen wird, die olympischen Kanuslalomwettbewerbe 2024 statt in Billbrook im mehr als 400 Kilometer entfernten Markkleeberg auszutragen, will Konietzko nicht hinnehmen: „Wir haben Hamburg und nicht Berlin als Bewerber unsere Stimme gegeben, weil wir von dem kompakten Konzept überzeugt waren. Wir gehen davon aus, dass die Stadt ihre Zusagen einhält.“

Beim Finale der Ruder-Bundesliga musste sich der Dole-Männerachter des RC Favorite Hammonia nur dem Crefelder RC geschlagen geben, der damit den Meistertitel gewann.