Chambéry. Beim Kongress der Fisa am Montag in Chambéry entfielen auf die österreichische Bewerbung 128 Stimmen. Nur 30 stimmten für Hamburg.

Rückschlag für Hamburgs Olympia-Ambitionen: Der Ruder-Weltverband Fisa hat die Weltmeisterschaften 2019 nach Ottensheim bei Linz vergeben. Beim Kongress der Fisa am Montag in Chambéry (Frankreich) entfielen auf die österreichische Bewerbung 128 Stimmen. Nur 30 stimmten für Hamburg, zudem gab es drei Enthaltungen. 65 der 143 Fisa-Mitgliedsländer waren bei dem Kongress vertreten. 48 von ihnen hatten gemäß Satzung ein dreifaches Stimmrecht, weil sie Teilnehmer an A-Weltmeisterschaften stellen, die übrigen 17 konnten nur je eine Stimme einbringen. Somit waren 81 Stimmen für eine einfache Mehrheit notwendig.

Statt für Linz oder Hamburg konnten die Delegierten allerdings nur mit Ja oder Nein stimmen. Der Council (Rat) der Fisa hatte sich Ende August für Ottensheim als Ausrichter ausgesprochen, anstelle der üblichen Empfehlung an den Kongress jedoch nur den „Vorschlag“ gemacht, für die österreichische Bewerbung zu stimmen. Entsprechend lautete die Frage an den Kongress: Sind Sie für den Vorschlag des Councils? Ihn abzulehnen wäre einer Brüskierung der Führung des Weltverbands gleichgekommen.

Das Organisationskomitee des Landesruderverbands Hamburg (AAC/NRB) hatte in den vergangenen zwei Wochen die nationalen Fisa-Mitgliedsverbände angeschrieben und über das Konzept informiert. Sportsenator Michael Neumann und die AAC/NRB-Delagation um den Vorsitzenden Jürgen Warber warben das gesamte Wochenende anlässlich der WM auf dem Lac d'Aiguebelette bei den Funktionären um Zustimmung. Neumann wohnte auch dem Kongress bei.

Hamburg und Ottensheim hatten dem Fisa-Council ihre Bewerbung im Juni beim Weltcup in Varese (Italien) präsentiert. Der tschechische Bewerber Racice hatte bereits zuvor zurückgezogen. Der Council hatte in seiner Bewertung für beide Bewerbungen lobende Worte gefunden, aber sportliche Erwägungen gegen Hamburg geltend gemacht. So könne ein fairer Wettbewerb aufgrund der Wind- und Strömungsverhältnisse auf der Regattastrecke in Allermöhe nicht sichergestellt werden. Dieser Punkt sei bei einer vorolympischen WM, bei der die Quotenplätze für die Spiele 2020 in Rio ausgerudert werden, besonders hoch zu bewerten. Zudem fehle es entlang der Dove Elbe an einer Straße für Fernsehkameras und erfordere einen höheren Einsatz an Motorbooten – was Hamburg jedoch mit vielen WM-Schauplätzen gemein hat, auch der auf dem Lac d'Aiguebelette.

Tatsächlich hatte Hamburg mit seinen Ruderwettkämpfen zuletzt kein Glück. Sowohl beim Weltcup 2011 wie auch bei der Junioren-WM im vergangenen Jahr wirbelte das widrige Wetter das Programm durcheinander – und teilweise auch die Rangfolge beim Zieleinlauf. Dieser Eindruck war beim Council offenbar stärker haften geblieben als die reibungslose Organisation. „Wir sind aufgrund der Erfahrungen zu der Überzeugung gelangt, dass die Bedingungen in Linz/Ottensheim fairer sind“, sagte Lenka Wech, Vorsitzende der Athletenkommission der Fisa.

Die Bewerbung um die Ruder-WM stand nicht unmittelbar im Zusammenhang mit Hamburgs olympischen Ambitionen. Die Ausrichtung großer Meisterschaften in den Schwerpunktsportarten Hockey, Beachvolleyball, Schwimmen und eben Rudern waren als Ziel in der sogenannten Dekadenstrategie zur Entwicklung des Hamburger Sports festgeschrieben worden. Und der AAC/NRB hat bereits 2009 anlässlich des Ausbaus der Regattastrecke den Plan formuliert, erstmals eine A-WM nach Hamburg zu holen.

Die Kandidatur für die Spiele 2024 dürfte diesen Plan allerdings beschleunigt haben. Weltmeisterschaften in olympischen und paralympischen Disziplinen sind Teil des Bewerbungsprozesses. Sie sollen der Stadt helfen, ihre Bekanntheit im internationalen Sport zu steigern. Die Ruder-WM war nur eine von mindestens fünf Weltmeisterschaften, an denen Hamburg Interesse bekundet hat. Eine Bewerbung um die Ausrichtung der WM 2018 im Rollstuhlbasketball wurde bereits eingereicht. Die Entscheidung fällt Ende des Jahres.