Novalaise. Wie die Stadt bei der Vergabe der Welttitelkämpfe an diesem Montag das Ruder noch herumreißen will

Aurelien Sery Serge hat sich entschieden. Er wird an diesem Montag beim Kongress des Ruderweltverbandes Fisa in Chambéry für Hamburg als Ausrichter der WM 2019 stimmen. Das hat der Präsident des Verbandes der Elfenbeinküste Mitte vergange-ner Woche dem Landesruderverband AAC/NRB in einer E-Mail mitgeteilt. Das Konzept habe ihn überzeugt.

Noch handelt es sich um eine Einzelmeinung, aber sie lässt Jürgen Warner ein wenig hoffen. 141 nationale Verbände wurden von dem AAC/NRB-Vorsitzenden und seinem Organisations-komitee kurzfristig angeschrieben und mit Argumenten für die Hamburger Bewerbung versorgt: den kurzen Anfahrtswegen, den Annehmlichkeiten einer Metropole und der Möglichkeit, in Clubs unterzukommen und mit Material unterstützt zu werden. Alles Dinge, die Ottensheim und das benachbarte Linz so nicht zu bieten haben.

Das Council (Rat) der Fisa hatte dem Kongress Ende August dennoch vorgeschlagen, für die österreichische Bewerbung zu stimmen (das Abendblatt berichtete). Beide Kandidaten hatten dem Gremium im Juni in Varese (Italien) ihr Konzept präsentiert. Der Einwand gegen Hamburg: Die Regattastrecke in Allermöhe sei zu windanfällig. Tatsächlich schwankten die Bedingungen beim Weltcup 2011 wie auch bei der Junioren-WM 2014 je nach Bahn teilweise gravierend. Gerade in einem vorolympischen Jahr aber, in dem es um die Startplätze für die Sommerspiele in Tokio 2020 geht, müssten sportlich gleichmäßige Voraussetzungen herrschen, so das Council. Es monierte zudem, dass es an der Strecke entlang der Dove Elbe keine Fahrbahn für die Fernsehkameras gibt.

Siegfried Kaidel, der Präsident des Deutschen Ruderverbands, sprach dennoch von einem „offenen Rennen“. Das ganze Wochenende über warben er, Hamburgs Sportsenator Michael Neumann und die Delegation des AAC/NRB unter den Ehrengästen am Lac d’Aiguebelette für das Projekt. Für Hamburg geht es in Wirklichkeit ja um mehr als nur eine WM: Mit Großereignissen in olympischen und paralympischen Sportarten will die Stadt für ihre Bewerbung um die Spiele 2024 punkten. Immerhin 30 Nationen sollen ihre Unterstützung inzwischen mündlich zugesichert haben – wobei die Stimmen der WM-Teilnehmerländer dreifach zählen.

Da die Abstimmung geheim erfolgt, müsste sich auch keine Nation offen gegen das Council stellen. Dessen Votum soll ohnehin nicht einstimmig ausgefallen sein. Das ist schon deshalb glaubhaft, weil Lenka Dienstbach-Wech dem Exekutivkomitee angehört, das an der Spitze des Gremiums steht – sie gewann 2007 zusammen mit der Hamburgerin Maren Derlien EM-Gold im Zweier. Sollte Hamburg das Ruder nicht noch herumreißen, könnte es für 2022 einen neuen Anlauf geben. „Wir stehen bereit, bräuchten aber die Zusage der Stadt“, sagte Warner. Die nacholympische WM 2021 gilt als sportlich nicht attraktiv genug.