Hamburg. Die HSV-Beachvolleyballerinnen Laura Ludwig und Kira Walkenhorst wollen ihren zweiten nationalen Titel.

Die wenigen Tage, die ihr im Jahr in ihrer Wahlheimat Hamburg bleiben, wollte Laura Ludwig, 29, eigentlich entspannt genießen. Der Weg zum Termin an den Landesbrücken vergällte ihr ein wenig die Freude. Stau hier, Stau da, irgendwann stellte sie ihren Smart entnervt im Halteverbot ab, stieg auf die U-Bahn um. „Ich hoffe, mein Auto steht noch dort, wenn ich zurückkomme“, sorgte sie sich bei ihrer verspäteten Ankunft.

Zwei Stunden später gab sie Entwarnung. Der Wagen war da, und der nächste wartet schon auf sie und ihre Partnerin Kira Walkenhorst, 24. Bei den deutschen Beachvolleyballmeisterschaften vom 11. bis 13. September in Timmendorferstrand ist traditionell ein Kleinwagen für die Sieger bei Damen und Herren ausgelobt. Die Weltranglistenvierten Ludwig/Walkenhorst sind nach den brillanten Vorstellungen der vergangenen Wochen Favoritinnen. Vor zwei Jahren gewannen sie erstmals gemeinsam den nationalen Titel.

Vor vier Monaten war diese Entwicklung nicht zu ahnen. Das HSV-Duo musste den Einstieg in die Saison nach einer Meniskusoperation bei Walkenhorst verschieben, zudem kündigte Athletiktrainer Hans Voigt (Münster) per Mail die Zusammenarbeit überraschend auf. Über die Gründe schweigen beide. Die anderen deutschen Frauenteams wiederum schienen in der Olympia-Qualifikation für Rio 2016 weit enteilt. „Sonderlichen Stress haben wir uns deshalb nicht gemacht, wir haben an unsere Stärke geglaubt“, sagt Walkenhorst. Teampsychologin Anett ­Szigeti half ihnen, sich auf den Sport zu konzentrieren. „Das klappt inzwischen bestens“, sagt Walkenhorst.

Das beweisen die jüngsten Resultate. Nach dem Sieg beim Grand-Slam-Turnier in Japan und dem anschließenden Gewinn der Europameisterschaft im österreichischen Klagenfurt stehen die beiden Hamburgerinnen wieder dort, wo sie nach Einschätzung aller Experten auch hingehören: an der Spitze der nationalen Beach-Rangliste. Rio kann kommen. Für Ludwig wären es die dritten Olympischen Spiele, für Walkenhorst die ersten. Nur wenige Teams haben die beiden in diesem Jahr auf der Welttour noch nicht besiegen können, und wenn ihnen überhaupt etwas fehlen sollte, dann sei es im Moment die Konstanz, meint Walkenhorst. „Auf dem Niveau, auf dem wir jetzt spielen, entscheiden Kleinigkeiten. Da wird es sofort bestraft, wenn du für einen Moment nachlässt oder eine schlechte Entscheidung triffst.“

Körperlich, versichern beide, fühlen sie trotz der (Reise-)Strapazen der vergangen vier Monate „weiterhin topfit“, nur im Kopf seien sie etwas müde. Dennoch wollen Ludwig/Walkenhorst die Saison entgegen ursprünglicher Planungen nicht vorzeitig beenden. Das World-Tour-Finale Ende des Monates in Fort Lauderdale (US-Bundesstaat Florida) werden sie spielen, danach auch noch in Mexiko. Erst im November sind vier Wochen Urlaub geplant, bevor die Olympia-Vorbereitung beginnt. Das seien weniger Ferien als für normale Arbeitnehmer, meint Ludwig, „aber ich hätte ja auch einen anständigen Beruf lernen können“. Nur hätte der nicht so viel Spaß gemacht.