Hamburg. Die Hobbysportler halten den Cyclassics seit der Premiere im Jahre 1996 die Treue. Auch ein schwerer Sturz konnte sie nicht stoppen.

155 Kilometer liegen hinter Till Teuber. Vor wenigen Minuten hat der 48-Jährige mit seinem weißen Rennrad die Ziellinie der Vattenfall Cyclassics an der Mönckebergstraße erreicht. Der Bramfelder hat 4:25:32 Stunden gebraucht. Die Anstrengung ist dem Sportler nicht anzusehen, aber: „Das hat schon Kraft gekostet, und so nach 100 Kilometern merkt man die Beine dann so richtig. Jede größere Anstieg wird dann zur Herausforderung“, sagt Teuber.

Für den Lehrer war am Sonntag ein besonderer Tag: Die Vattenfall Cyclassics feierten ihren 20. Geburtstag und Till Teuber ist jedes Mal mitgefahren: „1996 bei der Premiere konnte man sich noch selbstständig einem Startblock zuordnen. Ich startete im Mittelfeld auf dem Ballindamm.“ Damals passierte den Organisatoren ein Missgeschick: „Der A-Block wurde fehlgelei-tet, sodass wir uns wenig später mit der Spitze des A-Blocks vereinigten.“

Seine Begeisterung für das Sportevent ist ihm im Gespräch deutlich anzumerken: „Bei diesem Rennen wird pures Adrenalin freigesetzt. Es fordert vom Start bis zum Überqueren der Ziellinie vollste Konzentration.“ Denn das Radrennen, bei dem Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 70 Stundenkilometern erreicht werden, ist nicht ungefährlich: „Leider stürzen immer wieder Teilnehmer“, sagt Teuber.

Die besten Bilder der Cyclassics 2015

In Kielgab es um 10.55 Uhr pünktlich den Startschuss für die 160 Teilnehmer des Profi-Rennens bei den Cyclassics
In Kielgab es um 10.55 Uhr pünktlich den Startschuss für die 160 Teilnehmer des Profi-Rennens bei den Cyclassics © dpa | Carsten Rehder
Die Profis starteten ihr Rennen von Bord der Schweden-Fähre „Stena Scandinavica“
Die Profis starteten ihr Rennen von Bord der Schweden-Fähre „Stena Scandinavica“ © dpa | Carsten Rehder
Von Kiel aus führt es die Radsportler nach Hamburg
Von Kiel aus führt es die Radsportler nach Hamburg © dpa | Carsten Rehder
Das Jedermann-Rennen begann bereits um 7.30 Uhr am Sonntagmorgen
Das Jedermann-Rennen begann bereits um 7.30 Uhr am Sonntagmorgen © dpa | Axel Heimken
Bereits zum 20. Mal finden die Cyclassics dieses Jahr statt
Bereits zum 20. Mal finden die Cyclassics dieses Jahr statt © dpa | Daniel Reinhardt
Jedermann-Rennen durch Hamburg
Jedermann-Rennen durch Hamburg © WITTERS | FrankPeters
Insgesamt sollen 20.000 Radfahrer bei den Cyclassics in diesem Jahr teilnehmen
Insgesamt sollen 20.000 Radfahrer bei den Cyclassics in diesem Jahr teilnehmen © dpa | Axel Heimken
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Jetzt wird Till Teuber nachdenklich, er erinnert sich an die Cyclassics 2008. Es war nach etwa 35 Kilometern kurz vor Harmstorf: „Meinem Vordermann platzte bei fast 50 km/h der Reifen, sofort stürzten insgesamt vier Fahrer. Dabei traf es mich am schlimmsten.“

Ein Lenker verletzte ihn am Rücken, später wurde ein Rippenbruch festgestellt, sein Rennrad hatte einen Totalschaden. Doch das Rennen setzte er fort: „Ich trug mein Fahrrad bis nach Harmstorf, glücklicherweise traf ich dort nach einer Weile einen Zuschauer, der mir sein eigenes Rennrad zur Weiterfahrt anbot.“ Das war in keinem „Topzustand“: Nach ein paar Kilometern blockierte der rechte Schalthebel, er hatte jetzt nur noch zwei Gänge zur Verfügung. Die Steigung auf der Köhlbrandbrücke zu bewerkstelligen wurde so zur echten Tortur.

Aber Till Teuber hielt durch: „Es bestand nach 100 Kilometern die Möglichkeit ins Ziel abzubiegen, aber ich wollte trotz allem meine Serie nicht brechen, so fuhr ich die Große Runde weiter.“ Nach fünf Stunden und 155 Kilometern hatte Till Teuber das Ziel erreicht. Diese Vattenfall Cyclassics werden ihm immer als die „schmerzhaftesten“ in Erinnerung bleiben.

Bei seinem Jubiläumsrennen am Sonntag lief jedoch alles glatt, und Till Teuber freut sich schon auf seine nächste sportliche Herausforderung: Im November läuft er beim legendären New-York-Marathon mit.

Treue Teilnehmer: Ulrich (v. l.), Matthias
und Walther Stubbe
Treue Teilnehmer: Ulrich (v. l.), Matthias und Walther Stubbe © HA | Michael Rauhe

Eine Tradition sind die Vattenfall Cyclassics auch für Familie Stubbe: Die Brüder Ulrich und Walther und dessen Sohn Matthias haben auch keines der 20. Radrennen ausgelassen: „Die Cy­classics sind für uns ein lieb gewordener Pflichttermin, auf den wir das ganze Jahr hin trainieren“, sagt Ulrich Stubbe. Der 66-Jährige und sein 68 Jahre alter Bruder Walther haben auch am Sonntag wieder die 155-Kilometer-Distanz genommen. Der 36-jährige Matthias hat sich mit 100 Kilometern begnügt. Alle drei sind ins Ziel gekommen: „Das war mein schönstes Rennen, weil die Rahmenbedingungen ideal waren“, sagt Ulrich Stubbe. Die Brüder Stubbe haben sich vorgenommen: „Mindestens fünfmal fahren wir noch mit.“ Till Teuber und die Stubbes sind übrigens nicht allein: Es gibt insgesamt 72 Radler, die bei allen 20 Rennen in Hamburg teilgenommen haben.