Zagreb/Köln. Rechtzeitig zum Start in die heiße Phase der EM-Vorbereitung hat Anton Gavel vom Weltverband FIBA Grünes Licht bekommen. Der gebürtige Slowake darf für die deutsche Nationalmannschaft spielen.

Endlich darf Anton Gavel richtig mitmischen. „Ich bin froh, dass das Warten jetzt ein Ende hat“, sagte der neue deutsche Basketball-Nationalspieler erleichtert. Pünktlich zum Start in die heiße Phase der EM-Vorbereitung hat der gebürtige Slowake vom Weltverband Fiba Grünes Licht erhalten und spielt ab sofort erstmals an der Seite von Superstar Dirk Nowitzki.

Unterdessen wird Superstar Dirk Nowitzki schon an diesem Freitag (21 Uhr) in Zagreb gegen Kroatien nach vier Jahren Pause sein Comeback im Nationaltrikot geben. „Je mehr Testspiele ich mache, desto besser“, sagte Nowitzki. „Ich fühle mich gut“, meinte er nach den schweißtreibenden Einheiten auf Mallorca.

Verläuft alles nach Plan, bleiben Nowitzki und Gavel bis zum EM-Auftakt am 5. September gegen Island insgesamt sieben Begegnungen, um in Schwung zu kommen. Am Sonntag (15 Uhr) steht in Bremen der zweite Vergleich mit Co-EM-Gastgeber Kroatien an, eine Woche später trifft die Auswahl des Deutschen Basketball Bundes beim Supercup in Hamburg auf Lettland, Polen und die Türkei. Zum Abschluss der Testphase geht es am 28. und 30. August noch zweimal gegen EM-Favorit Frankreich.

Letztmals trug Nowitzki bei der EM 2011 in Litauen das Trikot mit dem Adler auf der Brust. Damals misslang die Qualifikation für Olympia 2012 in London. Der Traum von einer erneuten Teilnahme an den Spielen 2016 in Rio de Janeiro ist es, der den Flügelspieler von den Dallas Mavericks nun noch einmal antreibt.

Dass er dieses Ziel nicht allein erreichen kann, ist Nowitzki bewusst. „Die EM ist mit hochklassigen Teams besetzt. Da ist es wichtig, dass jeder Einzelne seinen Beitrag leistet, damit wir als Mannschaft erfolgreich sein können“, sagte Nowitzki. Vor allem auf seinen NBA-Kollegen Dennis Schröder wird es ankommen. „Ich freue mich darauf, mit Dennis zu spielen“, sagte Nowitzki mit Blick auf den Point Guard von den Atlanta Hawks.

Und in Gavel verfügt das deutsche Team nun zusätzlich über einen defensivstarken Guard, der der jungen Mannschaft mit seiner Erfahrung an der Seite von Nowitzki extrem weiterhelfen kann. „Das ist natürlich eine gute Nachricht für uns“, kommentierte Bundestrainer Chris Fleming die lang ersehnte Entscheidung der Fiba.

Hängepartie beendet

Anton Gavel von München dpa /Andreas Gebert

Mitte Juli hatte der Deutsche Basketball Bund (DBB) den Antrag auf Wechsel der Basketball-Nationalität gestellt und Gavel (30) kurz danach zum Team geholt. Seitdem durfte der Spielmacher von Bundesligist Bayern München wegen der fehlenden Erlaubnis nur individuell trainieren, nun steigt er voll ein.

„Er hat jahrelang den deutschen Basketball diktiert, er ist hier großgeworden, für uns ist er eine extrem wichtige Figur“, sagte Bundestrainer Chris Fleming: „Er weiß, wie man spielt - und, wie man gewinnt. Niemand arbeitet härter als er, er ist ein Riesenvorbild.“

Der US-Amerikaner weiß, was er am Neuzugang hat - beide kennen und schätzen sich. Gavel spielte bei den Brose Baskets Bamberg fünf Jahre lang unter Fleming, gemeinsam holten sie sieben Titel. Der Guard reifte in dieser Zeit zu einem der Topspieler der Bundesliga, wurde zweimal zum besten Verteidiger gewählt und als wertvollster Akteur (MVP) der Finalserie 2013 ausgezeichnet.

Seine neuen Mitspieler kennt Gavel so gut wie alle bestens aus der Liga, die Integration war kein Problem. Mit Fleming war es natürlich nicht anders. „Wir wissen, wie der andere tickt. Ich freue mich, wieder mit ihm zusammenzuarbeiten“, sagte der Neue.

Das Zugucken bei den bisherigen Spielen war hart für mich

Mit 15 hatte Gavel die Slowakei hinter sich gelassen und war nach Deutschland gegangen, spielte zunächst in Karlsruhe und Gießen. Nach drei Jahren im Ausland ging es nach Bamberg, seit dem vergangenen Sommer läuft er in seiner zweiten Heimat für die Bayern auf.

Gavel (1,89 m), der als Point Guard und Shooting Guard spielen kann, war vor zweieinhalb Jahren eingebürgert worden. Jetzt freut er sich darauf, „für das Land, das mir so viel gegeben hat, auf dem Feld zu stehen. Das Zugucken bei den bisherigen Spielen war hart für mich“.

Nur Freunde hat sich Gavel mit seiner Entscheidung nicht gemacht. So hatte sich der slowakische Verband SBA zuletzt wenig überraschend gegen eine Erteilung der Spielerlaubnis für Deutschland ausgesprochen. „Dass negative Reaktionen kommen, gehört einfach dazu. Das kann ich nicht ändern“, sagte Gavel: „Ich kann nicht jedem einen Gefallen tun.“

Noch sieben Gelegenheiten bekommt Gavel bis zur EM (5. bis 20. September) mit der Vorrunde in Berlin, um auch spielerisch in der Fleming-Auswahl anzukommen. Bei der EuroBasket geht es um nicht weniger als die Chance auf das Ticket für die Olympischen Spiele. Gavel hat Rio de Janeiro zumindest im Hinterkopf. „Träumen ist erlaubt.“