Hamburg. Der Elmshorner Jacob Heidtmann will bei den Schwimmweltmeisterschaften in Kasan seinen Leistungssprung bestätigen.

Jacob Heidtmann steigt gern als Erster aus dem Schwimmbecken am Olympiastützpunkt in Dulsberg. Einen Zug schneller zu sein als der Partner auf der Nebenbahn ist ihm wichtig, selbst wenn es nur bei einer Übungseinheit ist. „Für mich ist jedes Training ein Wettkampf“, sagt Heidtmann.

Vielleicht ist es dieser besondere Ehrgeiz, der den 20-Jährigen vom Swim-Team Elmshorn in die Weltspitze gebracht hat. 4:13,28 Minuten – mit dieser Zeit ist er Anfang April bei den deutschen Meisterschaften über 400 Meter Lagen zum Titel geschwommen – und zu den Weltmeisterschaften, die in dieser Woche in Kasan (Russland) zu Ende gehen. Heidtmann war damit fünf Sekunden schneller als noch 2014.

„Er hat einen großen Sprung gemacht“, sagt seine Hamburger Trainerin Petra Wolfram, „ich hätte ihm den bereits im vergangenen Jahr zugetraut.“ Damals aber war Heidtmann vor den deutschen Meisterschaften erkrankt, zudem galt es, neben dem Training das Abitur zu machen. Sein Schnitt: 1,8. „Nichts, worauf man stolz sein kann“, sagt der 1,95-Meter-Mann und lächelt, er habe sehr gut im Basketball abgeschnitten.

Sport ist seine größte Leidenschaft, ob als Aktiver oder als Fan. Wann immer Heidtmann die Möglichkeit hat, geht er zum FC St. Pauli ins Stadion. „Das mache ich in Ausnahmefällen auch schon mal statt einer eingeplanten Regenerationsphase“, sagt er. Ansonsten bestimmt das Training seinen Alltag. Heidtmann beklagt sich darüber nicht: „Wenn man weiß, wofür man das macht, verzichtet man gern auf vieles.“

Dass er gern mal zu spät aufsteht, tolerieren die Trainer

Von 2012 bis 2014 lebte er im Internat am Alten Teichweg. Inzwischen hat er eine Wohnung, von der er seine Trainingsstätte in fünf Minuten erreicht. „Alles ist sehr durchgeplant – nur ich bin oft verplant.“ Heidtmann steht gern eine halbe Stunde zu spät auf. Die Trainer tolerieren das, solange es dem Sport nicht schadet.

Was seine Zukunft angeht, organisiert sich Heidtmann sehr abgeklärt. Er studiert im zweiten Semester Politikwissenschaften als Teilzeitstudent, mit neun statt sechs Semestern Regelstudienzeit. Er rechnet mit noch mehr, da er 2016 nach Rio zu den Olympischen Spielen will. Dennoch ist Heidtmann das Studium wichtig: „Man muss für die Zukunft etwas haben, wovon man leben kann. Nüchtern betrachtet verdient man als Schwimmer relativ wenig Geld.“ Es gibt Ausnahmen wie Michael Phelps. Für Heidtmann ist der US-Amerikaner trotz seiner 18 olympischen Goldmedaillen kein Vorbild: „Er ist ein toller Sportler. Aber ich würde nie wie er betrunken Auto fahren.“

An diesem Freitag tritt Jacob Heidtmann mit der 200-Meter-Freistil-Staffel an, am Sonntag dann über seine Spezialstrecke 400 Meter Lagen. Es ist seine erste WM. Nervös scheint er nicht zu sein, vielmehr freut er sich auf die Zuschauer: „Ich werde die Stimmung aufsaugen und als positive Energie mit ins Becken nehmen.“