Hamburg. Angeblich erwägt Hamburg, IOC-Mitgliedern Privilegien bei Zollkontrolle zu gewähren. Innenbehörde nimmt Stellung. Keine Vorauswahl unter Kandidaten

Hamburg erwägt im Rahmen seiner geplanten Bewerbung für die Spiele 2024 offenbar, den Mitgliedern des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) Privilegien bei der Einreise nach Deutschland zu gewähren. Dies berichtet das Nachrichtenmagazin Der Spiegel.

Demnach habe sich Mitte Juli in Hamburg eine kleine Runde von Experten getroffen, um Fragen des Flug- und des Zollverkehrs während Olympischer Spiele zu erörtern. Dabei ging es auch um die Ein- und Ausreise ohne Zollkontrollen. Eine Vertreterin der Stadt stellte laut einer Aktennotiz fest, dass das IOC womöglich „an die Bewerber den Anspruch stellen könnte, dass seine Mitglieder von Zollkontrollen weitgehend ausgenommen werden“. Über diesen Punkt müsse schon „bei Abgabe der Bewerbung bis zu einem gewissen Grad Klarheit herrschen“.

Am Sonntag reagierte die Hamburger Innenbehörde und nannte die Überlegungen einen normalen Vorgang. „Bei Olympischen und Paralympischen Spielen ist es schon aus logistischen Gründen notwendig, aber auch üblich, das die Gäste, bestehend aus Athleten und Offiziellen, bei der Einreise erleichterte Bedingungen vorfinden“, hieß es in der Stellungnahme: „Die Deutsche Olympiamannschaft und die Deutsche Paralympische Mannschaft haben davon in der Vergangenheit bei all ihren Missionen im Ausland profitiert, zuletzt bei den Olympischen Spielen in London. Ähnliche Bedingungen streben wir als guter Gastgeber auch für unsere Gäste bei möglichen Olympischen und Paralympischen Spielen 2024 in Hamburg an.“

Zuständig für sogenannte Grenzempfehlungen von Diplomaten und VIPs bei der Einreise ist das Auswärtige Amt. Ein bei der Sitzung anwesender Zollbeamter hielt Einreiseprivilegien laut Spiegel allerdings für unwahrscheinlich. Dagegen sprächen unter anderem die in der Vergangenheit „bekannt gewordenen Dopingmissbrauchsfälle im Bereich des Rad- und Pferdesports“.

IOC trifft keine Vorauswahl unter Kandidaten

Das IOC wird bei der Bewerbung um die Sommerspiele 2024 auf eine Vorauswahl verzichten. Bei einem erfolgreichen Olympia-Referendum am 29. November wäre Hamburg damit wie alle anderen Kandidaten bis zur Wahl im September 2017 im Rennen, wie am Sonntag bei der IOC-Vollversammlung in Malaysias Hauptstadt Kuala Lumpur bekanntwurde. Bislang war in der Bewerbungsphase eine Vorauswahl unter den Städten getroffen worden.

Um die Spiele 2024 bewerben sich nach aktuellem Stand Hamburg, Paris, Rom und Budapest. Zudem haben Los Angeles und die kanadische Metropole Toronto sowie Aserbaidschans Hauptstadt Baku ihr Interesse an Olympischen Spielen bekundet und prüfen derzeit eine Bewerbung. Meldeschluss ist der 15. September dieses Jahres.

Ursprünglich wollte das IOC im April oder Mai 2016 die Kandidatenstädte aus dem Kreis der Bewerber auswählen. Die veränderte Vorgehensweise ist eine Reaktion auf die Wahl des Gastgebers für die Winterspiele 2022. In Peking und Almaty standen lediglich zwei Kandidaten zur Verfügung. Zuvor hatten vier Städte aus Europa, darunter München, ihr Interesse angemeldet, aus politischen oder wirtschaftlichen Gründen jedoch von einer Bewerbung abgesehen. In München gab ein gescheitertes Referendum den Ausschlag.

„Wir konnten nicht den gleichen Schnitt wie in der Vergangenheit vornehmen“, sagte IOC-Exekutivdirektor Christophe Dubi. „Ziel ist es, mit allen Städten bis zum Verfahrensende zu gehen. Das gibt uns eine größere Flexibilität.“

(sid)