Michel Platini will Fifa-Präsident werden. Die Kandidatur des UEFA-Chefs hat wohl auch Konsequenzen für den DFB.

Paris. Michel Platini sagt „Oui“: Das Zaudern und Zögern des Franzosen hat ein Ende - der frühere Weltstar greift beim taumelnden Fußball-Weltverband Fifa nach der Macht. Der Boss der Europäischen Fußball-Union (Uefa) hat am Mittwoch angekündigt, dass er bei der Wahl des neuen Fifa-Präsidenten am 26. Februar 2016 antritt. Sollte der 60-Jährige auf Amtsinhaber Joseph S. Blatter folgen, gilt DFB-Präsident Wolfgang Niersbach als Anwärter auf den Uefa-Chefposten.

„Es gibt Zeiten im Leben, in denen man sein Schicksal in die eigenen Hände nehmen muss“, schrieb Platini in einem Brief an die Präsidenten und Generalsekretäre der 209 Fifa-Mitgliedsländer: „Es war eine persönliche und wohlüberlegte Entscheidung. Ich werde unermüdlich im Interesse des Fußballs arbeiten.“

Platini erklärte, dass er der Fifa die „Würde und den Stellenwert“ zurückgeben wolle, die der Weltverband verdiene: „Ich kandidiere mit Enthusiasmus und Überzeugung, aber auch mit Demut - denn ich weiß, dass ich nicht alleine erfolgreich sein kann.“

Niersbach ist Favorit auf Platini-Nachfolge

Platini hat angeblich Wahl-Zusagen von vier der sechs Konföderationen. Die Gelehrten streiten aber noch, welcher Kontinentalverband neben Europa, Nord- und Mittelamerika sowie Südamerika seine Zusage für Platini gegeben hat. Einige Quellen sprechen von Asien, andere von Ozeanien.

Eine große Rolle dürfte das allerdings nicht spielen - Platini hat bei allen Hochrechnungen die Nase vorn. Als einziger ernsthafter Gegenkandidat wird der frühere Fifa-Vize und Auto-Milliardär Chung Mong-Joon aus Südkorea erwartet. Ob Argentiniens Ikone Diego Maradona, der frühere brasilianische Weltstar Zico, Liberias Verbandsboss Musa Bility oder andere gehandelte Kandidaten antreten werden oder dürfen, ist offen. Bis zum 26. Oktober müssen die Anwärter ihre Bewerbung eingericht haben.

Sollte Platini nach der Wahl beim außerordentlichen Fifa-Kongress in sieben Monaten in Zürich tatsächlich als Blatters Erbe feststehen, beginnt das große Stühlerücken. Niersbach wird als Favorit auf die Platini-Nachfolge bei der Uefa gehandelt. Schon bei der Sitzung des Uefa-Exekutivkomitees Mitte September auf Malta könnte der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) von seinen Kollegen gebeten werden, für das Amt zu kandidieren.

Wird Rauball neuer DFB-Boss?

Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge vom Rekordmeister Bayer München hat bereits Liga-Präsident Reinhard Rauball als neuen DFB-Boss ins Spiel gebracht. „Rauball wäre ohne Frage eine gute Alternative. Er ist ein ausgewiesener Fachmann, der den Job bei der DFL mit viel Fingerspitzengefühl gemacht hat in den letzten Jahren“, sagte Rummenigge.

Ob Niersbach tatsächlich an die Spitze der Uefa wechselt, ist allerdings noch offen. Der 64-Jährige hält sich bedeckt. „Mein Ding ist der deutsche Fußball. Das hat absolute Priorität. Ich bin als DFB-Präsident gewählt und fühle mich sauwohl in dieser Rolle“, sagte Niersbach zuletzt. „Es ehrt mich schon, wenn der eigene Name fällt. Aber Stand heute bin ich kein Kandidat. Ob sich daran etwas ändert, wird sich zeigen.“

Etwas ändern soll sich vor allem bei der tief in der Krise steckenden Fifa. Während Niersbach seinen Freund Platini als „natürlich geeigneten“ Präsidenten bezeichnete, sehen das Kritiker ganz anders. „Für einen wirklichen Neuanfang ist Platini sicher nicht der Richtige“, sagte Dagmar Freitag, die Vorsitzende des Bundestag-Sportausschusses, zuletzt.

Die Skepsis gegenüber dem Europameister von 1984 kommt nicht von ungefähr. Schließlich gilt Platini als Zögling Blatters - erst vor einigen Jahren wandte er sich von seinem Mentor ab. Zudem würde Platini aufgrund der Vorwürfe der Vetternwirtschaft stark belastet ins Amt gehen.

Die Neuwahl des Fifa-Präsidenten ist nötig geworden, da der 79 Jahre alte Amtsinhaber Blatter am 2. Juni als Folge des Korruptionsskandals seinen Rücktritt angekündigt hat.