Hamburg. Favorit siegt überlegen im Seejagdrennen. Eye in The Sky gewinnt den Langen Hamburger. Gesellschaftlicher Höhepunkt bei Darboven.

Wer bei Wärme eine lange Reise unternimmt, sollte sich zwischendurch ein erfrischendes Bad gönnen. Nach dieser Devise handelte im Seejagdrennen gestern Abend auch der deutsche Hindernis-Champion Cevin Chan. Vor dem rund drei Meter tiefen Teich inmitten des Horner Hippodroms in Führung liegend, dirigierte der Jockey seinen siebenjährigen Wallach Kazzio couragiert durch das Gewässer. Nach 3600 Metern hatte das mit 18:10 favorisierte Gespann im Ziel sechs Längen Vorsprung vor Ländler unter Lukas Sloup.

Für Trainer Pavel Vovcenko hatte sich das Spezialtraining in Bremen bezahlt gemacht. Sein Besitzer kassierte mit 10.000 Euro die Hälfte des Preisgeldes im einzigen Hindernisrennen der Derbywoche.

Im Gegensatz zu früheren Prüfungen durch den See gab es diesmal keinerlei Probleme: Niemand ging baden – im übertragenen Sinne. Alle sieben Starter kamen problemlos durch das Wasser. Zwar wollte der belgische Gast Rigidity nicht so recht, war dann aber doch zur Passage zu bewegen. Mit der Entscheidung jedoch hatte der Mitfavorit nichts zu tun. Er wurde Letzter.

Im sportlichen Hauptereignis des dritten Meetingstages kam es gleichfalls auf eine ausgeprägte Pferdelunge an. Von Jockey Andrasch Starke in meisterlicher Manier eingesetzt, siegte der norwegische Schimmel Eye in The Sky im mit 25.000 Euro dotierten Langen Hamburger nach Kampf vor der französischen Stute Alwilda unter Adrie de Vries. Als bester einheimischer Galopper belegte der favorisierte Wallach Trip To Rhodos Platz drei.

Darboven bittet auf sein Gestüt

Bevor das Pferdefestival heute mit dem Hamburger Fliegerpreis in die zweite Hälfte aufbricht, trifft sich vormittags die Turffamilie zum Gestütsbesuch des Kaffeekaufmanns und Hauptsponsors Albert Darboven. Dieser sommerliche Traditionstermin auf seinem Gestüt Idee ist der gesellschaftliche Höhepunkt der Derbywoche. Auf den Koppeln am Falkenstein präsentiert „Atti“ Darboven Fohlen und Jährlinge aus eigener Zucht.

Auch der jetzt dreijährige Hengst Koffi Prince ist in Rissen aufgewachsen. Der Vollblüter geht im 146. Deutschen Derby am Sonntag wohl als größter Außenseiter ins Rennen des Jahres. Wer zehn Euro auf seinen Sieg setzt, erhält bei den Wettbüros aktuell 1500 Euro zurück.

Auch den beiden anderen Kandidaten aus Hamburger Besitz wird von den Experten wenig Vertrauen geschenkt. Fair Mountain aus dem Stall Margarethe der Bankiersgattin Margarethe Wetzel wird für rund 670:10 Euro laufen. Und Shining Rules in den Farben des Stalls Winterhude wird mit 400:10 Euro gehandelt. Dahinter steht ein Quartett illustrer Galopperfreunde um den Bahnarzt Peter Wind und den Moderator Daniel Delius.

Im 18er Feld ist viel möglich

Besitzern der Außenseiter wird die jüngste Absage des großen Favoriten Karpino aus dem Eigentum der Katar-Scheichs Al Thani ganz recht sein. Trotz seiner Trainingsverletzung zählt Karpino zu den Mitfavoriten in den mit 1,4 Millionen Euro ausgestatteten King George and Queen Elizabeth Diamond Stakes am 25. Juli in Ascot. Mancher meint, den Scheich-Managern kommt die Blessur nicht ungelegen.

Zwar gibt es mit dem Hengst Shimrano einen weiteren Starter mit nach Papierform überlegener Klasse, doch ist bei einem Feld mit 18 Startern eine Menge möglich. Shimrano, der einer Gruppe Australier gehört, geht aus einer mittleren Startbox ins Derby. „Die Nummer sechs ist optimal“, frohlockte Jockey Adrie de Vries, „besser könnte es nicht sein.“

Das Blaue Band ist mit 650.000 Euro dotiert, von denen der Triumphator 390.000 Euro erhält. Hinzu kommen insgesamt 204.000 Euro Züchterprämien. Da auch der Vierte noch 39.000 Euro und der Fünfte 13.000 Euro erhalten, wird auch auf den Plätzen hart gekämpft. Durch Karpinos Absage rechnen sich auch Außenseiter Chancen aus. Einer ist Palace Prince aus dem Gestüt Höny-Hof. Zur Freude des Rennclubs wurde der Vollblüter für 65.000 Euro Gebühr nachgenannt. Wenn der „Prinz“ nicht unter den ersten Drei ins Ziel galoppiert, war diese Investition ein schlechtes Geschäft.