Hamburg. Wegen des Ausfalls seines Zweierpartners musste Eric Johannesen um seinen Stammplatz im Paradeboot bangen.

Noch am Mittwoch hat sich Eric Johannesen mit Fragen der motorisierten Fortbewegung auf dem Wasser beschäftigt. Im Rahmen seines dualen Studiums an der Hamburg School of Business Administration ist der Olympiasieger vom RC Bergedorf an drei Tagen in der Woche für den Schiffsversicherungsmakler Georg Duncker tätig. Die zweite Wochenhälfte muss er sich dann wieder auf seine eigene Muskelkraft verlassen, wie immer in diesem Frühjahr, wenn er sich mit den besten deutschen Riemenruderern zum Training im Bundesleistungszentrum Dortmund trifft.

Um 13 Uhr an diesem Donnerstag werden sie die Boote zu Wasser lassen. Welches Johannesen schultern wird, will Bundestrainer Ralf Holtmeyer zuvor auf einer Pressekonferenz bekannt geben. Es wird wohl wie in den vier Vorjahren wieder der Deutschlandachter sein. Johannesen, 26, glaubt jedenfalls, „dass die Chancen gut sind“.

Ganz sicher konnte er sich zuletzt allerdings nicht sein. An seinen eigenen Leistungen hat das nur bedingt gelegen. Beim Ergometertest hat Johannesen eine persönliche Bestmarke aufgestellt: 5:48 Minuten benötigte er für die virtuelle 2000-Meter-Strecke, in der Nationalmannschaft war nur der Ulmer Maximilian Reinelt (5:47) schneller, auf der Backbordseite keiner. Die Trockenübungen sind allerdings nur ein, aber nicht das entscheidende, Kriterium, wenn es um die Besetzung von Achter, Vierer und Zweier geht.

Mindestens genauso hoch bewertet Holtmeyer erfahrungsgemäß den Eindruck in den Kleinbooten. Auch hier gehörte Johannesen zusammen mit seinem Berliner Partner Andreas Kuffner jahrelang zu den Stärksten. Doch nachdem sich Kuffner Ende Januar einer Bandscheibenoperation unterziehen musste, wurde Johannesen der Nachwuchsmann Jakob Schneider aus Essen zugeteilt, der dafür auch noch die Seite wechseln musste. Ein stärkerer Partner hätte bedeutet, ein anderes Erfolgsduo zu sprengen – und davor scheute Holtmeyer offenbar zurück. Mit dem erwartbaren Ergebnis: Bei der Langstreckenregatta in Leipzig Ende März kam das Verlegenheitsboot nicht über Platz elf hinaus. Als bei den deutschen Kleinbootmeisterschaften Mitte April in Brandenburg dann auch noch Schneider mit einer Erkältung ausfiel, fand sich Johannesen kurzfristig mit dessen Partner Richard Bensmann im Boot. Es reichte nur zum Sieg im C-Finale. Selbst Johannesens Bruder Torben, 20, der wie Bensmann und Schneider zum B-Kader gehört, schnitt als Zwölfter einen Rang besser ab.

Im vorolympischen Jahr wird die Schlagzahl erhöht

„Mit meinen Ersatzpartnern war es nicht immer einfach“, sagt Eric Johannesen, „aber ich habe das Vertrauen von Ralf Holtmeyer gespürt.“ Einen Olympiasiegerbonus allerdings konnte auch er nicht geltend machen. Beim Weltcupauftakt vor zwei Wochen in Bled (Slowenien) saß er nur im zweiten deutschen Boot. Es wurde Dritter, zwei Sekunden hinter dem siegreichen Deutschlandachter, woraufhin er sich „schon so seine Gedanken gemacht“ habe. Immerhin ist es ein vorolympisches Jahr, da erhöhen alle Nationen die Schlagzahl. Und wer erstmal einen Rollsitz ergattert hat und Erfolge errudert, liegt gut im Rennen nach Rio.

Erst bei der Hügelregatta in Essen am vergangenen Sonntag rutschte Johannesen wieder ins A-Team und gewann knapp vor den Niederlanden. Es dürfte der entscheidende Leistungsnachweis gewesen sein, bevor Ende Mai bei der EM in Posen die ersten Medaillen der Saison vergeben werden. Weitere Umbesetzungen nämlich sind bis zur WM auf dem Lac d’Aiguebelette in Frankreich (30. August bis 6. September) nicht zu erwarten.