Berlin. Der Vertrag des 50-Jährigen wird nicht verlängert. In seiner Amtszeit rutschte das Nationalteam in der Weltrangliste weit ab.

Der Deutsche Eishockey-Bund (DEB) hat sich wie erwartet von Bundestrainer Pat Cortina getrennt, der auslaufende Vertrag des 50-jährigen Italo-Kanadiers wird nicht verlängert. Das ist das Ergebnis eines Bilanzgesprächs zwischen Cortina und dem DEB-Präsidenten Franz Reindl am Mittwoch in Garmisch. Ein Nachfolger wurde noch nicht benannt, als heißester Kandidat gilt Cortinas Vor-Vorgänger Uwe Krupp (Eisbären Berlin) an der Spitze einer Teamlösung.

In Cortinas Amtszeit verpasste die Nationalmannschaft zum ersten Mal überhaupt sportlich die Olympischen Spiele, sie belegte bei der WM 2014 einen desolaten 14. Platz und fiel in der Weltrangliste auf den 13. Rang zurück. Die beiden Siege beim Deutschland-Cup (2012 und 2014) sowie Rang zehn bei der am Sonntag zu Ende gegangenen WM in Tschechien polieren seine Bilanz kaum auf.

„Pat Cortina ist ein guter Coach mit tollem Charakter, der immer mit Leib und Seele bei der Sache ist“, sagte Reindl: „Die sehr schwere WM hat er bravourös gemeistert, aber wir kamen zu dem gemeinsamen Ergebnis, dass die Nationalmannschaft zur Neuaufstellung auf dem Weg zur Heim-WM 2017 auch einen personellen Neustart braucht.“ Cortina selbst zeigte sich enttäuscht: „Ich finde die Entscheidung natürlich sehr schade, denn ich habe es beim DEB und auch auf der Position des Bundestrainers sehr genossen.“

Nachfolger soll bis Mitte Juni feststehen

Der DEB äußerte sich am Mittwoch noch nicht konkret zur Nachfolge. „Die notwendigen Gespräche zur Neuaufstellung werden in aller Ruhe in den nächsten Wochen erfolgen und sollen spätestens Mitte Juni abgeschlossen sein“, hieß es in der Verbandsmitteilung. Vieles deutet jedoch auf eine Teamlösung mit Krupp an der Spitze hin.

Mehrere Trainer aus der Deutschen Eishockey Liga (DEL) könnten künftig die DEB-Auswahl betreuen, ein Headcoach würde jedoch die Hauptverantwortung tragen. Dass dafür Krupp, erster deutscher Stanley-Cup-Sieger und derzeit Chefcoach der Eisbären Berlin, favorisiert wird, ist längst kein Geheimnis mehr.

Unter Krupp hatte die Nationalmannschaft ab 2005 zum Höhenflug angesetzt und eine Medaille bei der berauschenden Heim-WM 2010 (Platz vier) nur knapp verpasst. Reindl hatte zuletzt erklärt, dass für den neuen Trainer mit dem Ziel Heim-WM ein „Zweijahresvertrag Sinn machen“ würde.

Cortinas Demission als Bundestrainer zeichnete sich lange ab. Das erstmalige Verpassen der Olympia-Qualifikation für die Winterspiele von Sotschi 2014 war für das deutsche Eishockey ebenso ein Desaster wie Platz 14 bei der WM in Weißrussland wenige Monate später. Der Abstieg der von Cortina betreuten U20 bei der WM im Januar brachte den Stuhl des einstigen Hoffnungsträgers endgültig ins Wackeln, dessen Machtverlust ein schleichender war: Bereits im Vorjahr musste er den Posten des Sportdirektors räumen.

Präsident Reindl hat den leeren Kassen zum Trotz große Ambitionen: Bei seinem Amtsantritt im Vorjahr rief der frühere Nationalspieler und DEB-Generalsekretär die Agenda „Powerplay 2026“ aus. Darin gab er das ehrgeizige Ziel aus, bei den Olympischen Winterspielen in elf Jahren eine Medaille zu gewinnen - es wäre die erste für das deutsche Team seit Bronze 1976.

Auf den künftigen Bundestrainer warten aber bereits kurzfristig große Herausforderungen: Noch vor der WM 2017, die sich Köln mit Frankreichs Hauptstadt Paris teilt, muss im September 2016 in Riga das Ticket für die Olympischen Winterspiele 2018 gelöst werden. „Das sind jetzt die Meilensteine“, sagte Reindl. Dabei ist eines klar: Einen erneuten GAU wie 2014 darf es nicht geben.