Hamburg. Das Team von Dirk Leun gewinnt in Hamburg den deutschen Pokal. 38-jährige Ex-Nationalspielerin Stefanie Melbeck als Heldin.

Die Pokalheldinnen begannen den Partyabend im Haus von Manager Peter Prior in Buxtehude. Dort türmten sich 40 Pappkartons der bestellten Pizzen. THW-Kiel-Profi Dominik Klein als Anhang von BSV-Kapitänin Isabell Klein trank erstmals nach seiner Kreuzband-OP wieder Alkohol. Und um ein Uhr in der Nacht zum Sonntag zogen die heiteren Handballerinnen noch weiter in die „Garage“, eine von zweite Discos in Buxtehude.

Die Sause ist verständlich, gewannen die BSV-Bundesligafrauen wenige Stunden zuvor in der Sporthalle Hamburg beim Pokal-FinalFour doch „endlich, endlich!“ („Isi“ Klein) den ersten nationalen Titel der Vereinsgeschichte. Peter Prior umarmte nach dem 30:28 (16:13)-Finalerfolg über den VfL Oldenburg mit geschlossenen Augen Familienmitglieder und halb Buxtehude. Er ist seit 48 Jahren im BSV, seit 1999 für das Bundesligateam zuständig. „Man will nicht als ewiger Zweiter oder Loser abgestempelt werden“, sagte der 58-Jährige inmitten der vereinsgetreu blau-gelben Lichtkegel. Es ist der dritte Titel für die Hansestädterinnen nach dem Euro-City-Cup 1994 und dem Challenge-Cup 2010, der viertwichtigsten europäischen Trophäe. Viele Spielerinnen waren 2010 schon dabei, „aber das ist mit einem nationalen Titel nicht zu vergleichen“, stellte die Rückraumlinke Jana Podpoliski, 28, klar.

Buxtehuder SV gewinnt den DHB-Pokal

© dpa | Daniel Bockwoldt
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Der Handball-Gott scheint doch noch sein Herz erwärmt zu haben für „Vize Buxte“, das schon dreimal teils ganz bitter Meisterschaftszweiter wurde (2003, ‘11 und ‘12) – und wohl auch in dieser Saison, wenn der Thüringer HC nicht noch stolpert. Obendrein ging der seit 1989/90 ununterbrochen in der Bundesliga vertretene BSV schon in vier Pokalfinals leer aus. „Buxte setzt schon immer auf junge deutsche Spielerinnen und nicht auf Stars. Diese tolle Arbeit wird jetzt mal belohnt“, sagte Antje Lenz, gewählt zur besten Torhüterin des Turniers. Der BSV qualifizierte sich nun für den zweitwichtigsten Europapokal, den Cup Winner’s Cup.

Neben dieser Happy-End-Story für den Verein erzählte der Pokal auch ein Bilderbuch-Karriereende für Stefanie Melbeck, 38. Trainer Dirk Leun: „Steffi hat die Big Points gemacht. Das war ein großer Abschied.“ Die im Dezember aus Verletzungsnot reaktivierte Rekordvereinstorschützin wurde zur Pokalsuperheldin. Und das, nachdem sie das Halbfinale am Freitag gegen die Füchse Berlin (34:22) wegen der Hochzeit ihres Bruders verpasst hatte. Ihr Mann Stefan fuhr sie am Sonnabendvormittag von Warendorf bei Münster direkt in die Sporthalle. Wie viel Schlaf sie hatte, wollte die 223-fache Nationalspielerin nicht verraten. „Steffi ist mit ihrer Unkompliziertheit hier angekommen und wollte einfach mit uns den Pott holen“, meinte Antje Lenz. Schon bei Melbecks Einwechslung (23. Minute) krakeelten fanlagerübergreifend fast alle 3472 Zuschauer. Gänsehautstimmung für die „nun endgültige Legende“ (Prior).

Buxtehuder SV erntet viel Lob für die Ausrichtung in der Sporthalle Hamburg

Und dann überragte die 38-Jährige als Abwehrchefin und Rechtsaußen. Fünf Würfe aufs Tor – fünf Treffer! Darunter das 28:27 und das 30:28. Danach kreiste sie wie eine Segelfliegerin durch die tosende Arena. Ihr BSV-Torekonto erhöhte sich auf 1036. Melbeck hatte überhaupt noch nie einen Titel gewonnen, im Jahr des Challenge-Cup-Sieges spielte sie just in Dänemark. „Solche Geschichten schreibt nur der Sport, oder?“, fragte sie ein Reporter. „So eine Scheißfloskel“, sagte Melbeck in ihrer trockenen Art und lachte laut los.

Preisgeld gibt es nicht es für den Handballpokalsieger der Frauen. Jeder der Final-Four-Teilnehmer erhielt etwa 4000 Euro für Anfahrt und Hotelkosten. Der BSV schrieb immerhin „eine schwarze Null“ als Ausrichter und heimste Lob ein. „Ich war skeptisch, weil hier der Fußball und Herrenhandball dominiert. Aber alles war perfekt. Hamburg hat eine super Note verdient“, sagte Oldenburg-Coach Leszek Krowicki, der im Halbfinale mit dem VfL die Thüringerinnen düpiert hatte, die nicht mal mehr zur Siegerehrung erschienen. „Beim Männer-Final-Four war eine ganze Armada an Helfern“, sagte Dominik Klein. „Aber beim kleinen BSV haben alle mitangepackt. Buxte steht für ganz viel Herzblut.“