München. Vor dem Rückspiel gegen Barcelona gibt sich München kämpferisch. Auf Teufel komm raus stürmen, sei gegen Messi und Co. aber keine Option.

Sie haben eigentlich keine Chance - doch die wollen sie nutzen. Die Bayern benötigen gegen den „Außerirdischen“ Lionel Messi das größte Fußball-Wunder ihrer langen Europacup-Geschichte, um sich trotz der fast aussichtslosen Situation doch noch den Traum vom Finale in Berlin zu verwirklichen. „Es muss ein Spiel sein, wo es uns einfach reinläuft, wie man auf gut Bairisch sagt“, sagte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge vor dem Halbfinal-Rückspiel der Münchner in der Champions League am Dienstag (20.45 Uhr/ Sky und ZDF und im Liveticker auf abendblatt.de) gegen den FC Barcelona.

„Natürlich haben wir die Qualität. Wir geben nicht auf. Ich will das, die Mannschaft will das“, fügte Trainer Pep Guardiola am Montag bestimmt an. Er sei kein Träumer, „aber ich bin auch ein Kämpfer. Es wird nicht einfach, aber wir haben noch 90 Minuten“.

Die Münchner gehen nach vier Pflichtspiel-Niederlagen in Serie aber nicht nur mit der schweren Hypothek des 0:3 von Barcelona in die Partie. Auch neuerliche Gerüchte um Guardiola und dessen angeblicher Wechsel zu Manchester City im Sommer sorgten im Vorfeld für Diskussionen. Doch den 44-Jährigen interessierte dies nur am Rande.

Nicht auf Teufel komm raus stürmen

Er habe es schon „200 Millionen Mal“ gesagt: „Ich werde nächste Saison hierbleiben“. Thema abgehakt. Vielmehr feilt Guardiola seit der Demütigung am vergangenen Mittwoch durch seinen Ex-Klub an einem Masterplan. Doch der sieht trotz des klaren Rückstands keineswegs vor, dass die Bayern auf Teufel komm raus stürmen werden.

Natürlich müsse man mehr Chancen herausspielen und besser angreifen als im Camp Nou, aber: „Nach vorne, nach vorne, nach vorne? Nein! Wir müssen in erster Linie gut verteidigen und das Spiel kontrollieren. Wir müssen mehr den Ball haben als sie“, unterstrich Perfektionist Guardiola. Dabei erinnerte er an das Spiel zu Beginn der Rückrunde in Wolfsburg (1:4) und das Halbfinale der Königsklasse gegen Real (0:4) in der vergangenen Saison, als die Bayern allzu ungestüm angegriffen hatten und dafür bitter bestraft worden waren.

Für Weltmeister Thomas Müller sind nicht die Taktik mit Dreier- oder Viererkette, sondern „Leidenschaft, Wille und die Unterstützung der Fans“ der Schüssel zu einem „Ausrufezeichen, das die Fußballwelt nicht erwartet“. Aber auch er mahnte „die richtige Mischung“ zwischen Offensive und Abwehrarbeit an: „Mit offenem Visier, aber nicht dumm.“ In Barcelona war die Taktik 77 Minuten aufgegangen, bis Messi, von Guardiola am Montag einmal mehr als „Außerirdischer“ gewürdigt, und Neymar die Bayern-Träume fast schon zerstörten.

Ausfälle sind keine Ausrede

Fast. Denn die Bayern klammern sich an den winzigen Strohhalm und an die Tatsache, im Achtelfinale gegen Donezk (7:0) und dann in der Runde darauf gegen Porto (6:1) eine Machtdemonstration abgeliefert zu haben. „Wir sind der FC Bayern, im Fußball ist vieles möglich. Bis der Schiedsrichter abpfeift, werden wir daran glauben“, meinte Müller tapfer und führte zudem das 0:1 gegen Augsburg am Samstag als Beispiel an: „Langer Ball, Elfmeter, Rote Karte und schon ist so ein Spiel auf den Kopf gestellt.“

Dass sie nach wie vor auf die Superstars Arjen Robben und Franck Ribéry sowie auf David Alaba, Holger Badstuber und Sebastian Rode verzichten müssen, wollen die Bayern nicht als Ausrede gelten lassen. Doch für Ehrenpräsident Franz Beckenbauer ist genau dies entscheidend: „Dieses Potenzial, das im Moment da ist, genügt nicht, um Barcelona in zwei Spielen auszuschalten.“ -

Die voraussichtlichen Aufstellungen:

München: Neuer - Rafinha, Boateng, Benatia, Bernat - Alonso - Lahm, Schweinsteiger (Götze), Thiago - Müller, Lewandowski. - Trainer: Guardiola

Barcelona: Ter Stegen - Dani Alves, Piqué, Mascherano, Jordi Alba - Rakitic, Busquets, Iniesta - Messi, Suárez, Neymar. - Trainer: Luis Enrique

Schiedsrichter: Mark Clattenburg (England)