Warum einige immer im falschen Moment die Millern-Tore verpassen

Fußball ist etwas für Masochisten, gerade in Hamburg, wo diese Leidenschaft derzeit besonders viele Leiden schafft. Dauerkartenbesitzer können ein Lied davon singen. Am Millerntor hatten sich in dieser Saison Fußballgott und die Welt gegen den FC St. Pauli verschworen. Seltsame Schiedsrichterpfiffe! Der Pfosten! Die Latte! Das Unvermögen. Obwohl laut Gassenhauer niemand am Millerntor siegt, gewannen gleich sechsmal Niemands namens Heidenheim, Fürth oder Karlsruhe. Ich war dabei. Mitgehofft, mitgesungen, mitgelitten, mitgenommen. Was waren das für bittere Spiele.

Das bitterste aber wurde das 4:0 gegen Fortuna Düsseldorf. Endlich war er wieder da, der mythische Millerntor-Roar, dieses zu einem emotionalen Sturm anschwellende Hintergrundrauschen. Der Zauber war wieder da, für den man manchmal zwei Spielzeiten lang leidet. Nur ich war nicht da – sondern im Theater. Weil man auf Thalia-Karten für die „Deutschstunde“ ähnlich lange ansteht wie für Pauli-Tickets, hatten wir die Karten im Dezember und damit weit vor der Spielansetzung durch die DFL erstanden. Irgendwas kommt mir immer dazwischen: Die Geburt der Tochter beim 3:0 gegen den FSV Frankfurt am 22. Februar 2013, die Konfirmation des Patenkindes beim 5:0 gegen den SC Freiburg am 6.4.2008 oder schlimme Zweifel beim 3:1 gegen Werder Bremen am 25. Januar 2006.

Langsam nehme ich’s persönlich – wenn ich fehle, wird’s laut und lustig. Die gute Nachricht: Zweimal bin ich bis Saisonende noch verhindert, der Klassenerhalt ist St. Pauli also fast sicher.