Das Tentakel-Orakel aus dem Sealife-Center in Oberhausen wurde während der WM zum Weltstar. Danach ging es in den Ruhestand.

Berlin. Mit seinem richtigen Riecher für die Ergebnisse der Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika wurde er weltberühmt. Nun darf sich Krake Paul auf seinem Ruhm ausruhen und seinen verdienten Ruhestand genießen. Die anstehenden Spiele der deutschen Nationalmannschaft in der EM-Qualifikation gegen die Türkei und in Aserbaidschan wird das WM-Orakel nicht vorhersagen. „Er wird diese Länderspiele definitiv nicht tippen“, sagte Tanja Munzig, Sprecherin des Sealife-Center im nordrhein-westfälischen Oberhausen, am Mittwoch.Paul genieße nach dem Trubel zur Weltmeisterschaft derzeit seine Ruhe und das solle auch so bleiben. Für die Zukunft machte Munzig dennoch ein wenig Hoffnung: „Wir werden mal schauen, was dann irgendwann mal zur nächsten WM, EM oder wie auch immer ist“.

Zur WM in Südafrika hatte der Riesentintenfisch aus Oberhausen mit all seinen Tipps goldrichtig gelegen und war deshalb über die Landesgrenzen hinaus berühmt geworden. Er hatte alle Spiele der Deutschen sowie das Finalspiel richtig „vorhergesehen“. Dazu wählte er zwischen zwei Behältern mit Muschelfleisch, auf denen die Landesflagge des jeweiligen Teams abgebildet war, achtmal die richtige.

Mittlerweile ist der Krake sogar Ehrenbürger der nordwestspanischen Stadt Carballino. Für das im Großaquarium Sealife in Oberhausen lebende Tier sollen sogar Kaufangebote im fünfstelligen Bereich abgegeben worden sein. Doch für den Kraken wird es keinen Ortswechsel geben. „Der Paul wird nach wie vor bei uns bleiben“. sagte Munzig weiter.

Obwohl die WM schon länger zurück liegt, ist es noch nicht viel ruhiger um Paul geworden: „Wir haben immer noch Anfragen weltweit - insbesondere aus dem sportlichen Bereich.“ Seine hellseherischen Fähigkeiten sind auch in Politik- und Privatfragen gefordert. So solle er beispielsweise darüber orakeln, wer nächster Präsident eines Landes werde oder ob ein Ehemann seine Frau betrüge.

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Spaniens Fußballfans sind schier aus dem Häuschen. Tintenfisch-Orakel Paul hat ihren Sieg gegen Deutschland vorhergesagt und wieder einmal recht behalten. Ministerpräsident Rodríguez Zapatero will Paul sogar beschützen lassen: „Wir werden Paul ein Leibwächter-Team schicken“, sagte der Ministerpräsident nach dem Erfolg gegen Deutschland. Umweltministerin Elena Espinosa will gar Artenschutz für ihn beantragen, damit er von den Deutschen nicht aufgefressen wird. Berechtigt? Es gibt nicht wenige Fans - immer von der Verliererseite - die Paul grillen wollen. Nach den Engländern die Argentinier und jetzt die Deutschen.

Die Weltpresse hat „Pulpo Paul“ aus dem Großaquarium Sealife in Oberhausen in den hintersten Winkel getragen. Ob im australischen Fernsehen, bei CNN oder BBC, in der Washington Post, der New York Times und vor allem den Sportzeitungen. Sie berichten, wenn Paul zur Vorhersage schreitet. Bei Twitter ist „Pulpo Paul“ in den Trendcharts der weltweiten Suchbegriffe auf Platz eins. Auch bei Facebook hat das Kraken-Medium schon zahlreiche Fan-Seiten. Vor allem aus Spanien. Im US-Medienblog Gawker gibt ein Mathematiker seine Berechnung zum Besten, dass die Wahrscheinlichkeit, dass Paul alle sechs deutschen Spiele korrekt vorhersagt, bei nur zwei Prozent liege.

Gebannt warten die Fans jetzt auf die Vorhersagen zum Finale Spanien - Niederlande und zum „kleinen Finale“ Deutschland - Uruguay. Paul muss deshalb zwei Mal an die Muschel. Zuerst soll Paul an diesem Freitag um 11 Uhr zwischen Deutschland und Uruguay wählen. Wieder wird seine Lieblingsspeise in zwei beflaggte Gläser gefüllt. Alle Deutschen hoffen jetzt, dass Paul zuerst das Fleisch aus dem deutschen Glas frisst und Uruguay verschmäht, damit wenigstens noch Platz drei herausspringt.

„Wir können aber nicht versprechen, dass Paul nach der ersten Runde dann auch bei der Finalauswahl noch einmal frisst“, meint Sealife-Sprecherin Tanja Munzig. „Für Paul ist das ein Spiel.“

Vor allem die Finalisten haben ein Auge auf die Auslosung: Das niederländische Massenblatt De Telegraaf wähnt sich schon fast am Ziel, setzt nur noch ein kleines Fragezeichen hinter die Wunschvorstellung „Oktopus-Verheißung: Oranje Champion?“

Selbst den Fußballspielern ist der Wahrsager-Oktopus längst ein Begriff. „Dieser Paul ist ein Wunder“, sagte Spaniens Mittelfeld-As Xabi Alonso nach dem Halbfinalsieg. Etwas zweideutig wirkt der Facebook-Eintrag der in Dortmund lebenden Spanierin Charlotte: „I love Calamari!“

Tausende haben sich in den Netzwerken als Paul-Anhänger geoutet. Warnungen an Frittierwillige bleiben da auch nicht aus. „Oh Mann, da sieht man wieder einmal, wie hirnverbrannt Männer sind, wenns ums Verlieren geht. Dafür kann doch Paul nichts, regt euch ab“, meint Iris aus Plochingen. Vielfach soll Paul aber nur Wünsche erfüllen. „Kannst Du machen, dass Thailand zur WM kommt?“ heißt es aus Bangkok. „Wie sieht es mit den nächsten Lottozahlen aus?“ wird gefragt. Und Stefan aus Saarbrücken will Paul eine neue Chance zur WM 2012 einräumen. So alt dürfte der zweieinhalb Jahre alte Oberhausener Oktopus nicht werden. Er ist schon jetzt im Opa-Alter.