Die deutschen Skirennfahrer liefern bei der Alpin-WM in den USA die erhofften Resultate. Dopfer „extrem dankbar“, Neureuther feiert.

Vail. Das schwarze T-Shirt mit Champagner getränkt, in der Hand ein Glas Weißbier: Bronze-Fahrer Felix Neureuther hat es auf der finalen Jubel-Party im deutschen Haus richtig krachen lassen. „Ich denke, dass ich echt sehr, sehr glücklich nach Hause fahren kann“, sagte der 30-Jährige bei der zünftigen Feier in Vail, bei der neben Neureuther vor allem auch Fritz Dopfer im Mittelpunkt stand. Der Silbermedaillengewinner blieb von einer Schampus-Dusche durch Trainer Mathias Berthold am späten Sonntagabend verschont, genoss aber jeden Moment: „Das ist ein sehr schöner Abschluss von zwei Wochen in Amerika, die mir wohl immer im Gedächtnis bleiben werden.“

Auch wenn es mit einem Titel im dramatischen Slalom zum Abschluss der alpinen Ski-WM nichts wurde, eine weltmeisterliche Verneigung aus der Heimat gab es trotzdem. „Klasse Jungs, Silber und Bronze! Bärenstark, Fritz und Felix! Was für ein Rennen!“, twitterte Fußball-Nationalspieler Bastian Schweinsteiger.

Zwei deutsche Skirennfahrer auf einem WM-Podest – das hatte es zuletzt vor 28 Jahren gegeben, als Frank Wörndl den Slalom-Titel holte und Armin Bittner Dritter wurde. „Ich bin ehrlich tief bewegt“, gestand der deutsche Alpindirektor Wolfgang Maier. „Ich habe mir gedacht, wenn der eine draufsteht und der andere runterfällt, das hätte eine gewisse Bitternis gehabt, weil beide eine extrem gute Saison fahren. Dieses Mal hatten wir mal das Glück, dass der Hirscher ausgelassen hat.“ Netter Nebeneffekt: Das Ziel von drei WM-Plaketten erreichte der Deutsche Skiverband nach Silber für Viktoria Rebensburg noch auf den letzten Drücker.

Das letzte Rennen der WM war an Spannung und Dramatik kaum zu überbieten. Erst als der große Favorit und zur Halbzeit führende Österreicher Marcel Hirscher als letzter Starter im Schneegestöber einfädelte und ausschied, wurde Jean-Baptiste Grange aus Frankreich zum Weltmeister, aus Dopfers Bronze wurde Silber – und aus Neureuthers Beinahe-Blech Bronze. Papa Christian, selbst einst erfolgreicher Skirennfahrer, stand mit Tränen in den Augen hinter einer Bande und machte Fotos.

„Wenn ich heute wieder Vierter geworden wäre, das wäre Wahnsinn gewesen. Da hätte ich mich tief eingebuddelt“, meinte sein Sohn – zwei Tage zuvor hatte Felix Neureuther im Riesenslalom eine Medaille als Vierter verpasst. „Ich war auch echt angespannt. Aber im Endeffekt: Ende gut, alles gut. Drei Deutsche unter den ersten Zehn, das ist mannschaftlich ein richtig geiles Ergebnis. Da können wir alle sehr zufrieden sein“, sagte Neureuther. Linus Strasser wurde starker Zehnter, zudem fuhr Philipp Schmid noch auf Rang 17.

Über mangelnde Schulterklopfer konnte sich auch Dopfer nicht beklagen beim stimmungsvollen Einmarsch zu „Tage wie diese“ in der „Bully Ranch“. „Es ist extrem schön, dass man einer der Hauptdarsteller ist“, sagte der 27-Jährige. Dem beseelten Gesichtsausdruck nach zu urteilen, konnte er seinen Erfolg aus dem Torlauf von Beaver Creek noch nicht fassen.

Schon unmittelbar nachdem Dopfer die erste Einzelmedaille seiner Karriere umhängen hatte, blieb er sich und seiner nüchternen Art treu. „Ich bin nicht so einer, der da voll aus sich rausgeht. Sondern eher einer, der das still genießt und extrem dankbar ist für solche Momente, die einem der Skisport auch geben kann“, sagte der Sportler des SC Garmisch nach dem finalen WM-Kraftakt.

Die Weltcup-Saison ist aber noch nicht zu Ende. Im Endspurt um die kleine Kristallkugel für den besten Slalom-Fahrer der Weltcup-Saison sieht Berthold seinen Schützling Neureuther nun im Vorteil. Bei noch zwei ausstehenden Rennen führt der mit 66 Punkten Vorsprung auf Hirscher. „Selbstvertrauen gibt das auf alle Fälle. Diesen Slalom-Weltcup zu gewinnen ist sicher ein großes Ziel“, sagte der Österreicher. Neureuther meinte: „Es sind zwei Rennen, da fängt es wieder bei Null an. Aber wenn du die WM verbockst – es ist relativ knapp im Slalom-Weltcup -, das würde das Ganze nicht unbedingt einfacher machen.“

In Méribel Ende März gibt es also womöglich die nächste Party – Alpinchef Maier jedenfalls gab sich zuversichtlich: „Der Felix hat jetzt schon eine Serie, das ist der Hammer. Ich weiß nicht, wie viele Rennen das jetzt waren. Dass er jedes Mal am Podium steht, das gibt ihm schon ein bisschen Rückenwind für die Kugel.“