Letzte Chance genutzt: Viktoria Rebensburg holt WM-Silber im Riesenslalom. Anna Fenninger holt mit Gold ihre dritte Medaille in den Rocky Mountains.

Beaver Creek. Silbermedaillengewinnerin Viktoria Rebensburg gratulierte der neuen Riesenslalom-Weltmeisterin Anna Fenninger als Erste. In der Box der Führenden musste die 25-Jährige zuvor lange zittern – am Ende jubelte sie mit hochgerissenen Armen über die erste WM-Medaille ihrer Karriere. Die Olympiasiegerin von 2010 nutzte in den Rocky Mountains ihre letzte Chance und holte zudem die erste Plakette für den Deutschen Skiverband bei den bislang eher enttäuschend verlaufenen Titelkämpfen in Vail und Beaver Creek. „Ich glaube im Riesenslalom bin ich jetzt wieder da – und da, wo ich hinwill. Das ist ein superschönes Gefühl. Das genieße ich jetzt.“

Auf Fenninger aus Österreich, die nach Gold im Super-G und Silber in der Abfahrt ihre dritte Medaille in den Rocky Mountains einheimste, fehlten Rebensburg 1,40 Sekunden. „Anna ist in einer eigenen Liga gefahren, da muss man gratulieren und den Hut ziehen – oder in dem Fall die Mütze“, kommentierte Rebensburg. „Es fühlt sich super an, ich bin in einem Flow. Ich kann im Moment einfach super skifahren“, sagte Fenninger, der trotz eines großen Fehlers Gold nicht zu nehmen war. Bronze ging an Jessica Lindell-Vikarby aus Schweden.

„Ich habe gewusst, dass ich gut drauf bin. Ich habe Vollgas gegeben, jetzt genieße ich das“, sagte Rebensburg nach ihrem etwas überraschenden Coup. „Bei der WM zählen nur Medaillen. Deswegen hatte ich das Messer zwischen den Zähnen.“ Im Weltcup war sie im WM-Winter noch nicht in die Top-3 gefahren. Als Elfte des ersten Durchgangs ging sie ins Finale und kam dort mit klarer Bestzeit ins Ziel.

Zehn weitere Fahrerinnen warteten aber noch am Start, Rebensburg verfolgte die Konkurrentinnen erst cool mit Sonnenbrille und einem Energydrink in der Hand. „Sekt oder Selters“, kündigte sie an. Als Lindell-Vikarby langsamer war, hatte sie Bronze sicher – und wenig später sogar Silber.

Nach den vergeblichen Anläufen 2007 in Åre, 2009 in Val d'Isère, 2011 in Garmisch-Partenkirchen und 2013 in Schladming gab es in Vail und Beaver Creek die ersehnte WM-Medaille. Dabei hatte sie Chancen in Super-G (5.) und Abfahrt (10.) noch ausgelassen. Schon nach dem ersten Lauf hatte Rebensburg dank eines neuen Skis eine klare Verbesserung ausgemacht. „Natürlich ist es nicht so leicht, mit einem neuen Setup zu fahren. Ich habe noch nicht gewusst, wo mein Limit ist“, kommentierte sie als Halbzeit-Elfte. Für den zweiten Durchgang kündigte sie an, noch mal „voll zu attackieren“. Das gelang.

Die US-Skistars dagegen blieben vor heimischem Publikum erneut hinter den eigenen Erwartungen. Lindsey Vonn konnte ihre schwache WM-Bilanz im Riesentorlauf wie erwartet nicht mehr aufpolieren. Die 30-Jährige, die sich in dieser Weltcup-Saison bisher ausschließlich auf die Speeddisziplinen konzentriert hatte, fuhr weit hinterher und beendete das Rennen in ihrer Heimat vor den Augen ihres Freundes Tiger Woods auf Platz 14. Die Bilanz ihrer Heim-WM: Bronze im Super-G.

Slalom-Olympiasiegerin Mikaela Shiffrin, die im WM-Winter bereits in Sölden einen Riesentorlauf gewonnen hatte, spielte im Kampf um die vorderen Plätze überraschenderweise ebenfalls keine Rolle. Zumindest konnte sich die 19-Jährige nach Rang 13 in Lauf eins im zweiten Durchgang noch etwas noch vorn schieben und wurde schließlich Neunte. „Ich fühle den Druck“, gestand sie schon zur Halbzeit angesichts der hohen Ziele, die der US-Verband vor den Titelkämpfen ausgegeben hatte. Eigentlich wollten die Amerikaner stärkste WM-Nation werden – eine Mission, die bereits jetzt gescheitert ist.