Anthony D'Alberto soll Touareg mit Wolfsburgs Fußballer Junior Malanda an Bord ohne Führerschein gelenkt haben. Bundesligist entscheidet sich nach Todesnachricht für Abflug ins Trainingslager - aber auch psychologische Hilfe.

Wolfsburg. Der Tod von Junior Malanda hat den VfL Wolfsburg in einen Schockzustand versetzt und eine Welle der Anteilnahme im internationalen Fußball ausgelöst. Am Tag nach dem folgenschweren Verkehrsunfall auf der A2 bei Porta Westfalica, bei dem der belgische Mittelfeldspieler am Samstag ums Leben gekommen war, begannen der Bundesligist und seine Fans immer noch tief bestürzt mit der Trauerarbeit. Der Tabellenzweite hatte wegen des Unglücks die geplante Reise nach Südafrika zunächst verschoben, flog nach einer eintägigen Bedenkzeit am Sonntagabend aber doch vom Flughafen Braunschweig-Waggum ins Trainingslager bis 18. Januar nach Kapstadt.

„Es war keine leichte Entscheidung, aber es ist die absolut richtige“, erklärte VfL-Manager Klaus Allofs am Sonntag. „Junior wollte den Erfolg, das ist das Letzte, was wir für ihn tun können“, ergänzte Allofs. Trainer Dieter Hecking, mehrfach von Weinkrämpfen geschüttelt, verteidigte die Maßnahme. „Die Lücke ist groß, aber es geht weiter im Leben. Das müssen wir vor allem den jungen Spielern vermitteln“, sagte der Coach des Tabellenzweiten. Er möchte am vorgesehenen Programm mit zwei Testspielen am Mittwoch in Kapstadt und am nächsten Sonntag zum Abschluss in Port Elizabeth festhalten.

Allofs beschrieb die allgemeine Gemütslage ohne Umschweife. „Alle Spieler sind total am Boden zerstört, wir können unsere Fassungslosigkeit kaum in Worte fassen. Wir haben einen lebensfrohen, lernbegierigen Menschen und einen außergewöhnlichen Fußballer verloren“, erklärte der Manager. Mit dem Flug ins Ausland wolle er nicht zur Tagesordnung übergehen. „Aber in einer anderen Umgebung, wo wir nicht jeden Tag Juniors Spind sehen, kann die Gruppe den Verlust besser aufarbeiten“, sagte Allofs. In Kapstadt erhält das Team psychologische Hilfe.

Die VfL-Fans erinnerten im VIP-Bereich vor dem Stadion mit Kerzen, Blumen, Bildern und grün-weißen Schals an den verstorbenen Profi, der in 17 Bundesligaspielen für den VfL zwei Tore erzielt hatte. Bereits am Sonnabendabend hatten sich rund 200 trauernde Fans um die Volkswagen Arena versammelt. Rund 1000 Anhänger erinnerten am Sonntag mit einem Trauermarsch an den verstorbenen Profi.

Die Fans gingen schweigend hinter einem Banner mit der Aufschrift „R.I.P. Junior“ vom Fan-Haus zum VIP-Bereich am Wolfsburger Stadion. Dort hatte der Club ein Kondolenzbuch ausgelegt.

Schweigeminute am 18. Spieltag möglich

Die Sportliche Leitung erfuhr am Sonnabendnachmittag vom Tod des belgischen Junioren-Nationalspielers. Malanda befand sich auf der Anreise zum Flughafen Braunschweig, um mit dem VfL-Team ins Trainingslager zu fliegen. „Wir sind alle tieftraurig und total geschockt. Es gibt Dinge, und da spreche ich als Vater, die man als Eltern nie erleben will, und die dann doch passieren“, erklärte der Aufsichtsratsvorsitzende Francisco Javier Garcia Sanz.

Weltweit löste der Tod des 20 Jahre alten Talentes Entsetzen aus. „Geschockt und traurig über den tragischen Tod“, twitterte Weltverbands-Präsident Joseph Blatter. „Der Fußball verliert ein großes Talent.“ Die Deutsche Fußball Liga (DFL) sprach den Angehörigen und Teamkollegen ihr Mitgefühl aus: „Wir sind tief bestürzt über dieses tragische Unglück“, sagte Christian Seifert, Vorsitzender der DFL-Geschäftsführung.

Offen ist noch, ob es in allen Bundesliga-Stadien zum Start der Rückrunde eine Schweigeminute geben wird. Herbstmeister FC Bayern legte am Sonntag zu Beginn seines Trainings in Doha eine Gedenkminute ein. „Es ist schrecklich, und es ist für mich mit Worten nicht zu sagen“, erklärte der Münchner Sportvorstand Matthias Sammer. Die Bayern sind zum Auftakt der Rückrunde am 30. Januar Gast in Wolfsburg.

Eine Szene, über die Malanda selbst später lachen konnte: Im Eröffnungsspiel der Siason 2014/25 vergibt der 20-Jährige eine Großchance gegen den FC Bayern München
Eine Szene, über die Malanda selbst später lachen konnte: Im Eröffnungsspiel der Siason 2014/25 vergibt der 20-Jährige eine Großchance gegen den FC Bayern München © WITTERS/Witters Sport-Presse-Fotos

Im Hinspiel hatte Malanda für bundesweites Aufsehen gesorgt, als er den Ball aus kürzester Distanz am Münchner Tor vorbei stolperte. Der lebenslustige junge Mann nahm die Szene mit Humor, besonders in seiner Heimat Belgien ist er sehr beliebt. Entsprechend groß ist die Anteilnahme. „Der belgische Fußball verliert eines seiner größten Talente“, erklärte Nationaltrainer Marc Wilmots. „Das ist ein Schock für den ganzen Verein“, teilte Malandas früherer Club SV Zulte Waregem mit.

„So merkwürdig, wenn Du deinen Freund morgens noch gehört hast und dann diese Nachricht zu erfahren“, twitterte sein belgischer VfL-Teamkollege Kevin De Bruyne. „Wir haben einen großen Freund zu früh verloren. Ruhe in Frieden, Du wirst immer bei uns sein.“

Zahlreiche Profis von anderen Clubs zeigten sich betroffen, unter ihnen die Nationalspieler Jérôme Boateng, Lukas Podolski, Mario Götze, Benedikt Höwedes, Toni Kroos, Marco Reus und Kevin Volland. Viele Bundesligisten bekundeten spontan ihr Beileid.

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Unfallfahrer ohne Führerschein?

Malanda saß bei dem Autounfall bei Starkregen und heftigen Böen auf dem Rücksitz eines Geländewagens. Als das Fahrzeug aus ungeklärten Gründen ins Schleudern geriet und gegen einen Baum prallte, wurde der VfL-Profi nach Angaben der Polizei Bielefeld aus dem Fahrzeug geschleudert. Ob er angeschnallt war oder nicht, ist offen. Malanda starb noch am Unfallort.

Der Fahrer des VW Touareg und sein Beifahrer – unter ihnen der belgische Verteidiger Anthony D'Alberto aus der U 21-Mannschaft des RSC Anderlecht – wurden schwer verletzt in ein Krankenhaus gebracht. Lebensgefahr soll aber nicht bestehen. Das Unfallauto wird von der Polizei untersucht, die Ermittlungen laufen.

Belgischen Medienberichten zufolge soll das Unfallauto mit rund 250 km/h unterwegs gewesen sein. Noch schwerer wiegen die Vorwürfe, die das Blatt „sudpresse“ in seiner Onlineausgabe gegen den Unfallfahrer erhebt: Angeblich soll D‘Alberto keinen Führerschein besessen haben.

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