Ob der im September 2012 verunglückte Profi jemals wieder Fußball spielen kann, ist weiter ungewiss. Derzeit befindet er sich in einem Rehaprogramm.

Zuzenhausen. Boris Vukcevic kann wieder kleine Spaziergänge machen, mit Freunden telefonieren und Besuche empfangen. Das ist schon sehr viel für einen Menschen, der dem Tod näher war als dem Leben und wochenlang im Koma lag. Vor einem Jahr erschütterte der verheerende Autounfall des Fußballprofis die Bundesliga, seinen Verein 1899 Hoffenheim und natürlich am allermeisten seine Familie. Vukcevic hat sich seit jenem 28. September 2012 nicht mehr in der Öffentlichkeit gezeigt. In einem Interview äußern sich seine Eltern Sonja und Dragan erstmals dazu, wie es dem 23-Jährigen geht.

„Er ist frohen Mutes, sehr motiviert und macht gute Fortschritte. Aber man darf nicht vergessen, dass er sehr schwere Verletzungen erlitten hat und der Weg zurück für ihn noch immer sehr weit ist“, erklären sie. Vukcevic absolviert ein Reha-Programm, Verein und Familie versuchen, ihn abzuschirmen. „Boris ist nicht nur Fußballspieler, er ist auch ein Mensch. Boris hat ein Recht auf seine Privatsphäre“, betonen seine Eltern.

Am Samstag, genau ein Jahr nach dem Unglück, spielt Hoffenheim gegen Schalke 04. Die Fans werden sicherlich wieder seinen Namen rufen. Der Stadionsprecher will statt der TSG-Hymne vor dem Anpfiff „You'll never walk alone“ spielen lassen. Boris Vukcevic könnte wieder auf der Tribüne sitzen – aber er wird es nicht. „Es ist denkbar, dass er schon in zwei Wochen ins Stadion gehen will. Es kann aber auch noch eine Zeit dauern“, meinen seine Eltern. Das müsse und könne er ganz alleine entscheiden. Sonja und Dragan Vukcevic sagen auch: „Er muss das alles noch verarbeiten.“

Am 26. September 2012 beim 3:0-Sieg in Stuttgart bestritt Boris Vukcevic sein vorläufig letzes Spiel. Zwei Tage später prallt er auf dem Weg zum Training mit seinem PKW auf der Bundesstraße 45 zwischen Bammental und Mauer auf einen 40 Tonnen schweren Laster. Mit einem Rettungshubschrauber wird der U21-Nationalspieler in ein Heidelberger Krankenhaus gebracht und von den Ärzten nach einer Notoperation ins künstliche Komma versetzt. Später stellt sich heraus, dass die Unfallursache eine Unterzuckerung von Boris Vukcevic war. Er ist Diabetespatient.

Die Hoffenheimer entscheiden – auch nach Absprache mit Sonja und Dragan Vukcevic – einen Tag später in der Bundesliga gegen den FC Augsburg anzutreten. Das 0:0 ist ein bleiernes Spiel und steht ganz im Zeichen des verunglückten Mittelfeldspielers. Die Augsburger Spieler laufen sich in T-Shirts mit der Aufschrift „Gute Besserung, Boris“ warm. Die Hoffenheimer streifen sich nach dem Abpfiff Trikots mit der „7“ über, der Rückennummer von Boris Vukcevic.

Die Nachrichten über den Fußballer in den nächsten Monaten machen zunehmend Mut, der Verein verbreitet sie mit viel Hoffnung. Heute sagen seine Eltern: „Seine Therapeuten und seine Ärzte sind zufrieden mit seinen Fortschritten. Es sind Schritte auf dem Weg zurück in ein normales Leben.“

Ende Juli bittet Boris Vukcevic um Verständnis, dass er sich noch nicht öffentlich zeigen möchte und lässt sich mit den Worten zitieren: „Ich möchte gerne weiter diesen Weg der kleinen Schritte gehen und kann nur alle bitten, das weiterhin zu respektieren. Mir geht es gut, aber die Zeit ist noch nicht reif.“

Er gehört auch in dieser Saison offiziell zum Kader des Bundesligisten, der nach Boris Vukcevic' Unfall in eine monatelange Krise stürzt und in der vergangenen Saison beinahe absteigt. Ob der gebürtige Kroate jemals wieder Leistungssport betreiben kann? „Das kann zur Zeit niemand beantworten. Es ist zu früh, seriöse Prognosen aufzustellen“, sagen seine Eltern. „Für Boris stehen andere Themen auf der Tagesordnung.“ Er habe sich aber unglaublich gefreut, als ihn kürzlich TSG-Trainer Markus Gisdol besuchte und er fiebere jedes Wochenende mit seiner Mannschaft mit. Dennoch habe er in dem einen Jahr automatisch „eine gewisse Distanz“ aufgebaut.