Enttäuschung beim Neujahrsspringen der Vierschanzentournee in Garmisch-Partenkirchen: Die deutschen Skispringer Severin Freund und Richard Freitag konnten trotz Steigerung im zweiten Durchgang doie Podestplätze nicht angreifen.

Garmisch-Partenkirchen. Nach dem verpassten Raketenstart in das WM-Jahr 2015 machten die deutschen Top-Skispringer Richard Freitag und Severin Freund gute Miene zum bösen Spiel. Wie schon zum Auftakt flogen Freitag als Neunter und Freund auf Rang zehn beim Neujahrsspringen der Vierschanzentournee meilenweit an einem erhofften Podestplatz vorbei. Beim Sieg des Norwegers Anders Jacobsen blieb den deutschen Hoffnungsträgern in Garmisch-Partenkirchen nur die Rolle der fairen Gratulanten.

„Das ist kein berauschendes Ergebnis. Mit unseren zwei Topleuten ist es wie verhext. Sie kriegen es nicht auf die Reihe“, klagte Bundestrainer Werner Schuster. „Für sie ist deutlich mehr drin, auch das Podium.“

Vor 20.000 Fans setzte sich Jacobsen am Donnerstag mit Sprüngen auf 135,5 und 136,5 Meter vor Simon Ammann aus der Schweiz und dem Slowenen Peter Prevc durch. In der Tournee-Gesamtwertung katapultierte sich der Sieger von 2007/08 auf Rang vier vor. Die Führung behauptete der Österreicher Stefan Kraft mit 561,9 Punkten vor Prevc (560,8) und seinem Landsmann Michael Hayböck (554,8). Bester Deutscher ist Freund (515,2) auf Rang zwölf vor Freitag (513,2).

Zwar gab es für die deutschen Springer kein Debakel wie zum Auftakt in Oberstdorf, doch selbst Freund räumte nach dem durchwachsenen Auftritt ein: „Das war wieder nicht der erhoffte Befreiungsschlag, auch wenn wir auf einem besseren Weg sind.“

Schon nach dem ersten Versuch auf 127,5 Meter winkte der Skiflug-Weltmeister enttäuscht ab. „Der Sprung war leider nicht so gut. Ich habe schnell gespürt, dass ich den Druck nicht auf die Kante gebracht habe“, sagte der 26-Jährige. Mit 135,5 Metern gelang ihm im Finale immerhin eine deutliche Steigerung. „Der war okay“, sagte Freund.

Auch Freitag hatte sein Lächeln nach dem zweiten Versuch auf 134,5 Meter wiedergefunden, nachdem er im ersten Durchgang mit 127 Metern gepatzt hatte. „Da ist seine Energie am Schanzentisch verpufft“, urteilte Schuster. „Mit dem zweiten Sprung war ich ganz zufrieden. Aber das Halbzeit-Fazit fällt natürlich durchwachsen aus“, meinte Freitag.

Schuster attestierte seinen beiden Vorzeigespringern zumindest Kampfgeist. „Sie geben alles. Für den Alltagsgebrauch reicht es ja auch“, stellte er mit Blick auf die guten Leistungen im Weltcup fest. Auf den nächsten Stationen in Innsbruck am Sonntag und Bischofshofen (6. Januar) hofft er endlich auf den Tournee-Durchbruch. „Wir müssen die Emotionen hochhalten, um zwei Topsprünge in einem Wettkampf hinzubekommen“, formulierte Schuster den Anspruch.

Dabei hatten die deutschen Topspringer und der Bundestrainer nach dem katastrophalen Start schon am Neujahrstag auf eine sportliche Wende gehofft. „Wir haben den Silvesterabend gemeinsam verbracht und Oberstdorf endgültig abgehakt“, berichtete Schuster kurz vor dem Wettkampf.

Doch im ersten Durchgang präsentierte sich lediglich Marinus Kraus so gut wie das Wetter. Der Team-Olympiasieger eröffnete den Wettbewerb mit einem gelungenen Satz auf 132 Meter und stellte danach freudestrahlend fest: „Das neue Jahr beginnt richtig gut. Ich stand voll unter Strom. Es gibt nichts Schöneres, als bei solch einer Kulisse zu springen.“

Im Finale landete der 23-Jährige dann jedoch schon bei 126,5 Metern und fiel vom neunten auf den 13. Rang zurück. Auch Debütant Stephan Leyhe auf Platz 16, Routinier Michael Neumayer als 23. und Andreas Wank, der 30. wurde, sammelten Weltcup-Punkte.

Der Team-Olympiasieger profitierte im ersten Durchgang vom K.o.-Modus, weil er sein Duell gegen den Polen Dawid Kubacki trotz magerer 118,5 Meter gewann. Daniel Wenig, der mit 122,5 Metern besser war als Wank, unterlag dagegen dem Tschechen Jan Matura und schied aus.

Tournee-Ende für Wank

Für Team-Olympiasieger Andreas Wank ist die 63. Vierschanzentournee vorzeitig beendet. Nach zwei schwachen Auftritten in Oberstdorf und Garmisch-Partenkirchen hat Bundestrainer Werner Schuster den 26-Jährigen aus der siebenköpfigen Weltcup-Mannschaft verbannt und stattdessen Daniel Wenig aus der nationalen Gruppe für die weiteren Tournee-Stationen in Innsbruck und Bischofshofen nominiert.

„Wanks Olympia-Bonus ist aufgebraucht. Er kommt nicht vom Fleck. Man hat nicht das Gefühl, dass er noch mal eine Rakete zünden kann“, begründete Schuster am Donnerstag seine Entscheidung. Wank muss nun im Continental Cup einen neuen Anlauf nehmen. Wenn er in der zweiten Liga des Skispringens gute Leistungen anbiete, sei laut Schuster eine Rückkehr in den Weltcup Ende Januar in Sapporo denkbar.

Eine zweite Chance erhält dagegen Markus Eisenbichler. „Wir lassen ihn im Team, obwohl er bis jetzt desaströse Leistungen angeboten hat. Aber er hat schon die WM-Norm und ist ein wichtiger Springer für uns“, erklärte Schuster.