Hamburgs Vorzeigeruderer gewinnt mit dem Deutschland-Achter auf der Binnenalster Rennen und weitere Sympathien.

Hamburg. Hier noch ein Interview, dort ein gemeinsames Foto, und ein Autogramm darf es auch noch sein – Eric Johannesen war wieder einmal der gefragteste Mann bei der dritten Auflage des E.on Hanse AlsterCups. Der Hamburger Vorzeigeruderer, Olympiasieger von 2012, wurde am Sonnabend aber nicht nur den Erwartungen an Land, sondern wie erhofft auch auf seinem sportlichen Element, dem Wasser, gerecht. Mit dem Deutschland-Achter verteidigte der 26-Jährige den Titel auf der 270 Meter kurzen Regattastrecke auf der Binnenalster entlang des Neuen Jungfernstiegs erfolgreich.

Dreimal war der Deutschland-Achter am Sonnabendnachmittag am Start, sicherte sich in der Qualifikation die zweitbeste Zeit unter den fünf Booten. Damit war die direkte Qualifikation für das Halbfinale geschafft. Hier gab es ein bis zum Schluss enges Rennen gegen den Achter der USA. Mit bloßem Auge war es für das Kampfgericht nicht zu erkennen, welches Boot mit seinem Bugball als Erstes die imaginäre Ziellinie überquert hatte. Die Zuschauer mussten erst recht auf die Ansage des Regattasprechers warten, um zu wissen, ob es Grund zur Freude gab. Nach einigen Momenten wurden sie erlöst. Einen Vorsprung von 19 Hundertstelsekunden Vorsprung ermittelte das Wettkampfgericht für das deutsche Boot.

Kaum weniger eng wurde es im Finale gegen den polnischen Achter. Hier waren es am Ende 28 Hundertstel Vorsprung für das deutsche Vorzeigeboot, das in diesem Jahr Europameister und unter fragwürdigen Bedingungen „nur“ Vizeweltmeister geworden war. Im Vergleich zur WM fuhr der Deutschland-Achter auf der Binnenalster in einer auf drei Positionen veränderten Besetzung.

„Es war zu erwarten, dass es gegen den WM-Dritten Polen knapp werden würde. Sie haben einige sehr erfahrene Ruderer, jetzt sind ein paar sehr gute junge hinzugekommen. In den vergangenen Jahren waren sie oft im Finale von großen Titelkämpfen und haben eine Medaille nur knapp verpasst“, sagte Johannesen. Im deutschen Boot saß auch der Rendsburger Lauritz Schoof, 23, der sich in diesem Jahr nach einem Bandscheibenvorfall intensiver seinem Studium gewidmet hatte. Jetzt kehrte der Olympiasieger im Doppelvierer zur Hamburger Veranstaltung sowie zum E.on Hanse Cup am Sonntag auf dem Nord-Ostsee-Kanal in Rendsburg in den Achter zurück. Erst am Freitag hatte Schoof in Bochum seine Prüfung zum Physikum absolviert und war danach in der Nacht zum Sonnabend in Rendsburg eingetroffen, wo seine Kollegen bereits seit Donnerstag trainierten.

Mit Johannesen feierte Schoof am Sonnabend noch einen zweiten knappen Sieg. Im Gig-Achter-Rennen „Politik und Wirtschaft“ gegen „Medien“ verstärkten die beiden das mit Sportsenator Michael Neumann besetzte Boot. Auch Hamburgs Ruderlegende, der fünfmalige Einer-Weltmeister Peter-Michael Kolbe, 61, war hier mit an Bord.

„Diese Veranstaltung auf der Binnenalster und das Rennen auf dem Nord-Ostsee-Kanal sind immer ein schöner Abschluss der Saison. Es macht Spaß, so nah an den Zuschauern Rennen zu fahren“, sagte Johannesen. Jetzt aber freut er sich auf den Urlaub. Zunächst wird er mit HSV-Hürdensprinter Helge Schwarzer, der ebenfalls dem „Team Hamburg“ angehört, nach Las Vegas fliegen. „Direkt im Anschluss geht es noch nach Ägypten zum ,Champion des Jahres‘ im Robinson Club Soma Bay“, erzählte er. Schon im Oktober beginnt dann das Grundlagentraining für die vorolympische Saison 2015.

Den letzten Erfolg 2014 fuhr der Athlet vom RC Bergedorf am Sonntagnachmittag auf dem Nord-Ostsee-Kanal heraus. Das deutsche Boot setzte sich bei der 14. Auflage klar vor den Niederlanden und dem WM-Vierten USA durch. „Es war wichtig, bei dem Gegenwind nicht zu überziehen“, sagte Bundestrainer Ralf Holtmeyer. Der Kanal-Cup von Breiholz nach Rendsburg über 12,7 Kilometer gilt als härtestes Ruderrennen der Welt. Die Deutschen gewannen es jetzt zum elften Mal.

Neben den Achtern ermittelten am Sonnabend auch fünf Einer-Ruderer auf der Alster ihren Schnellsten. Dabei setzte sich im Finale der beeindruckend athletische Kubaner Angel Fournier Rodriguez gegen den deutschen Star Marcel Hacker (Magdeburg) durch. Platz drei erkämpfte der Hamburger Junioren-Weltmeister und Jugend-Olympiasieger Tim-Ole Naske, 18.

Das gelungene Bild der Veranstaltung rundete erneut der letzte Renntag der Ruder-Bundesliga ab. Bei Männern und Frauen gewann der Crefelder RC. Die Hamburger Achter von Favorite Hammonia (6.) und Aufsteiger Team Lombardium (9.) bei den Männern und die Hamburg Sprinter (8.) und die RG Hansa (9.) bei den Frauen hatten in dieser Saison mit der Meisterschaftsentscheidung nichts zu tun.