HSV-Weitspringerin Nadja Käther denkt über einen Disziplinwechsel nach.

Hamburg. Wäre alles so gelaufen, wie es auch hätte laufen können, hätte also Nadja Käther sich zum Beispiel nicht getraut, bei jedem Sprung das Bein zu setzen und lange zu fliegen, dann, ja dann wüsste sie, was sie jetzt zu tun hätte: nämlich sich auf den Weitsprungwettbewerb bei den deutschen Leichtathletikmeisterschaften in zwei Wochen in Ulm vorbereiten. Aber Nadja Käther traute sich, sie zog am Sonnabend alle sechs Dreisprungversuche voll durch, obwohl es ihre ersten aus 15 Anlaufschritten waren, und verbesserte ihre Bestweite auf 13,56 Meter. Das reichte, um bei den norddeutschen Meisterschaften in der Jahnkampfbahn hinter der Göttingerin Neele Eckhardt (13,67) Zweite zu werden.

Jetzt aber hat die 25-Jährige vom HSV ein Problem: Soll sie versuchen, es in drei Sprüngen zur EM im August in Zürich zu schaffen? In ihrer Spezialdisziplin ist die Lage fast aussichtslos. Ihr Saisonrekord (6,59) ist elf Zentimeter von der Norm entfernt und mehr als 20 von den drei besten Deutschen. Vor vier Jahren hatten ihr noch 6,66 Meter für einen EM-Startplatz genügt. „Ich hänge etwas hinterher, weil ich wegen Verletzungen erst später ins Techniktraining einsteigen konnte“, sagt Käther, „aber ich weiß, dass ich die Norm springen und mich mit den Mädels um den Sieg kabbeln kann.“

Sie weiß allerdings auch, dass die Konkurrenz in ihrer neuen Schnupper-disziplin Dreisprung nicht annähernd so groß ist. Bislang haben nur Katja Demut (Jena) und Jenny Elbe (Dresden) die Norm von 14,20 Meter knapp erfüllt. Käthers übergetretener erster Versuch am Sonnabend war bereits rund 14 Meter weit. „Man sieht, dass Nadja das Potenzial hat“, sagt Trainer Uwe Florczak. Was fehlt, sind einige Hundert Mehrfachsprünge im Training und jegliche Erfahrung mit dem vollen Anlauf.

Ein Doppelstart in Ulm ist praktisch ausgeschlossen. Beide Disziplinen sind für Sonntag, den 27. Juli angesetzt, der Dreisprung um 12.45 Uhr, der Weitsprung um 16.35 Uhr.

Hochspringer Raúl Spank aus Dresden, WM-Dritter von 2009 im Hochsprung, gab nach langer Verletzungspause in Hamburg mit 2,17 Metern seinen Saisoneinstand.