Nach Verletzungen und Rückschlägen meldet sich die Weitspringerin vom HSV zum Saisoneinstand mit persönlicher Bestleistung in der Spitze zurück.

Hamburg. Sehr spät an diesem Sonnabend wird Nadja Käther noch in der Hamburger Leichtathletikhalle anzutreffen sein. Der Weitsprung der Frauen steht zwar schon für 16 Uhr auf dem Programm der norddeutschen Meisterschaften und Käther mit Startnummer 217 auf der Meldeliste. Aber sie hat ihre Planung kurzfristig umgestellt und sich stattdessen für 21 Uhr, wenn die Wettkämpfe längst beendet sind, Training verschrieben.

Konnte ja auch niemand ahnen, dass es vergangenen Sonntag so laufen würde. Endlich wieder ein paar Wettkampfsprünge zu machen, ohne an die Schmerzen denken zu müssen, das war Käthers bescheidenes Ziel für die Landesmeisterschaften gewesen. Und dann das: 6,68 Meter, Hamburger Rekord, persönliche Bestleistung. Nur drei Frauen sind in dieser Hallensaison weiter gesprungen – weltweit.

„Ich war selbst geschockt“, sagt Käther, 25. Der ganze seelische Ballast der vergangenen beiden Jahre, die Zweifel am eigenen Körper, die Enttäuschung über den geplatzten Olympiatraum, die Zukunftssorgen nach dem Abstieg aus der Spitzenkaderförderung, die drängende Frage, ob sie nach ihrem Lehramtsstudium nicht lieber auf ihren beruflichen Werdegang setzen sollte – all das sei an diesem grandiosen Wochenende von ihr abgefallen. „Jetzt stehen wieder alle Türen offen“, sagt Käther.

Nicht nur im Weitsprung. Schon am Sonnabend trug es sie im Dreisprung auf glänzende 13,50 Meter, dabei wollte Käther diese Disziplin doch nur einmal ausprobieren, aus lediglich elf Anlaufschritten. Mit einem Mal war die Leichtigkeit wieder da, die die 1,78-Meter-Frau vom HSV schon in jungen Jahren zu einer der besten deutschen Weitspringerinnen hatte werden lassen. Und die sie schon fast verloren hatte.

Denn da waren ja immer diese Schmerzen in den Adduktoren, vor allem beim Sprinten. Von Arzt zu Arzt, von Therapeut zu Therapeut sei sie getingelt, quer durch die Republik. Aber erst als sie begann, sich zusätzlich nach dem Training behandeln zu lassen, wurde es besser, jeden Tag ein bisschen.

Restschmerz von zehn Prozent

Ein Restschmerz von zehn Prozent sei noch zu spüren im linken Oberschenkel, aber Käther kann damit umgehen: „Ich habe eingesehen, dass es im Leistungssport nicht ohne geht.“ Im Wettkampf habe sie davon nichts gemerkt. Erst am 8. Februar will sie wieder starten, beim nationalen Meeting in Bielefeld. „Mein Trainer Uwe Florczak und ich haben gesagt, dass wir nach dem tollen Wettkampf die Form erst mal im Training festigen wollen.“

Um bei der Hallen-WM am zweiten Märzwochenende in Sopot (Polen) dabei zu sein, fehlen ihr noch zwei Zentimeter. Es würde in der Szene niemanden wundern, wenn Nadja Käther auch die 6,70 Meter noch schafft. Sie selbst am wenigsten: „Ich kann ja vom Trainingsaufbau her noch gar nicht in Topform sein.“ Das lässt auf große Sprünge hoffen. Vielleicht auch im Dreisprung. 13,50 Meter, erzielt gleichsam aus dem Stand, sind zu gut, als dass man es dabei bewenden lassen sollte. Gut möglich, dass sie sich bei den deutschen Meisterschaften in zwei Wochen in Leipzig in beiden Disziplinen versucht. Spaß daran hätte sie bestimmt. Und das ist ihr das Wichtigste.

Der Hamburger Verband hat seinen Jugendtrainer Wulf-Axel Struckmeier zum leitenden Landestrainer befördert. Er folgt auf Klaus Jakobs, der die vakante Position des Geschäftsführers übernimmt und zudem künftig den DLV-Bundesstützpunkt leitet.