Der ehemalige Eimsbütteler Bezirksamtsleiter wurde Sonnabend gewählt. Alfons Hörmann, Präsident des Olympischen Sportbundes, mahnte den HSB zur Geschlossenheit, soll Hamburgs Olympiatraum nicht vorschnell platzen

Hamburg. Beim Hamburger Sportbund (HSB) beginnt eine neue Ära. Die Mitgliederversammlung des Verbandes wählte am Sonnabendnachmittag im Emporio-Hochhaus am Dammtorwall den Juristen Dr. Jürgen Mantell, 70, für die nächsten vier Jahre zum neuen Präsidenten von Hamburgs größter Personenvereinigung. Im HSB sind 574.000 Mitglieder in 802 Vereinen und 54 Fachverbänden organisiert. Günter Ploß, 66, der bisherige Amtsinhaber, wurde anschließend einstimmig zum Ehrenpräsidenten ernannt. Ploß, derzeit noch Sprecher der 16 deutschen Landessportbünde, hatte nach neun Jahren an der Spitze des HSB erst am Donnerstagabend auf eine weitere Amtszeit verzichtet. Die großen Vereine und Verbände hatten ihn massiv zum Rückzug gedrängt.

Mantell war von 1996 bis 2010 Bezirksamtsleiter in Eimsbüttel und in den vergangenen zwei Jahren HSB-Vizepräsident für Sportinfrastruktur. Er ist ein ehemaliger Hockeyspieler des HTHC und inzwischen Mitglied des Eimsbütteler Turnverbandes (ETV), Hamburgs viertgrößtem Verein mit rund 12.000 Sportlern. Der ehemalige SPD-Politiker will dem HSB in den nächsten Jahren professionellere Strukturen verpassen, das Hauptamt stärken und dem Sportbund in der Stadt, bei den Parteien und im Senat mehr Gehör und vor allem mehr Gewicht verschaffen. Das ist mit dem Wunsch der Vereine und Verbände verbunden, künftig auch mehr Geld für die immer stärker wachsenden Aufgaben des organisierten Sports zu erhalten. Stichworte sind Integration, Inklusion und Sozialarbeit. Die Clubs seien schließlich wichtige Kräfte, die eine in vielen Bereichen auseinanderdriftende Gesellschaft zusammenhalten können.

„Die Vereine sind tragende Säulen der Stadtteilstruktur“, sagte Mantell, „ihre Bedeutung muss auch nach außen hin angepasst werden.“ Um dieses Ziel zu erreichen, werde er sein politisches und gesellschaftliches Netzwerk nutzen. Der mit der Stadt vor einer Woche geschlossene Sportfördervertrag für die Jahre 2015/2016 wurde dann auch erst nach langer Diskussion, am Ende aber mit überwältigender Mehrheit, von der Versammlung gebilligt. Der Tenor blieb dennoch eindeutig: Bei den nächsten Verhandlungen muss ein noch besserer Abschluss erzielt werden. In den nächsten beiden Jahren erhält der HSB pro Jahr 10,92 Millionen Euro von der Stadt, das sind netto 430.000 Euro zusätzlich, 100.000 Euro davon für den Leistungssport, 330.000 Euro für die Fachverbände und für Übungsleiterzuschüsse. Darüber hinaus kassiert der Hamburger Fußballverband 1,3 Millionen Euro von der Stadt, 20.000 Euro mehr als zuletzt.

Dem künftigen HSB-Präsidium gehören weiter die bisherigen Vizepräsidenten Thomas Fromm, 70 (Breitensport), Klaus Widegreen, 66 (Leistungssport), und die bei der Versammlung abwesende Ronja Kieslich, 24 (Hamburger Sportjugend), an. Neu ins Team wurden der ehemalige Hamburger Sportamtsleiter Prof. Hans-Jürgen Schulke, 68 (Vereins- und Verbandsentwicklung), Holger Hansen, 63 (Finanzen), und Angela Braasch-Eggert, 64 (Frauen im Sport und Sportinfrastruktur) gewählt, Hansen sogar einstimmig.

Ehrengast der HSB-Mitgliederversammlung war – neben Hamburgs Sport- und Innensenator Michael Neumann (SPD) und Bürgerschaftsvizepräsident Dr. Wieland Schinnenburg (FDP) – Alfons Hörmann, 53, der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB). In seinem Grußwort mahnte Hörmann, ein geradliniger Mann und Freund klarer Ansagen, den HSB zu größerer Geschlossenheit nach den internen Machtkämpfen der vergangenen Wochen und Monaten um das Amt des Präsidenten: „Wenn es Ihnen nicht gelingt, die Reihen zu schließen, dann wird eine mögliche Olympiabewerbung Hamburgs nur ein Traum bleiben, der schnell platzen könnte.“ Das dann fast einstimmige Votum bei der Wahl Mantells demonstrierte später jenen wieder gewonnenen Zusammenhalt im HSB, den Hörmann angemahnt hatte.

Prinzipiell stellte der DOSB-Präsident Hamburg aber ein gutes Zeugnis bei seinen bisherigen Bemühungen um eine Olympiabewerbung aus. Die Stadt sei mit dem nötigen Sportsgeist in den Wettbewerb mit Berlin gegangen. „Hamburg, Bürgermeister Olaf Scholz und Sportsenator Michael Neumann, ist es gelungen, in der Startphase keinen Fehler zu machen“, sagte Hörmann. Das verdiene deshalb seinen Respekt, weil dies nicht jedem gelungen sei.

Das Präsidium des DOSB will auf seinen Sitzungen im September und Oktober entscheiden, ob es für 2024 oder 2028 eine deutsche Kandidatur für Olympische Sommerspiele geben soll. Entschließt sich der DOSB, schon für 2024 anzutreten, würde auch die Ausrichterstadt benannt. Dem Präsidiumsvorschlag müsste am 6. Dezember die Mitgliederversammlung des DOSB in Dresden zustimmen. Eine Bewerbung für 2024 muss bis Ende des Jahres 2015 beim Internationalen Olympischen Komitee (IOC) in Lausanne (Schweiz) eingereicht werden.

Um Hamburgs Olympiapläne besser kennen zu lernen, hatten Senator Neumann und Hamburgs Oberbaudirektor Prof. Jörn Walter Hörmann am Sonnabendnachmittag zu einer Fahrradtour durch die HafenCity und auf die Elbinsel Kleiner Grasbrook eingeladen. Auf dem Kleinen Grasbrook plant die Stadt das Olympiazentrum mit Olympiastadion, Schwimm- und Mehrzweckhalle, Velodrom und olympischem Dorf. Das Wetter spielte mit. Während der Besichtigungstour blieb es trocken. Hamburg zeigte sich bei bedecktem Himmel zwar nicht von seiner schönsten Seite, aber Eindruck hinterließ der Ausflug wohl dennoch.

Den mit 2000 Euro dotierten Fritz-Bauer-Preis erhielt der SC Urania (686 Mitglieder) für sein Integrationsangebot „Frauensport international“.