Günter Ploß will auf eine Kandidatur für eine vierte Amtszeit verzichten. Jürgen Mantell, bisher HSB-Vizepräsident, soll am Sonnabend zum seinem Nachfolger gewählt werden.

Hamburg. Manchmal in den vergangenen Monaten war Günter Ploß, 66, fest davon überzeugt, dass die Steigerung von Freund, Feind, Parteifreund nur Sportsfreund sein könnte. Der Präsident des Hamburger Sportbundes (HSB) fühlte sich Intrigen selbst ehemaliger Vertrauter ausgesetzt, die offenbar nur ein Ziel kannten: seine Wiederwahl an diesem Sonnabend zu verhindern. Bis vor wenigen Tagen war Ploß dann auch entschlossen, seinen Widersachern zu trotzen und morgen auf der HSB-Mitgliederversammlung (11 Uhr, Emporio-Hochhaus, Dammtorwall 15, Nähe U-Bahn Gänsemarkt) für eine vierte Amtszeit zu kandidieren, um eine Spaltung des HSB zu verhindern.

Am Donnerstag nun hat er seine Meinung geändert. Im Gespräch mit Boris Schmidt, Sprecher der 26 Topsportvereine mit mehr als 2000 Mitgliedern, und Paul-Gerhard Wienberg-Schaper, Vorsitzender des 155.000 Mitglieder starken Verbandes für Turnen und Freizeit, erklärte Ploß, weitere Eskalationen vermeiden zu wollen. „Es war eine mehrstündige, konstruktive Unterredung“, sagte Ploß dem Abendblatt, „wir werden Sonnabend eine für alle annehmbare Lösung präsentieren.“

Wer den Hamburger Sportbund, (574.665 Mitglieder, 802 Vereine und 54 Fachverbände) führen soll, darüber herrscht jetzt Einigkeit: Dr. Jürgen Mantell, 70, bislang HSB-Vizepräsident. Der ehemalige Eimsbütteler Bezirksamtsleiter (1996 bis 2010) ist der Wunschkandidat vieler großer Vereine und Verbände. Weil er bei Ploß im Wort stand, nicht gegen ihn anzutreten, gab es keinen Wahlkampf. Die von den Topsportvereinen geplante Variante, Ploß Sonnabend im ersten Wahlgang durchfallen zu lassen und Mantell im zweiten als Alternative zu präsentieren, empfanden selbst Mantell und seine Parteigänger „als unglücklich“. Daher drängten sie Ploß seit mehr als einem halben Jahr zum Verzicht. Der erfolgte jetzt.

Mantell hat für den anstehenden Machtwechsel bereits sein Schattenkabinett gebildet. Ihm gehören die bisherigen HSB-Vizepräsidenten Thomas Fromm, 70 (Breitensport), Klaus Widegreen, 66 (Leistungssport), und Ronja Kieslich, 24 (Hamburger Sportjugend), an. Neu ins Team sollen der ehemalige Hamburger Sportamtsleiter Prof. Hans-Jürgen Schulke, 68 (Vereins-/Verbandsentwicklung), Holger Hansen, 64 (Finanzen), und Angela Braasch-Eggert, 64 (Frauen im Sport und Sportinfrastruktur), kommen. Mantell will die Dekadenstrategie des Senats weiterentwickeln, beim HSB das Hauptamt stärken und dem Verband neue Strukturen verpassen, die ihn die Lage versetzen, schneller und gezielter zu handeln.

Ploß hatte zuletzt ähnliche Pläne. Sie kämen aber zu spät und nur unter Druck zustande, sagten seine Gegner. Auch Ploß wollte eine Kommission einsetzen, die Vorschläge für eine Strukturreform erarbeitet, und auf dem Verbandstag sollte in Anwesenheit Alfons Hörmanns, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes, eine Resolution zur Unterstützung einer möglichen Hamburger Olympiabewerbung verabschiedet werden. Zudem glaubte Ploß, dass der von ihm mit ausgehandelte Sportfördervertrag für 2015/2016 Vereine und Verbände finanziell erheblich besserstellt. „Er hat seine Verdienste“, sagt Boris Schmidt, „doch wir glauben, dass Mantell teamfähiger ist und noch mehr bewirken kann.“