Die deutsche Hockeynationalmannschaft hat nur noch vage Hoffnungen auf das Halbfinale. Trainer Weise will erst nach der Partie am Dienstag gegen Südkorea über Halbfinalchancen sprechen. Argentinien gewinnt.

Den Haag. Die Pflichtaufgabe war mit Bravour erfüllt worden, dennoch war Markus Weise nicht gewillt, seine Sichtweise zu ändern. Nach den 0:1-Niederlagen gegen Argentinien und die Niederlande hatte der Cheftrainer der deutschen Hockeyherren angekündigt, erst am Dienstagabend nach Abschluss der Gruppenspiele bei der WM in den Niederlanden auf die Tabelle zu schauen und dann zu gucken, wozu es für sein Team gereicht haben sollte. Und genau dieses Vorhaben bekräftigte er nach dem 5:3 (3:1)-Erfolg gegen Neuseeland am Pfingstsonntag. „Wir haben den ersten Teil unserer Aufgabe erfüllt. Jetzt müssen wir am Dienstag Südkorea schlagen, danach bin ich bereit, über unsere Halbfinalchancen zu reden“, sagte Weise.

Fans und Medien ist der Blick auf die Tabelle natürlich schon früher gestattet, und dieser war am Sonntagmorgen schon erfreulicher. Dank des besseren Torverhältnisses verdrängten die Deutschen Neuseeland vorübergehend vom zweiten Rang hinter Gruppenprimus Niederlande und konnten hoffen, dass Argentinien am Sonntagmittag gegen Südkorea patzen und damit hinter ihnen bleiben würde. Doch diesen Gefallen taten ihnen die Südamerikaner nicht. Mit einem 5:0-Kantersieg schlossen sie nach Punkten zu den Niederlanden auf. Bleibt einzig die vage Hoffnung, dass Tabellenschlusslicht Südafrika die Gauchos zum Vorrundenabschluss am Dienstag stoppt. Ein deutscher Sieg gegen die Koreaner (13 Uhr) würde dann das erste Verpassen eines WM-Halbfinales seit 1971 abwenden.

Dass Trainer und Spieler so weit noch nicht denken wollten, war allerdings verständlich. Vielmehr überwog die Freude darüber, dass gegen die „Black Sticks“ die bislang beste Turnierleistung gelungen war. Beflügelt vom frühen Führungstor durch Florian Fuchs vom Uhlenhorster HC, der in der 2. Spielminute einen Pass von Linus Butt volley mit der Vorhand unter die Latte gehämmert und damit die einwöchige Torflaute beendet hatte, übernahm der Olympiasieger von Beginn an die Kontrolle über den Gegner. Vor allem das Zusammenspiel im Mittelfeld funktionierte viel besser, dadurch wurden Löcher in die Abwehr der „Kiwis“ gerissen, die eine Reihe bester Torchancen ermöglichten. Eine davon nutzte der Berliner Martin Zwicker nach einem schönen Solo (31.) zum 2:0.

Neuseeland kam kurz vor der Pause mit seiner zweiten Strafecke durch Andy Hayward zwar zum Anschluss, mit dem Pausenpfiff erarbeiteten sich die Deutschen jedoch ihre einzige Strafecke der Partie, die der Kölner Christopher Zeller, der in der 22. Minute einen Siebenmeter übers Tor geschossen hatte, zum 3:1-Halbzeitstand nutzte. Nach der Pause ließen Weises Mannen den Gegner kaum noch ins Spiel kommen und bauten ihre Führung durch Zwicker (40.) und den Mülheimer Benedikt Fürk (57.) auf 5:1 aus. Dass ein kleiner Spannungsabfall zum Spielende den Neuseeländern zwei weitere Eckentore durch Hayward ermöglichte, drückte Weises Laune nur unwesentlich.

„Da ich nicht auf die Tabelle schaue, rede ich auch nicht über das Torverhältnis. Vielleicht wäre ich ein noch glücklicherer Mensch, wenn wir die beiden Tore nicht gefangen hätten, aber in erster Linie bin ich stolz auf die Mannschaft, dass sie den Druck des Gewinnenmüssens so gut weggesteckt hat“, sagte der Bundestrainer. Die Frage, ob der Sieg der benötigte Brustlöser war, um noch rechtzeitig die Kurve zu kriegen, bejahte Kapitän Max Müller mit Vehemenz. „Es war wichtig für uns alle, dass wir heute all das besser gemacht haben, was zuletzt nicht so lief. Wir hatten das Spiel 70 Minuten lang im Griff und können zufrieden sein“, sagte der Nürnberger.

Torjäger Fuchs blickte nach dem Abpfiff bereits auf die Aufgabe gegen Korea voraus. „Wenn wir gegen die genauso schnell kombinieren und den Ball laufen lassen, dann werden sich Räume auftun, die wir nutzen können“, sagte er. Welthockeyspieler Tobias Hauke vom Harvestehuder THC sah das ähnlich. „Uns war heute wichtig, dass wir beweisen konnten, dass wir trotz der beiden Niederlagen eine sehr gute Mannschaft sind. Wenn wir Südkorea besiegen und es fürs Halbfinale reicht, sind wir glücklich. Wenn nicht, wissen wir, warum es nicht gereicht hat. Aber im Moment geht es nur darum, dass wir auf uns schauen und unseren Job machen.“ Machen sie ihn so wie am Sonntag, ist alles möglich.