Die Hamburger Kampfsportikone Ralf Stege hat sich vom Topkämpfer zum gefragten Manager entwickelt. Am Sonnabend feiert er mit seinem achten „Day of Destruction“ zehnjähriges Promoterjubiläum.

Hamburg. Dass einer, der sich allein 21-mal den Nasenknorpel gebrochen hat, in diesen Tagen den Kragen seiner Funktionsjacke hochschlägt, um sich nicht zu erkälten, überrascht. Aber Ralf Stege hat dafür eine einleuchtende Erklärung. „Wenn ich Stress habe, sacke ich mir sofort was auf, und das kann ich mir nicht erlauben“, sagt er. Stress, den hat der 45-Jährige wahrlich, denn an diesem Sonnabend (20 Uhr, Sporthalle Wandsbek) feiert er mit der achten Ausgabe seiner Veranstaltungsreihe „Day of Destruction“ (DoD) zehnjähriges Promoter-Jubiläum. Unter dem Motto „Europa gegen China“ treten einige der besten Kämpfer des Kontinents, darunter auch der Hamburger Polizeibeamte Dima Weimer oder Urgestein Olli Koch, gegen Asiens Elite an, und ohne Stege ginge nichts.

Der Hamburger hat kürzlich festgestellt, dass er in Dekaden lebt. Von Anfang der 1990er-Jahre bis 2002 war er der „Krieger mit dem Narbengesicht“, ein international anerkannter Thaiboxer, der 1995 sogar acht Monate im Herkunftsland seines Sports lebte und kämpfte. Nach dem Ende der Karriere baute er seine Kampfsportschule Siamstore an der Horner Landstraße auf, die er im Jahr 2000 gegründet hatte. Ihren Namen hat er in thailändischer Schrift auf seinen linken Unterarm tätowiert, er erinnerte ihn in der harten Zeit nach der Trennung von seiner thailändischen Ehefrau 2002 jeden Morgen daran, wofür es aufzustehen lohnte. Stege machte sich als Trainer einen Namen, stieg 2005 mit dem ersten DoD-Event in der Großen Freiheit ins Promotergeschäft ein.

Die aktuelle Dekade seines Schaffens begann Anfang 2013, als ihn der Trainer des Bremer Kämpfers Johann Dederer fragte, ob er sich vorstellen könne, nicht nur für seine eigenen Sportler Kämpfe zu vermarkten, sondern auch anderen dabei zu helfen. Und weil Stege das konnte, ist er nicht mehr nur Trainer und Promoter, sondern nun auch Manager, und als solcher so erfolgreich, dass ihm mittlerweile 14 Kämpfer aus sechs verschiedenen Kampfsportschulen vertrauen. Für eine kleine Provision organisiert und vermittelt Stege ihnen lukrative Auftritte, wobei das Wort lukrativ im K1 und Muaythai eher auf den sportlichen als den finanziellen Wert zu beziehen ist.

Stege reist mit seinem Team durch die ganze Welt, einmal im Jahr gibt es sogar ein dreiwöchiges Trainingslager in Thailand, aber den Durchbruch schaffte er 2011, als eine Abordnung des chinesischen Großveranstalters Wu Lin Feng einen seiner Kampfabende auf Fehmarn besuchte. Die Herren aus Asien waren begeistert, ein Jahr später schickten sie erstmals ein Team zum Ländervergleich China gegen Deutschland nach Hamburg. „Für mich war das der Türöffner ins internationale Geschäft, dadurch habe ich tolle Kontakte bekommen, aber auch einen solventen Partner“, sagt Stege. Die Chinesen helfen auch an diesem Sonnabend, damit Stege wenigstens die 100.000 Euro, die die Veranstaltung in Wandsbek kostet, decken kann. Eintrittsgelder und Sponsoring summieren sich nur auf rund 70.000 Euro.

Es ist die Leidenschaft für seinen Sport und seine Sportler, die ihn immer wieder ins Risiko gehen lässt – und die Hoffnung, dass sich seine Vision, das Profiboxen zu beerben, spätestens zum Ende der Dekade erfüllt haben wird. „Ich bin mir sicher, dass wir in ein paar Jahren einen Fernsehpartner haben werden. Wir bieten Qualität und ein sauberes Umfeld“, sagt er. Steges Verdienst ist, dass er seinen Sport salonfähig gemacht hat. Wo vor zehn Jahren 80 Prozent der VIP-Zuschauer aus dem Kiezmilieu kamen, sind es heute zum gleichen Prozentsatz Firmenkunden aus allen Branchen, die am Ring sitzen. „Ich habe niemanden bewusst rausgedrängt, aber ich bin froh, dass sich bei uns mittlerweile alle wohlfühlen“, sagt er. Dann schlägt er den Kragen seiner Jacke hoch. Es gibt ja immer noch so viel zu tun.