Die Ära des FC Barcelona scheint nach dem Viertelfinal-Aus in der Champions League beendet. Die Übermannschaft des vergangenen Jahrzehnts benötigt einen Umbruch – aber dem steht die Transfersperre der Fifa im Wege.

Madrid. Nach der Demütigung von Madrid schlich Lionel Messi mit gesenktem Blick und hängenden Schultern vom Feld. Übergeben musste sich der seit Monaten von einer rätselhaften Übelkeit geplagte Weltstar des FC Barcelona zwar diesmal nicht – die vernichtenden Schlagzeilen nach dem Viertelfinal-K.o. der Katalanen bei Atlético Madrid (0:1) dürften Messi dennoch sauer aufstoßen. „Ein schwerfälliges Barça, das unter der Ineffektivität von Messi litt“, schrieb die Tageszeitung Sport nach dem frühesten Ausscheiden des spanischen Meisters in der Königsklasse seit 2007.

Reflexartig beschwor die italienische Sportbibel La Gazzetta dello Sport „das Ende der Barcelona-Ära“ herauf. Fast schon dramatisch vor dem Hintergrund, dass der Klub nach der Fifa-Strafe wegen der Verpflichtung minderjähriger Talente aus dem Ausland für zwei Wechselperioden keine Transfers tätigen darf.

Dabei war die aktuelle Mannschaft nach Meinung von El Mundo Deportivo nur noch „eine Karikatur ihrer selbst“, ein „altes Barça“ (El País). Um Messis Hilflosigkeit an einem denkwürdigen Abend im Estadio Vicente Calderon zu dokumentieren, wurde auf die Laufleistung von „La Pulga“ (der Floh) verwiesen. Der Argentinier legte insgesamt nur 1,5 Kilometer mehr zurück als die 5,3 km von Barça-Torhüter José Manuel Pinto.

Trainer Gerardo Martino ahnte wohl schon, dass der sensible Messi als Sündenbock für das schmerzhafte Aus würde herhalten müssen. Der Coach versuchte deshalb, den viermaligen Weltfußballer nach der Niederlage gegen den Spitzenreiter der Primera División aus der Schusslinie zu nehmen. „Wir gewinnen und verlieren als Team. Nicht alles darf auf seinen Schulter liegen. Es gibt ja schließlich auch noch andere als Leo“, sagte Martino – und verwies auf Stars wie Cesc Fàbregas, Andrés Iniesta und Neymar. Doch Barça, das ist eben vor allem Messi.

Bewusst hatte Barcelona nach dem 1:1 im Hinspiel versucht, seinen Ausnahmekönner „aus dem Spiel“ zu nehmen, um so in der Zentrale Räume für dessen Kollegen zu schaffen. „Er sollte auf der rechten Seite 1:1-Situationen suchen“, erklärte Martino. Die besten Chancen neben Neymar hatte dann aber doch wieder Messi. Allerdings scheiterte der ausgewiesene Atlético-Experte, der zuvor in 19 Spielen gegen den Hauptstadtklub 20 Treffer erzielt hatte, zweimal knapp.

Barcelonas Kapitän Xavi gab sich trotzig und wollte den Abschied von Europas Bühne nicht so recht akzeptieren. „Wir haben Herz gezeigt, hatten vier, fünf klare Chancen und hätten ein Unentschieden verdient gehabt“, klagte der Mittelfeldspieler. Martino zeigte sich derweil überrascht von der Tatsache, dass sein Team auch nach dem frühen Rückstand durch Koke (5.) an die Wand gespielt wurde. Zumindest in den ersten 20 turbulenten Minuten. „Da war ein großer Unterschied zwischen beiden Mannschaften zu sehen. Letztlich hat es für uns nicht gereicht, weil wir unser Passspiel nicht so aufziehen konnten“, sagte der 51-jährige Argentinier. Ein größeres Lob für die defensivstarken Rojiblancos kann es kaum geben.

Barcelona, das die Champions League seit 2006 dreimal gewonnen hat, muss den Tiefschlag nun schnell abhaken. Bereits am Mittwoch soll der erste große Titel der Saison unter Dach und Fach gebracht werden: Im Pokal-Finale wartet in Valencia der Erzrivale Real Madrid. Und auch die Möglichkeit einer kleinen Revanche gegen Atlético könnte sich noch bieten – am letzten Spieltag der Primera División treffen sich die beiden derzeit führenden Teams in Barcelona zu einem möglichen Endspiel um den Meistertitel.

Die Statistik

Atletico: Courtois – Juanfran, Miranda, Filipe Luis, Godin – Tiago, Gabi – Koke, Garcia – Adrian (62. Diego) – Villa (79. Rodriguez). – Trainer: Simeone

Barcelona: Pinto – Alves, Bartra, Mascherano, Alba – Busquets – Xavi, Iniesta (72. Pedro) – Messi, Fabregas (61. Sanchez), Neymar. – Trainer: Martino

Schiedsrichter: Howard Webb (England)

Tor: 1:0 Koke (5.)

Zuschauer: 53.592

Gelbe Karten: Koke (2) – Busquets (2), Mascherano (2), Alves (2)

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