Der Niederländer übt deutliche Kritik an der Spielweise der Bayern zu Beginn der zweiten Halbzeit. Manchester ging folgerichtig in Führung, doch dann zündete der Titelverteidiger den Turbo.

München. Pep Guardiola genügte ein Wort, um die Leistung von Arjen Robben zu würdigen: „Ü-ber-ra-gend!“ Auf der großen Bühne Champions League lief der Turbo-Dribbler des FC Bayern beim 3:1 gegen Manchester United wieder einmal zur Hochform auf. Das wichtige 2:1 vorbereitet, das alles entscheidende 3:1 erzielt, der Niederländer personifizierte die wilde Entschlossenheit des Titelverteidigers auf dem beschwerlichen Weg ins nächste Finale.

„Das sind die Spiele, dafür spielst du Fußball. Das macht mir so Spaß. Dafür lebst du, dafür trainierst du“, erzählte der Matchwinner nach dem Schlusspfiff aufgekratzt und immer noch voller Adrenalin am „Sky“-Mikrofon. Das Traumziel ist nun ganz nah. „Jetzt haben wir nur noch einen Gegner bis nach Lissabon“, frohlockte Robben. Der Weg in die portugiesische Hauptstadt wird über Madrid (Real, Atletico) oder über London und seinen Ex-Club FC Chelsea führen.

Robben missfiel allerdings der Auftritt der Bayern zu Beginn der zweiten Halbzeit. „Wie wir aus der Pause rausgekommen sind, das war eine Katastrophe“, fand der Flügelstürmer deutliche Worte: „Das darf uns auf diesem Niveau nicht passieren.“ United ging folgerichtig durch das Traumtor von Evra in Führung, aber dann zündete Robben den Turbo. „Wir müssen jetzt eine Schüppe drauflegen und uns in den kommenden Spielen steigern“, mahnte Niederländer und ließ damit durchblicken, dass er nicht viel von Guardiolas Rotationsprinzip hält.

Im reifen Alter von 30 Jahren ist der holländische Flügelstürmer in der Form seines Lebens. Robben benötigte auch gegen Manchester nicht den Weckruf des 0:1. Bei ihm liefen die Zylinder von Anfang an auf voller Leistung. „Wenn Arjen in der ersten Hälfte den Ball bekam, immer geht, geht, geht“, schilderte Guardiola begeistert auf Deutsch.

Bisweilen brach bei Robbens Sololäufen auch gegen Manchester wieder jener Eigensinn durch. Früher stöhnte das ganze Stadion auf, wenn der Holländer nach dem x-ten Haken wieder einmal unbedingt das Tor alleine erzielen wollte und die besser postierten Nebenleute dabei übersah. Aber seit seinem Siegtor im Champions-League-Finale 2013 gegen Borussia Dortmund akzeptieren Teamkollegen und Zuschauer diese Spielweise des einzigartigen Angreifers, der viel mannschaftsdienlicher geworden ist und sich insbesondere in den großen Spielen niemals versteckt. Sein Sololauf zum 3:1 war der Klassiker, als Robben von rechts unwiderstehlich nach innen zog und schließlich erfolgreich mit dem starken linken Bein abschloss.

Eine besondere Nummer war auch das wichtige 2:1 von Müller, das Robben ausnahmsweise mit seinem schwächeren Fuß vorbereitete. Beim Jubel übermittelte er prompt einen Gruß Richtung Tribüne zum gesperrten Teamkollegen Bastian Schweinsteiger. „Er macht sich immer lächerlich über mein rechtes Bein“, klärte Robben auf. Beim Abschlusstraining habe er spaßeshalber immer mit dem rechten Fuß geflankt. Und Robbens Botschaft an Schweinsteiger fiel darum eindeutig aus: „Hier hast du einen mit dem rechten Bein!“