Philipp Kohlschreiber gilt als Enfant terrible im deutschen Herren-Tennis. Der 30 Jahre alte Augsburger scheint von einem Fettnäpfchen ins nächste zu treten. Nun versucht er seiner drohenden Suspendierung aus dem Davis-Cup-Team zu entgehen.

Berlin. Knapp zwei Monate nach dem Davis-Cup-Eklat von Frankfurt hat Philipp Kohlschreiber erstmals Reue gezeigt und auf den drohenden Rauswurf aus dem deutschen Team mit einer öffentlichen Entschuldigung reagiert. „Ich bleibe dabei, die Davis-Cup-Wochen sind etwas ganz Spezielles und ich hoffe, dass ich noch einmal vor so grandiosem Publikum wie in Frankfurt für Deutschland punkten kann“, sagte der 30 Jahre alte Augsburger am Freitag in einem Interview auf der Internetseite www.tennisnet.com.

Kurz vor dem sogenannten Versöhnungstag an diesem Sonntag in Frankfurt versucht Kohlschreiber mit seiner Verbaloffensive, aus der Ecke des Buhmanns des deutschen Herren-Tennis herauszukommen und den neuerlichen Zoff mit Bundestrainer Carsten Arriens zu relativieren. Der Teamchef hatte verärgert auf die Ankündigung Kohlschreibers reagiert, nicht im Sport- und Freizeitzentrum Frankfurt-Kalbach erscheinen zu wollen und auch eine dauerhafte Suspendierung des zweitbesten deutschen Profis nicht ausgeschlossen.

Alles sei ein Missverständnis, versuchte Kohlschreiber zu beschwichtigen. „Ich hatte von vornherein geplant zu kommen und das auch am Montag am Telefon nochmals wiederholt. Es gab letzten Endes ein Kommunikationsproblem, da ich lediglich habe ausrichten lassen wollen, dass ich den Showkampf nicht spielen kann“, sagte er. Es habe „nie zur Debatte“ gestanden, „dass ich nicht teilnehme“.

Wieder einmal widersprechen sich die Protagonisten. Noch am Donnerstag ließ der Deutsche Tennis Bund wissen: „Auch Philipp Kohlschreiber hat nun sein Erscheinen beim Tennis-Tag angekündigt, nachdem zunächst sein Management die Teilnahme abgesagt hatte.“

Ausführlich stellte der am Ellenbogen verletzte Kohlschreiber dar, wer wann wen gefragt oder darüber informiert habe, wie es mit dem Davis-Cup-Viertelfinale in Frankreich vom 4. bis 6. April aussieht. Fakt ist: Kohlschreiber wurde von Arriens nicht nominiert. Aktuell wollte der Teamchef nicht auf die neuerlichen Aussagen reagieren. „Ich werde mich am Sonntag dazu äußern“, sagte Arriens.

Nach den Absagen von Tommy Haas und Florian Mayer wird das deutsche Team in Nancy mit Tobias Kamke (Lübeck/Weltranglisten-92.) und den Debütanten Jan-Lennard Struff (Warstein/104.), Peter Gojowczyk (München/111.) und Doppel-Spezialist André Begemann (Frankfurt/Main) die starken Franzosen herausfordern. Er schaue die Matches zu Hause und „drücke die Daumen“, kündigte Kohlschreiber an.

Einen kompletten Neuanfang lehnt er – schon aus Eigeninteresse - ab. „Ein radikaler Umbruch von heute auf morgen ist aus meiner Sicht der falsche Weg, eher eine Kombi aus jung und alt“, sagte Kohlschreiber.

Nicht zum ersten Mal bescherte das Enfant terrible dem deutschen Tennis Negativ-Schlagzeilen. Am Rauswurf von Arriens-Vorgänger Patrik Kühnen war er nicht unbeteiligt, nachdem Kühnen ihn 2012 nach einem monatelangen Zwist nicht für das Davis-Cup-Abstiegsspiel gegen Australien berücksichtigt hatte. Arriens holte Kohlschreiber für die folgende Partie in Argentinien zurück. In Erinnerung sind auch seine verunglückte Olympia-Absage oder seine Dauerfehde mit Haas.

„Es ist mir immer eine Ehre, für mein Land zu spielen“, erklärte Kohlschreiber. Zu den Ereignissen beim Sieg gegen Spanien Anfang Februar, als er wie Haas und Mayer am Sonntag nicht zum Einzel antrat, sagte er jetzt endlich: „Das tut uns nach wie vor sehr leid.“ Ob das für ihn reicht, muss nun Bundestrainer Arriens entscheiden.