Tommy Haas aussortiert, Philipp Kohlschreiber und Florian Mayer unter Beobachtung - nach wochenlangem hartnäckigen Schweigen hat sich Davis-Cup-Teamchef Carsten Arriens aus der Versenkung zurückgemeldet.

Hamburg. Die Davis-Cup-Karriere von Tommy Haas ist Geschichte, auch Philipp Kohlschreiber und Florian Mayer sind nicht mehr gesetzt, wenn es darum geht, für Deutschland zu spielen. Im Gespräch mit ran.de hat Teamchef Carsten Arriens sein wochenlanges Schweigen beendet und sich deutlich positioniert. „Tommy Haas wird wohl nicht mehr für das deutsche Davis-Cup-Team antreten“, sagte Arriens: „Er wird jetzt 36 Jahre alt, und wie lange er noch spielen kann, ist sehr fraglich.“

Ob Arriens zusammen mit dem gebürtigen Hamburger Haas auch Kohlschreiber und Mayer in die Davis-Cup-Rente schicken wird, ließ der in die Kritik geratene Teamchef vorerst noch offen. „Bei Kohli und Flo Mayer, die auch beide schon 30 Jahre alt sind, wird man abwarten müssen, wie fit sie sich in Zukunft körperlich fühlen“, sagte er. Vielleicht sei das Team der Zukunft „eine Mischung aus einem oder zwei erfahrenen Spielern und den anderen Jungs. Das wird man alles noch sehen.“

Zuvor hatte der frühere Weltranglistenvierte Nicolas Kiefer nach den jüngsten Ereignissen rund um das deutsche Davis-Cup-Team einen sofortigen und dauerhaften Umbruch gefordert. „Wenn an der Absagenflut von Tommy Haas, Philipp Kohlschreiber, Florian Mayer und Daniel Brands etwas gut ist, dann der Zwang, dass Teamchef Carsten Arriens jetzt auf junge, ehrgeizige deutsche Spieler setzen muss“, schrieb der 36-Jährige in seiner ran.de-Kolumne. Haas (Schulter), Kohlschreiber (Ellenbogen), Mayer (Schambein) und Brands (Formschwäche) hatten in den letzten Tagen nacheinander ihren Verzicht auf eine Teilnahme in Frankreich bekundet.

Dass er für das Viertelfinale vom 4. bis 6. April in Nancy gegen Frankreich die vier Davis-Cup-Nobodies Tobias Kamke, Jan-Lennard Struff, Andre Begemann und Peter Gojowczyk nominiert hat, will Arriens allerdings nicht als Reaktion auf die teilweise skandalösen Ereignisse bei der Erstrundenpartie gegen Spanien in Frankfurt/Main verstanden wissen, als weder Haas noch Kohlschreiber oder Mayer zum dritten Einzel antreten wollten. Die vier jetzt Nominierten seien „jüngere Spieler, mit Potenzial nach oben und voller Ehrgeiz und Motivation, im Davis Cup für Deutschland zu spielen“.

Kiefer ging dagegen mit Haas und Co. hart ins Gericht. „Dass die Absagen von Haas, Mayer, Kohlschreiber und Brands kurz hintereinander erfolgten, überrascht mich nicht. Ich hatte sogar damit gerechnet“, sagte er. Mayers Absage wegen einer Schambeinentzündung klinge noch am glaubwürdigsten: „Kohlschreibers Ellenbogen-Probleme hingegen sind fragwürdig.“ Arriens müsse nun konsequent bleiben und auf eine neue Generation setzen: „Das kann nur gut und richtig für die Zukunft des deutschen Tennis sein.“

Arriens ließ mit seiner Nominierung und seinen Aussagen erahnen, dass er fest entschlossen ist, genau diese Linie zu verfolgen. Für Kamke, Struff, Begemann und Gojowczyk sei die Partie in Frankreich „eine enorm große Plattform und eine riesige Chance, sich zu präsentieren. Es wird darum gehen, sich Respekt zu erspielen. Und ich hoffe, dass sie sich alle so präsentieren, dass am Ende viele sagen werden: Die haben das in Frankreich ja viel besser gemacht, als ich das erwartet hätte.“ Seine Nominierung, so Arriens, vermittele sicherlich „eine Idee, in welche Richtung es in Zukunft gehen könnte“.

Vor allem den beiden jüngeren Spielern Struff (23) und Gojowczyk (24) wolle er die Chance geben, erste Erfahrungen im Davis-Cup-Team zu sammeln. „Natürlich wäre auch ein Benjamin Becker eine Option gewesen. Aber er ist eben auch schon 32 Jahre alt“, sagte Arriens. Seinen Verzicht auf Daniel Brands begründete Arriens mit dessen aktueller Formschwäche: „Er braucht jetzt erst einmal eine Auszeit. Das heißt nicht, dass ich nicht für die Zukunft mit Daniel plane. Der Davis Cup bedeutet ihm nämlich wirklich sehr viel.“