Im Viertelfinale des WTA-Turniers in Miami stand Angelique Kerber gegen die Nummer eins Serena Williams auf verlorenem Posten. Auch Benjamin Becker ist ausgeschieden. Damit ist keiner Deutscher mehr im Rennen.

Miami. Kerber war die Enttäuschung deutlich anzusehen. Eine gute Stunde lang hatte die deutsche Nummer eins „alles gegeben“, Serena Williams beim WTA-Masters in Miami die Stirn geboten, sie sogar ein paar Mal in Verlegenheit gebracht. Trotzdem stand nach 62 Minuten ein klarer 6:2, 6:2-Viertelfinalsieg für die Weltranglistenerste aus den USA.

Damit ist beim Turnier im Crandon Park kein deutscher Tennisprofi mehr vertreten. Benjamin Becker (Orscholz) unterlag im Achtelfinale dem Kanadier Milos Raonic mit 3:6, 4:6.

Fed-Cup-Spielerin Kerber erkannte die Überlegenheit der 17-maligen Grand-Slam-Siegerin nach der vierten Niederlage im fünften Duell mit Williams an. „Hut ab vor Serena. Sie hat einfach sehr gutes Tennis gespielt“, sagte „Angie“, die am Anfang nervös wirkte: „Wenn man Serena schlagen will, muss man immer sein bestes Tennis spielen. Sobald man wackelt, ist sie da.“

Zwar wehrte die Weltranglistenneunte Kerber die erste Breakchance von Williams im ersten Satz noch mit aggressivem Vorhandspiel ab, ein zweites Mal ließ sich die 32-Jährige jedoch nicht bitten. Mit einem ihrer gefürchteten Rückhandreturns nahm Williams ihrer Gegnerin den Aufschlag zur eigenen 3:1-Führung ab. Die Lokalmatadorin, die nur eine Stunde entfernt von Key Biscayne in Palm Beach Gardens wohnt, nutzte insgesamt vier ihrer sechs Breakchancen. Kerber indes ließ auch ihre einzige Chance verstreichen, Williams (sieben Asse) das Service abzunehmen.

Der Aufschlag hat sich in der Vergangenheit immer wieder als Problem von Kerber erwiesen, vor allem dann, wenn es gegen die Topspielerinnen ging. Dieses Mal gab die US-Open-Halbfinalistin von 2011 ihrer Gegnerin nur wenige direkte Chancen auf einen sofortigen Angriff. Trotzdem ärgerte sich Kerber nach dem Match über ihre vier Doppelfehler zur Unzeit: „Die kamen immer, wenn es wichtig war.“

Fed-Cup-Teamchefin Barbara Rittner glaubt trotzdem, dass ihre beste Spielerin auf dem richtigen Weg ist. „Vor allem im Training sieht man die Fortschritte beim Aufschlag. Aber es nicht immer leicht, das im Match auch umzusetzen“, sagte Rittner in Miami dem SID.

Doch es war beileibe nicht alles negativ an diesem Abend. Wenn der Ball mal im Spiel war, zeigte Kerber, dass sie die Mittel hat, um Williams von der Grundlinie zu gefährden. Mit der Vorhand schlug sie mehr Winner als ihre Gegnerin. Das Publikum freute sich hörbar, wenn die eingefleischte Kämpferin Kerber wieder einmal einen vermeintlichen Gewinnschlag von Willams zurück übers Netz hievte.

So war die 26-jährige dann trotz der anfänglichen Enttäuschung auch zufrieden mit ihrem Auftritt in Florida: „Ich habe hier zum ersten Mal das Viertelfinale erreicht. Im Großen und Ganzen war es ein gutes Turnier von mir.“

Als nächstes steht für Kerber das Fed-Cup-Halbfinale in Brisbane (19./20. April) gegen Gastgeber Australien auf dem Programm. Trotz der langen Reise und dem ungünstigen Termin unmittelbar vor dem Heimturnier in Stuttgart (21. bis 27. April) freut sie sich auf den Trip nach Down Under: „Wir sind im Halbfinale. Das ist eine große Sache. Es wird anstrengend, aber wenn wir den Fed Cup gewinnen wollen, müssen wir da durch“, sagte die Linkshänderin: „Mit dem Teamgeist, den wir in Bratislava gezeigt haben, können wir Australien schlagen.“

Benjamin Becker entnervten derweil vor allem die 15 Asse des 1,95 Meter großen Raonic. Besonders im ersten Satz fühlte sich der 32-Jährige aus Orscholz geradezu chancenlos gegen die Nummer zwölf des Rankings. „Ich konnte seinen Aufschlag gar nicht returnieren“, klagte Becker. Insgesamt acht Breakchancen hatte die Nummer 93 gegen den an Position zwölf gesetzten Raonic. Der als Lucky Loser ins Hauptfeld gerückte Deutsche konnte keine einzige davon nutzen.